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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)
Autoren: Patricia Briggs
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um sich um irgendeine Katastrophe in Texas zu kümmern. Er wäre nicht gefahren, wenn es sich nicht um irgendeine geheime Regierungssache gehandelt hätte, bei der er der Einzige mit der notwendigen Freigabe war.
    Heute war es besonders schlimm, nachdem ich einen Arzttermin gehabt hatte, von dem ich mir einen Gehgips erhofft hatte – stattdessen war mir gesagt worden, ich müsse das Bein noch zwei Wochen vollkommen schonen. Warren hatte mich und meinen Rollstuhl die Treppe nach unten getragen und war dann überfürsorglich ständig in meiner Nähe geblieben. Schließlich hatte ich ihm
erklärt, dass ich allein sein wollte, und das auf eine Art und Weise, für die ich mich wohl entschuldigen musste, sobald ich damit fertig war, mich im Selbstmitleid zu suhlen  – und wenn Jesse von ihrem Date zurück war, weil ich mein Handy in meinem Mantel gelassen hatte, der oben in der Küche lag. Das einzige Telefon im Keller war nur über drei Stufen zu erreichen. Und um den Tag perfekt zu machen, protestierte mein Bein gegen die schlechte Behandlung und hörte nicht auf zu pochen. Das Paracetamol riss die Sache nicht raus. Also saß ich mit tränenden Augen vor dem Fernseher und wollte absolut keine Zeugen dafür.
    Die Schritte auf der Treppe kamen näher. Ich sollte eigentlich allein im Haus sein, aber in Adams Haus tauchten trotzdem zu allen Tages- und Nachtzeiten Rudelmitglieder auf.
    »Ich habe gesagt …«
    »Geh weg«, sagte Stefan. »Ich habe dich verstanden.«
    Er wurde nicht schneller, was nett von ihm war, weil ich mir so die Augen wischen konnte, bevor er mich sah.
    »Ich würde mich ja umdrehen«, sagte ich ziemlich bitter, »aber mein Arzt hat mir mitgeteilt, dass ich mir so die Hände kaputt mache und Narben zurückbehalten werde, wenn ich nicht damit aufhöre. Also kann ich das verdammte Ding nicht mal mehr im Kreis drehen.«
    Stefan trat vor mich und schaltete den Fernseher aus, so dass das Zimmer im Dunkeln lag. Dann ging er in die Hocke, bis er mir in die Augen sehen konnte.
    »Warren hat mich angerufen, sobald die Sonne untergegangen war«, sagte er und strich mir mit den Daumen die Haare aus dem Gesicht. »Er hat gesagt, ich zitiere:
›Zeit, deine Schulden zu bezahlen, Stefan. Wir haben alles versucht, aber uns gehen die Möglichkeiten aus.‹«
    Ich hob das Kinn. »Mir geht’s gut. Du kannst Warren sagen, dass sie den Rest der Woche frei haben. Sie müssen nicht hier rumhängen und sich um mich kümmern. Ich komme schon klar.« Ich würde einen Weg finden, mich und meinen Gips ins Bad und wieder raus zu bringen. Irgendwie.
    »Mercy«, sagte er sanft. »Es ist nicht so, dass sie nicht helfen wollen – sie können nicht. Du hast ihnen gesagt, sie sollen dich in Ruhe lassen. Da Adam nicht da ist, bist du die Ranghöchste im Rudel und sie können dir nicht widersprechen. Warren hat mir erklärt, dass sie dich inzwischen mit Rudelmitgliedern allein lassen müssen, bei denen ihm das überhaupt nicht passt.«
    Diese Idee war mir nie gekommen. Und es erklärte, warum Auriele und Darryl nicht zurückgekommen waren, obwohl ich ihnen eine E-Mail geschickt hatte, in der ich mich dafür entschuldigte, sie angeschrien zu haben. Ich weiß, dass E-Mail-Entschuldigungen ziemlich jämmerlich sind, aber es war der einzige Weg, der mir offenstand, ohne sie gleich wieder anzublaffen.
    »Du musst ihnen sagen, dass sie wieder ins Haus kommen und mit dir reden dürfen – und dir bei allem helfen, was nötig ist. So wie du ihnen helfen würdest, sollte es nötig sein. Warren hat mich gebeten, dir zu erklären, dass sie den Drang, ab und zu ein wenig zu blaffen und um sich zu beißen, absolut verstehen.«
    Wütend über meine eigene Dummheit nickte ich.
    »Aber nicht heute Nacht«, sagte er. »Heute Nacht hast du mich. Willst du ein bisschen spazieren gehen? Es ist
immer noch ziemlich warm draußen. Ich habe auch ein paar Spiele mitgebracht, wenn dir das lieber ist. Ich glaube, du magst Schiffe versenken.«
    Ich seufzte resigniert. »Ich muss mal ins Bad.«
    Er trug mich ohne jede Scham rein und raus – zumindest von seiner Seite aus. Dann gingen wir ein wenig am Fluss entlang spazieren. Er trug mich, weil der Boden für einen Rollstuhl zu uneben war. Es hätte unangenehm sein können, aber er beachtete unsere erzwungene Nähe gar nicht, also konnte ich dasselbe tun. Ich hatte mich bemüht, so wenig Ärger zu machen wie möglich, also hatte ich bis jetzt das Haus seit unserer Rückkehr aus Maryhill nur verlassen, wenn
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