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Sieg der Liebe

Titel: Sieg der Liebe
Autoren: Mirinda Jarrett
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sie.
    Gleichgültig zuckte er die Schultern. „Das stimmt. Eigentlich hatte ich vorgehabt, Sie aus der Kutsche Ihres Ehemannes zu rauben, wenn Sie auf dem Weg zu Ihrer Hochzeitsnacht in Middletown gewesen wären. Da die Dienerschaft Sie erwarten würde, hätte ich es nur mit dem Kutscher und Ihrem hübschen Master Carberry aufnehmen müssen. Im Osten auf der Hauptstraße nach Portsmouth liegt das zweite Haus seines Vaters. Nicht ganz so groß wie das Ihrer Familie auf Crescent Hill, aber für ein junges Ehepaar wäre es gut genug gewesen, und der Ausblick vom vorderen Schlafzimmer aus ist recht hübsch. “ Schweigend hörte sie zu. Es erschreckte sie, zu hören, wie genau er über gewisse Dinge in ihrem Leben Bescheid wußte.
    „Es wäre aufregend gewesen, eine Kutsche anzuhalten, so wie Straßenräuber es tun“, fuhr Michel fort. „Ich glaube, es hätte mir gefallen. Aber Sie allein im Garten anzutreffen machte die Sache natürlich viel einfacher.“
    Es war wirklich alles ganz einfach gewesen. Michel hatte den größten Teil seines Lebens im Dienste desjenigen verbracht, der am meisten zahlte. Er hatte zugehört, beobachtet und sich so unauffällig wie möglich verhalten, so daß es nicht schwer gewesen war, möglichst viel über eine so bekannte Familie wie die Sparhawks herauszufinden. Ja, es war leicht gewesen, doch die Belohnung, die auf ihn wartete, war kostbarer für ihn als alles Gold der Welt.
    „Sie hätten es niemals geschafft!“ rief sie zornig aus. Seine Selbstgefälligkeit erboste sie. „Wenn der Kutscher Sie nicht erschossen hätte, dann hätte Tom meine Ehre verteidigt!“
    Michel zog amüsiert die Brauen hoch. „Wie schade, daß wir keine Gelegenheit hatten, seinen Mut zu erproben, ma petite.
    Vielleicht wären Sie innerhalb eines einzigen kurzen Tages Mädchen, Ehefrau und Witwe gewesen.“
    Jerusa wollte schon etwas erwidern, besann sich dann aber anders und preßte die Lippen zusammen, als sie erkannte, daß er recht hatte. Tom war der vornehmste Mann, dem sie jemals begegnet war, ein Gentleman bis hin zu den Schnallen seiner glänzenden Schuhe. Seine Eleganz gehörte zu den Eigenschaften, die sie an ihm am meisten schätzte, vielleicht, weil er sich dadurch so sehr von ihren wilden Brüdern unterschied, die Seeleute waren.
    Doch mit dem Franzosen hätte er es gewiß nicht aufnehmen können. Er hatte sie zwar nicht getötet, aber aus irgendeinem Grund zweifelte sie nicht daran, daß er ihren geliebten Tom umgebracht hätte, wenn er auch nur die Stimme erhoben hätte, um sie zu verteidigen. Er wäre tot gewesen und sie eine Gefangene.
    Sie legte das Brot neben sich auf die Bank. Mädchen, Ehefrau, Witwe. Trotz allem dankte sie Gott, daß sie in den Garten gegangen war. Damit hatte sie vielleicht Toms Leben gerettet, und sie sprach leise ein Gebet für ihn.
    Nachdenklich betrachtete Michel Jerusa. Vielleicht hatte sie Carberry wirklich geliebt, obwohl er nicht verstand, wie eine Frau ihr Herz an einen so selbstherrlichen Gecken verlieren konnte. Michel hatte Carberry nur aus der Ferne gesehen. Da hatte er ein spitzenverziertes Taschentuch geschwenkt und war danach in seine Kutsche gestiegen. Doch dieser flüchtige Blick hatte genügt.
    Für Carberry hätte er nicht einmal Schießpulver verschwenden müssen. Wahrscheinlich wäre der Gentleman ganz einfach ohnmächtig geworden.
    Michel sah zum Fenster hinaus. Die Wolken hatten sich verzogen, und der Mond war aufgegangen. Es wurde Zeit zum Aufbruch.
    Er griff in eine der Satteltaschen, zog ein rotes Stoffbündel heraus und warf es auf die Bank neben Jerusa. „Ich nehme an, daß Sie etwas Praktischeres für die Reise vorziehen. Wahrscheinlich ist es einfacher als das, woran Sie gewöhnt sind, aber auf der Landstraße sind Seide und Spitzen fehl am Platz.“
    Aufmerksam sah sie ihn an. „Wohin bringen Sie mich?“
    „Ich sagte es Ihnen schon. Nach Süden.“
    „Nach Süden“, wiederholte sie ängstlich und enttäuscht zugleich. „Süden, Süden, und noch einmal Süden! Können Sie mir nicht irgend etwas Genaueres sagen?“
    Er erwiderte ihren Blick. „Nicht über unseren Zielort, nein.“ Sie packte das Kleiderbündel und warf es ihm zurück. „Ehe ich mich vor Ihnen ausziehe, behalte ich lieber meine eigenen Sachen, danke.“
    Mühelos fing er das Paket auf, als hätte sie es ihm im Spiel zugeworfen und nicht voller Zorn. „Habe ich das etwa von Ihnen verlangt, ma cherie ?“
    Sie zögerte, denn seine Frage hatte sie verwirrt. „Also
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