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Sieg der Liebe

Titel: Sieg der Liebe
Autoren: Mirinda Jarrett
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gut. Darf ich um so viel Ungestörtheit bitten? Trauen Sie mir wirklich so weit?“
    Er packte den roten Stoff in seinen Händen fester. „Welchen Grund sollte ich haben, Ihnen überhaupt zu trauen?“
    „Gar keinen“, antwortete sie stolz.
    Offensichtlich verstimmt, erklärte er: „Sie haben recht, Miss Jerusa, unsere Bekanntschaft ist nicht von jener Art, die auf Vertrauen beruht.“
    „Ich würde dies nicht einmal als Bekanntschaft bezeichnen, wenn ich daran denke, daß ich Ihre Gefangene bin und Sie mein Wärter sind“, entgegnete sie eigensinnig und schob ihr Kinn etwas vor. „Ich verstehe unter dem Wort ,Bekanntschaft' etwas Ehrbares.“
    „An mir, ma chere, ist in der Tat nichts Ehrbares. Oder haben Sie das noch nicht bemerkt?“
    Wie hätte sie das übersehen können? „Was wollen Sie eigentlich?“
    „Auch das sagte ich Ihnen bereits. Ich will Sie.“
    „Wozu?“ fragte sie. „Um mich durch das ganze Land zu schleppen? Mich zu Ihrem Vergnügen zu demütigen und zu entehren? Um ... um mich zu Ihrer Geliebten zu machen?“
    So, jetzt hatte sie es ausgesprochen, hatte ihre schlimmsten Befürchtungen in Worte gefaßt, und die Miene des Franzosen war nicht dazu angetan, sie zu beruhigen.
    „Sie meinen, ich hätte die Absicht, sie zu zwingen, ma chere ?“
    Langsam kam er näher, bis er dicht vor ihr stand. Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt, und seine Worte klangen bedrohlich. „Denn so würde es sein, nicht wahr? Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, daß Sie, Miss Jerusa Sparhawk, die berühmteste Schönheit in der ganzen Kolonie, einem Mann wie mir frohen Herzens Ihren wunderbaren Körper anbieten würden.“
    „Nein“, entgegnete sie flüsternd und blickte auf ihre Hände hinab, die sie im Schoß gefaltet hatte. „Nein.“
    Ihr dunkles zerzaustes Haar fiel wie ein Schleier vor ihr Gesicht und verbarg den Ausdruck von Scham darin. Mit scheuer Ungeduld hatte sie ihrer Hochzeitsnacht mit Tom entgegengesehen. Nachdem ihre Verlobung verkündet worden war, hatte sie ihm alles bis auf das Letzte gestattet, so daß es ihr nicht schwerfiel, sich ihre Liebesnächte in dem großen Bett im Haus seines Vaters in Middletown vorzustellen.
    „Nein“, wiederholte sie.
    Aber es würde keine Glückseligkeit geben, wenn ihr die Jungfräulichkeit von einem Fremden geraubt würde, keine zarten Küsse in einem Bett, dessen Laken nach Lavendel dufteten, keine sanften Berührungen, die ihr die Nervosität nehmen sollten.
    Michel machte einen weiteren Schritt auf sie zu, und das Stroh raschelte unter seinen Stiefeln. „Ihre bescheidene Frage also lautet, ma cherie“, fuhr er fort, „ob ich Sie entführt habe mit der Absicht, Sie zu vergewaltigen?“
    Obwohl sie seine Antwort fürchtete, nickte sie aus Angst, ihre Stimme würde ihr nicht gehorchen. Sie wußte, daß sie nicht weinen oder um Gnade flehen durfte, auch wenn ihr Herz wie wild schlug und ihr die Furcht den Atem raubte.
    Jerusa neigte den Kopf und wartete, jeder Nerv zum Zerreißen gespannt. Sie wartete so lange, bis sie es nicht mehr ertrug. Als sie wieder aufblickte, war seine Miene auf verwirrende Art ausdruckslos.
    „Wenn das Ihre Frage ist, Miss Sparhawk, dann lautet meine Antwort nein“, erklärte er ruhig. „Sie sind sicher vor mir. Die Welt ist voll von Frauen, die sich mir freiwillig hingeben, so daß ich etwas anderes nie für notwendig hielt und auch kein Vergnügen daran finden würde.“
    Überrascht sah Jerusa ihn an. „Dann verlangen Sie das nicht von mir?“
    „Ich sagte, daß ich Sie nicht zwingen würde, das Bett mit mir zu teilen, nicht, daß ich es nicht wünsche.“ Wieder hielt er ihr das Kleiderbündel entgegen. „Jetzt gehen Sie und ziehen Sie sich um, dort, hinter den Pferden, ehe ich mich anders entscheide.“
    Jerusa blickte ihn immer noch unsicher an, als sie die Sachen nahm. „Aber warum?“ fragte sie. „Warum sollten Sie sonst ...“
    „Weil Sie eine Sparhawk sind, ma belle“, unterbrach er sie. „Aus keinem anderen Grund.“
    Sie preßte die Kleider an ihre Brust, stand auf und nickte, als würde sie verstehen, was er sagte. Hocherhobenen Kopfes schritt sie an ihm vorbei, ungeachtet der zerrissenen Strümpfe oder des zerfetzten Rockes, der ihr um die Knöchel wehte.
    Er beobachtete, wie sie an das andere Ende des Stalles zur letzten Box ging und ihm den Rücken zuwandte. Sie war groß für eine Frau, und die Boxenwand verbarg sie nur bis zu den Schultern. Als erstes hängte sie den Rock, das Mieder
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