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Sigi Wulle und die Bankräuber

Sigi Wulle und die Bankräuber

Titel: Sigi Wulle und die Bankräuber
Autoren: Heinrich Kraus
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lief an der Spitze, dann ich und hinter mir Kitty und Karlchen, der erbärmlich schnaufte, weil er körperliche Anstrengungen nicht vertrug. Er hatte auch Angst, wie seine Kumpane, und erschrak bei jedem Geräusch: wenn ein Zweig knackte, ein Baum knarrte oder ein Kauz schrie.
    Mir machte der Marsch gar nichts aus. Er gefiel mir sogar, denn ich war noch nie durch einen nächtlichen Wald gewandert. Natürlich fand auch ich alles ein bißchen unheimlich, weil man ja nicht weiß, ob hinter einem Busch jemand lauert. Dann fiel mir ein, daß wir ja selbst Räuber und eine Geisel waren, und Räuber berauben sich selten untereinander. Auf einmal waren der Mond und auch die Sterne verschwunden, weil sich vielleicht Wolken vor sie geschoben hatten.
    „Wohin laufen wir eigentlich?“ japste Karlchen.
    „Weiß ich selber nicht“, knurrte der Lulu.
    „Aber du mußt doch, verdammt nochmal...“ schnaufte er.
    „Bis zum nächsten Ort, damit wir ein anderes Auto klauen können.“
    „Und wenn wir den Bullen in die Arme laufen?“
    Dann ging dem Karlchen die Luft aus, und wir tappten weiter einen Berg hinauf und auf der anderen Seite hinunter. Der Abhang wurde ziemlich steil, so daß sie auf dem nassen Gras ausrutschten. Da dachte ich, daß jetzt der Augenblick für einen Streich gekommen sein müßte. Ich warf den ersten Stein in ein Gebüsch. Sie hörten das Knacken, blieben wie angenagelt stehen und lauschten, worauf ich den zweiten Stein schmiß, der bergab rollte, was sich wie schnelle Schritte anhörte.
    „Was ist das?“ flüsterte Kitty.

    „Vielleicht ein Reh!“ brummte Lulu.
    „Oder die Polizei!“ sagte ich und schleuderte zwei Steine auf einmal in die Hecken, wo sie knackten und polterten, und dann einen nach dem andern, bis sie es selbst glaubten.
    Panik ergriff sie, und wir rasten alle den Abhang hinunter mit menschlicher Höchstgeschwindigkeit, wobei ich nur den Stock abwechselnd zwischen ihre Beine zu halten brauchte, um einen Salto nach dem anderen zu verursachen. Sie ahnten nicht, daß ich ihnen einen Streich spielte, sondern hielten es für eine wirkliche Verfolgung und dachten, daß sie über Zweige stolperten, die auf dem Boden lagen. So purzelten sie durch das Gestrüpp, und Lulu verlor sogar die Tasche mit dem Geld.
    Als sie sich halbwegs beruhigt hatten, schlichen Karlchen und er zurück, um es zu suchen, während Kitty mich bewachte. Ich wäre ohnehin nicht geflohen. Ich hatte mir nämlich vorgenommen, die Gangster allein zu fangen und an die Polizei und Onkel Edilein auszuliefern.
    Dann marschierten wir weiter, wobei sie humpelten und jammerten. Karlchen konnte kaum noch laufen. Als der Morgen graute, waren wir an einem Weiher angekommen. Nun sah ich, wie sehr sich die Gangster während des Marsches verändert hatten. Ihre Kleidung war zerrissen und ihre Haut von den Hecken zerkratzt worden. An ihren Köpfen befanden sich Beulen und Wunden, und ihre Gesichter waren so geschwollen, daß man sie nicht mehr erkannt hätte. Ich dagegen hatte nur ein paar Kratzer abbekommen, und Strups hatte sich überhaupt nicht verletzt.
    „Was nun?“ heulte Karlchen, daß ihm Tränen über blutige Backen kullerten. „In diesem Aufzug können wir keinen Ort betreten, um ein Auto zu klauen!“
    „Da würde jeder stutzig werden!“ seufzte Lulu.
    „Am besten verkriechen wir uns eine Weile“, wimmerte Kitty, „bis Gras über die Affäre gewachsen ist.“
    „Und wie lange soll das dauern?“ knurrte ich. „Meine Ferien sind nämlich bald herum.“ „Scheißschule!“ brummte Lulu.
    „Bei uns lernst du wenigstens was!“ fügte Kitty mit einem schwachen Kichern hinzu.
    Meine Taktik hatte sich bewährt. Sie steckten in der Klemme. Es gab kein Voran und kein Zurück, sondern nur ein Verstecken. Die Polizei würde bald ihr Auto finden, auch wenn sie langsam arbeitete. Sie würde feststellen, daß ich Bonbons in den Tank geworfen hatte und wir nicht weit abgehauen sein konnten. Und ich würde Widerstand leisten, bis alle Schurken gefangen sind und weder Geld klauen, noch Leute um ein Haar totschießen, noch unschuldige Jungen samt Meerschweinchen entführen können.

Kapitel 7
    Im Schilf fanden wir einen Kahn, und mitten im Weiher erkannten wir eine Insel, aber noch nicht genau, weil ein dünner Nebel überd em Wasser lag, das glatt wie ein Spiegel war, weil sich kein Wind regte.
    „Sollen wir hinüberrudern?“ fragte Kitty.
    „Keine schlechte Idee“, sagte Lulu. „Dort sucht uns keiner, und wir können
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