Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber

Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber

Titel: Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber
Autoren: Heinrich Kraus
Vom Netzwerk:
keine Zündschnur und zischt keine Rakete in den Himmel. Da fiel mir ein, daß die Gangster Zigaretten geraucht hatten und die auch angezündet haben mußten. So begann ich ihre Taschen zu durchsuchen.
    Karlchen besaß eine Schachtel Streichhölzer; aber sie waren ebenfalls feucht und völlig unbrauchbar, nachdem er bei der Ballade von Schiller in die Brühe getaucht war. Aber Lulu hatte ein Feuerzeug; er erwachte, als ich es ihm aus der Hosentasche zog und probierte, ob es auch brannte, was der Fall war.
    „Was machst du denn?“ lallte er mit zittriger Stimme.
    „Ich brauche eine Flamme“, erklärte ich.
    „Wofür?“
    „Um ein Feuerwerk zu veranstalten.“
    Das verstand er nicht; er flickerte ganz komisch mit den Augen und schüttelte den Kopf, weil ihm vielleicht einfiel, daß wir nicht Neujahr feierten, sondern eine Sommernacht auf einer Schilfinsel verbrachten, und daß gar kein Grund für ein Fest vorhanden war. Außerdem bemerkte er gleich, daß Kitty fehlte.
    „Wo ist sie?“ gurgelte er.
    „Abgehauen“, sagte ich, „mit euren Penunzen.“
    „Und weshalb bin ich gefesselt?“
    „Weil gleich die Polizei erscheinen wird.“
    Da ging ihm ein Licht auf und nicht nur eins, sondern eine Meng Lichter, weil ich die Raketen anzündete, die in den Himmel hinaufzischten und dort zerplatzten, und ihre Funken explodierten wieder in roten, gelben und grünen Farben.

    Die beiden Gangster schrien vor Schreck, denn nun war auch Karlchen wach geworden. Strups zitterte unter meiner Jacke; er fürchtete sich vor den Funken und dem Geknall, aber ich streichelte ihn und beruhigte ihn damit. Nacheinander schoß ich alle Raketen in den Himmel, die ihn so prächtig machten, wie ihn kein Maler malen und kein Dichter dichten kann, nicht einmal ich, obwohl ich dieses Buch schreibe, was eine große Leistung darstellt. Doch die Ganoven besaßen keinen Sinn für Schönheit, sondern plärrten immer lauter und zerrten so ungestüm an den Fesseln, daß ich damit drohen mußte, ihnen etwas auf die Birnen zu schlagen, wenn sie nicht sofort brav würden.
    „Laß uns bitte laufen!“ bettelte Karlchen.
    „Habt ihr mich laufen lassen?“ fragte ich.
    „Aber wir haben dich gut behandelt!“
    „Jawohl!“ knurrte ich. „Geschlagen, bedroht und schikaniert habt ihr mich, und meinen Strups wolltet ihr umbringen, ihr verdammten Schurken!“
    „Es war doch alles nur Spaß!“ wimmerte Lulu.
    „Und wenn nun Polente erscheint, ist es auch nur Spaß.“
    Dann explodierten die letzten Raketen am Himmel, wo nun wieder der Mond strahlte und die Sterne funkelten. Im Dorf hatten die Leute inzwischen alle Lichter angeknipst, weil sie sich wohl über das verfrühte Feuerwerk wunderten. Dann hörte ich Kittys Geschrei, als sie gerade von den Beamten geschnappt wurde, die von allen Seiten mit Kähnen zur Insel herüberfuhren und so die Ganovin mitsamt der Geldtasche erwischten. Sie legten ihr ein hübsches Armband an, nämlich eine Handschelle, nicht aus Silber, sondern aus Eisen.
    Dann erkannte ich die Kähne auf dem Wasser, dessen Wellen im Mondlicht glitzerten. Die Polizisten ruderten heran und riefen, die Gangster sollten sich ergeben, was längst geschehen war. Ich rief zurück, sie brauchten sich nicht zu fürchten, da keiner mehr schießen könne. Dann landeten sie. In einem Kahn befanden sich Onkel Edilein und Patin Berta, die so ungeduldig war, mich wiederzusehen, daß sie vom Kahn zu meiner Schilfburg hop sen wollte; der rutschte aber von dem Schwung zurück, so daß sie in die Schlammbrühe purzelte, wobei das Wasser hoch aufspritzte, weil sie über zwei Zentner wiegt. Also mußte zuerst sie gerettet werden und dann ich.

    Alle waren sehr glücklich, nur Karlchen und Lulu nicht, die gleich abtransportiert wurden. Die Beamten gratulierten mir wegen meines Mutes, und meine Patin drückte mich an ihre nasse Brust, um vor Freude ein wenig zu schluchzen. Auch Onkel Edilein umarmte mich ganz feierlich und sagte mir, er sei als Detektiv sehr stolz auf einen solchen Neffen und er habe nie einen so kriminellen Verstand in mir vermutet. Der Kriminalinspektor S. Vark sagte ungefähr dasselbe. Dann stiegen wir in einen Kahn und ruderten langsam zum Ufer, wo viele Lichter und Leute auf uns warteten, die zu uns herüberwinkten. Strups war jetzt auch zufrieden. Er verließ meine Jacke und krabbelte auf unsern Beinen herum, und Patin Berta streichelte ihn zum ersten Mal.
    ,,Das war eine große Tat von dir!“ sagte sie.
    „Jawohl!“ bestätigte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher