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Sieben Jahre später

Sieben Jahre später

Titel: Sieben Jahre später
Autoren: Guillaume Musso
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die Identität des Mannes, der die Douglas gefunden hat …«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Die Fotos von der zweimotorigen Maschine sind mit einem Handy aufgenommen worden«, erklärte sie. »Wenn man die Campingausrüstung bedenkt, die auf einigen Fotos zu sehen ist, könnte man meinen, es handle sich um einen Wanderer, der das Wrack zufällig gefunden hat. Aber ich glaube im Gegenteil, dass der Mann es gesucht und die Leute vom Kartell ausgetrickst hat. Und ich glaube auch, dass er allein war, denn die Bilder, auf denen er zu sehen ist, hat er mit ausgestrecktem Arm selbst aufgenommen. Da er ein T-Shirt mit amerikanischer Fahne trug, handelt es sich vermutlich nicht um einen Brasilianer, und so habe ich mir die Datenbank von Interpool angesehen. Und jetzt halten Sie sich fest: Der Mann wird seit fünf Jahren von der New Yorker Polizei gesucht. Nach seiner Verurteilung zu einer langen Gefängnisstrafe ist er aus Brooklyn geflohen. Sein Name ist Memphis Decker, er ist der Bruder von Drake Decker, dem Wirt des Boomerang …«
    Nikki und Sebastian staunten nicht schlecht. Seit sie den Flughafen verlassen hatten, folgte das Taxi immer derselben Straße: Avenida Constantino Nery, eine Verkehrsader, die vom Nordosten von Manaus durch das historische Zentrum zum Hafen führte. Doch nun bogen sie auf einen Zubringer ein und erreichten eine Asphaltstraße, von der die Kais abgingen. Vor ihnen erstreckte sich am schwarzen Wasser des Rio Negro der gigantische Hafen von Manaus.
    »Der Typ, der die DC-3 gefunden hat, war Drake Deckers Bruder? Sind Sie da ganz sicher?«, fragte Sebastian.
    »Hundert Prozent«, bestätigte Constance. »Er hat die Fotos und die Karte auf seinen iPod geladen und dann an seinen Bruder nach New York geschickt. Und Drake hatte nichts Besseres zu tun, als sie in dem Pokerkoffer aufzubewahren, den Jeremy gestohlen hat …«
    »Und wissen Sie, wo Memphis Decker jetzt ist?«, erkundigte sich Nikki.
    »Auf dem Friedhof. Seine Leiche wurde am Busbahnhof von Coari gefunden, einer kleinen Stadt am Ufer des Amazonas. Dem Polizeibericht zufolge wurde er gefoltert und verstümmelt.«
    »Von Flavias Leuten?«
    »Das scheint offensichtlich. Sicher haben sie versucht, die genaue Position des Flugzeugs aus ihm herauszubekommen.«
    Das Taxi fuhr an den ersten riesigen Schiffen vorbei, auf deren Decks Hunderte von bunten Hängematten aufgespannt waren. Daneben lagen die Frachtschiffe, die die wichtigsten Städte des Amazonasbeckens – Belém, Iquitos, Boa Vista und Santarém – ansteuerten. Dann erreichten sie eine gewaltige Metallhalle, in der Händler an ihren Ständen die unterschiedlichsten Waren feilboten: Fisch, Arzneipflanzen, Rinderhälften, Felle, exotische Früchte. Die Luft roch stark nach Maniok. Auf diesem anarchischen, bunten Großmarkt herrschte reges Treiben, in dem Dutzende von Fischern zuckende Schalentiere abluden.
    Während das Taxi weiter an den Kais vorbeifuhr, rieb sich Sebastian verblüfft die Augen und versuchte, die Ereignisse nachzuvollziehen. Nachdem sie Memphis getötet hatten, hatten die Männer des Kartells einen der Ihren – vermutlich besagten »Maori« – losgeschickt, um Kontakt mit Drake Decker aufzunehmen. Unter der Folter hatte dieser dann wohl gestanden, ein Junge namens Jeremy habe seinen iPod gestohlen. Aber wie Simon erklärt hatte, kannte Drake Decker weder seinen Nachnamen noch seine Adresse. Die einzigen Informationen, über die er verfügte, waren sein Vorname und seine Leidenschaft für die Shooters. Und dann hatte Flavia über deren Facebook-Seite Jeremy ausfindig gemacht, in der Hoffnung, ihn mit Deckers iPod nach Brasilien locken zu können …
    Ein verrückter Plan. Eine skrupellose und perverse Intrige.
    » Aqui é a cidade à beira do lago «, erklärte der Fahrer, als sie die Schuppen und Container hinter sich gelassen und eine wilde Siedlung erreicht hatten.
    Das Pfahldorf war eine Art Favela am Ufer des schwarzen Wassers. Ein Slum von auf Pfählen errichteten Holzhütten mit Wellblechdächern. Eine Kloake voll fettigem und klebrigem Schlamm, in dem der Wagen stecken zu bleiben drohte.
    »Ich muss aufhören, Constance. Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    »Gehen Sie nicht zu dieser Verabredung, Nikki! Das ist der reine Wahnsinn! Sie wissen nicht, wozu diese Leute fähig sind …«
    »Ich habe keine Wahl, Constance, sie haben meine Kinder!«
    Die Kommissarin fügte hinzu: »Wenn Sie ihnen die Koordinaten des Flugzeugwracks geben, bringen die Sie und Ihre Kinder auf
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