Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieben Jahre später

Sieben Jahre später

Titel: Sieben Jahre später
Autoren: Guillaume Musso
Vom Netzwerk:
hatte der jungen Drogenhändlerin neue Koordinaten mitgeteilt, die sofort in ein tragbares GPS-Navigationsgerät eingegeben worden waren. Sie nutzte die Nähe zu Flavia, um immer wieder einen Blick auf das Gerät zu werfen und so das Vorankommen der Gruppe auf dem Display zu verfolgen. Der Karte nach, die sie im Flugzeug studiert hatte, trennten sie noch viele Kilometer vom Wrack der DC-3.
    Momentan befanden sie sich weitab von jeglicher Zivilisation, verloren in einem dichten Pflanzenlabyrinth. Man musste Baumstümpfen, Wurzeln und Wasserlöchern ausweichen, auf Schlangen und Taranteln achten, die Erschöpfung, die Hitze und die Horden von Mücken ertragen, die sogar durch die Kleidung stachen.
    Je weiter sie vorankamen, desto feindseliger, dichter und aufdringlicher wurde die Vegetation. Der Wald summte und rauschte mit tausend Stimmen. In der warmen Luft hingen die bedrückenden Gerüche fermentierter Erde.
    Als sie gerade einen Tunnel aus Geäst durchquerten, prasselte ein plötzlicher Tropenschauer auf den Dschungel herab, aber Flavia weigerte sich, eine Pause zu machen. Der Regenschauer dauerte zwanzig Minuten, und der Boden saugte sich mit Wasser voll, was ihr Vorankommen weiter erschwerte.
    Nachdem sie fünf Stunden gelaufen waren, legten sie mittags eine Pause ein. Sebastian schwankte und glaubte, ohnmächtig zu werden. Er hatte sein Wasser bereits ausgetrunken und starb fast vor Durst. Camille reichte ihm ihre Flasche, die er jedoch zurückwies.
    Er lehnte sich gegen einen Baumstamm und hob den Kopf, um in die Wipfel zu schauen, die eine Höhe von über vierzig Metern erreichten. In seinem Delirium erschienen ihm die Lücken, durch die der Himmel schaute, beruhigend. Entfernte Bruchstücke des Paradieses …
    Plötzlich empfand er einen heftigen Juckreiz: eine Kolonie roter Ameisen lief seinen Arm hinauf und verschwand in seinem Hemdsärmel. Er versuchte, sie loszuwerden, indem er sich an dem Baum rieb.
    Einer der Wächter kam zu ihm und hob sein Buschmesser. Von Panik ergriffen, krümmte Sebastian sich zusammen. Der Mann schlug eine Kerbe in die Rinde des Stammes und bedeutete Sebastian, von dem Saft zu trinken. Die dickliche weiße Flüssigkeit, die austrat, schmeckte nach Kokosmilch. Der Gorilla schnitt Sebastians Fessel durch, sodass er seine Trinkflasche füllen konnte.
    Sie gingen eine weitere Stunde, bevor sie die Stelle erreichten, die Memphis Decker auf seiner Karte angegeben hatte.
    Nichts.
    Hier gab es nichts Besonderes.
    Nur dichtes Pflanzengewirr.
    Grüntöne, die sich endlos vervielfachten.
    » Você acha que eu sou um idiota! Halten Sie mich für eine Idiotin? «, stieß Flavia aus.
    »Es müsste hier einen Fluss geben!«, verteidigte sich Nikki.
    Beunruhigt schaute die Amerikanerin auf die Koordinaten des GPS-Displays. Der hochempfindliche Empfänger funktionierte sogar unter den Bäumen. Eine Anzeige gab an, dass der Satellitenempfang gut war. Woher rührte also das Problem?
    Sie blickte sich prüfend um. Blaue Vögel mit dichtem Gefieder plapperten wie Papageien. Faultiere suchten sich sonnige Äste, um nach dem Regen ihr Fell zu trocknen. Plötzlich entdeckte Nikki einen Stamm, der mit einem Pfeil markiert war. Memphis hatte, um seinen Weg wiederzufinden, die Baumrinde mit der Machete eingeschnitten! Flavia befahl der Gruppe, die Richtung zu ändern. Sie gingen erneut etwa zehn Minuten, bevor sie auf einen schlammigen Fluss stießen.
    Trotz der Trockenzeit war der Wasserstand nicht niedrig genug, sodass sie den Fluss nicht durchqueren konnten. Sie folgten ihm Richtung Norden, wobei sie wachsam die reglosen Kaimane beobachteten, die träge auf der Oberfläche trieben. Obgleich die Ufer von Buschwerk gesäumt wurden, war das Gelände sehr viel freier als bisher, was ihr Vorankommen bis zu einer Hängebrücke erleichterte.
    Dicke Lianen waren zusammengebunden und mit Baumästen verflochten worden. Wer mochte diese Brücke gebaut haben? Memphis? Das war eher unwahrscheinlich, denn das hatte sicher viel Zeit gekostet. Vielleicht waren es Indianer gewesen.
    Flavia schwang sich als Erste auf diesen Steg, anschließend überquerten ihn nacheinander vorsichtig alle Mitglieder der Gruppe. Die Brücke hing etwa zehn Meter über dem Fluss. Bei jeder Person, die hinüberging, knackte sie stärker und drohte einzustürzen. Nachdem sie dieses Hindernis überwunden hatten, gingen sie eine weitere gute Stunde – jetzt wieder durch den smaragdgrünen Wald –, bis sie eine Lichtung erreichten, eine der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher