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Sieben Siegel 09 - Tor zwischen den Welten

Sieben Siegel 09 - Tor zwischen den Welten

Titel: Sieben Siegel 09 - Tor zwischen den Welten
Autoren: Kai Meyer
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Charme bewahrt, und Kyra fühlte sich augenblicklich wohl, als sie den Bus verließ und ihren Koffer auf den Rasenstreifen neben der Haltestelle wuchtete. Außer ihr stiegen nur zwei Rucksacktouristen aus, die sogleich ihr Gepäck schulterten und davonmarschierten.
    Der Bus fuhr an und knatterte davon. Kyra schaute sich suchend um.
    Das durfte doch nicht wahr sein! Niemand war da, um sie abzuholen. Sollte ihr Vater vielleicht vergessen haben, dass sie heute ankam? Nein, unmöglich. Sie sahen sich zwar selten, doch wenn sie gemeinsam mit ihm auf Reisen ging, war er für gewöhnlich immer für sie da.
    Jetzt aber war er nirgends zu sehen. Kyra spürte, wie Enttäuschung in ihr aufstieg. Sie kam sich mit einmal sehr allein vor, wie sie so dastand, vor sich den schweren Koffer, den sie gemeinsam mit Tante Kassandra gepackt hatte. Sie waren beide ziemlich aufgeregt gewesen, wie immer, wenn Kyra und die anderen zu Professor Rabenson ins Ausland reisten.
    Und nun das!
    Gerade wollte sie aufbrechen und sich zu Fuß auf die Suche nach dem Haus namens Rose Cottage machen, das ihr Vater für die Zeit seines Aufenthalts gemietet hatte, als plötzlich ein klappriger Geländewagen vor ihr anhielt und ein junger Mann durchs offene Fenster blickte.
    »Bist du Kyra?«, fragte er auf Deutsch mit englischem Akzent.
    »Bin ich.«
    »Mein Name ist Derek. Hallo! Ich helfe deinem Vater bei den Ausgrabungen. Er hat mich hergeschickt, um dich abzuholen.«
    Insgeheim atmete Kyra auf, doch äußerlich hütete sie sich, ihre Erleichterung zu zeigen – ganz im Gegenteil, sie setzte ihre zickigste Miene auf.
    »Warum kommt er nicht selbst?«, fragte sie unfreundlich.
    Derek grinste; sie hatte das ungute Gefühl, dass er sie nicht ernst nahm. »Dein Vater hat eine Menge zu tun. Wir sind hier auf ein paar ziemlich interessante Dinge gestoßen.« Er legte seinen Finger an die Lippen und setzte eine Verschwörermiene auf. »Er will die neuen Fundstücke untersuchen, bevor die Behörden Wind davon bekommen.«
    Natürlich, das passte wieder einmal gut zu ihm.
    Derek stieß die Seitentür auf. »Na komm, steig ein. Es dauert nur ein paar Stunden, und dann ist dein Vater ganz für dich da, hat er gesagt.«
    Einen Augenblick später saß Kyra neben Derek auf dem Beifahrersitz. Ihr Koffer war auf der Rückbank verstaut. Das Auto fuhr an und folgte der Hauptstraße in nördlicher Richtung. Schon nach wenigen hundert Metern blieben die Häuser hinter ihnen zurück. Rechts erhoben sich wieder die weiten grünen Hügel, zur Linken öffnete sich jenseits einiger Wiesen der silberne Ozean.
    Derek bemerkte Kyras fragenden Blick. »Der Professor meinte, ich soll dich noch nicht ins Cottage bringen«, erklärte er. »Es gibt da etwas anderes, das du dir ansehen solltest, hat er gemeint.«
    »Und was soll das sein?«
    Der junge Engländer lächelte. »Das Hexenmuseum von Boscastle.«
    Kyra wurde hellhörig. »Ist das weit von hier?«
    »Nicht weit«, entgegnete Derek kopfschüttelnd. »Boscastle ist der nächste Ort an der Küstenstraße, nur ein paar Meilen entfernt.«
    Kyra versank in nachdenkliches Schweigen, während der Wagen der Straße nach Norden folgte, immer in Sichtweite der offenen See. Warum wollte ihr Vater, dass sie nach der langen Reise ausgerechnet in ein Museum ging? Auch wenn es ein Hexenmuseum war, was – zugegeben – ziemlich spannend klang, hatte sie dazu doch die ganze Woche Zeit! Andererseits war es immer noch besser, als allein im Cottage herumzusitzen.
    Derek bremste scharf, als die Landstraße den Weg einer Schafherde kreuzte und riss Kyra aus ihren Gedanken. Gleich darauf fuhren sie in engen Serpentinen einen Berg hinab und erreichten das winzige Nachbardorf Boscastle. Derek hielt vor einem unscheinbaren Gebäude. Es lag ein wenig abgelegen an einem schmalen Wasserlauf, der nach ein paar hundert Metern zwischen hohen Felsen ins Meer mündete. Die Fenster und der Eingang des winzigen Museums waren mit Hexenpuppen dekoriert – allerdings sahen sie aus wie die alten, hutzeligen Weiber in den Bilderbüchern, nicht dämonisch schön wie die Anhängerinnen des Arkanums. Na, das fing ja gut an! Hatte ihr Vater sie etwa zu einer besseren Kinderbelustigung abgeschoben?
    Derek drückte ihr ein Handy in die Hand, auf dem ein Klebezettel mit einer Telefonnummer pappte. »Ruf mich einfach an, wenn du die Nase voll hast, ich hole dich dann wieder ab.«
    »Dauert bestimmt nicht lange«, meinte sie mit Blick auf die Hexenpuppen.
    »Warte ab. Ist
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