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Sieben in einem Auto

Sieben in einem Auto

Titel: Sieben in einem Auto
Autoren: Werner Schrader
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standen an beiden Ufern mit Wurfankern, die sie nach dem Treibholz warfen. Die Anker waren an langen Leinen befestigt und konnten mitsamt dem Baumstamm, in den sie sich verhakt hatten, ans Ufer gezogen werden.
    „Warum machen die das denn?“ fragte Christine.
    „Ich denke, daß sie das Holz, das sie so herausangeln, behalten können zum Verbrennen oder als Bauholz.“
     
    Ihr Häuschen in Fügenberg stand noch am alten Platz. Aber der Bach nebenan, ihr Bach, hatte sich ein anderes Bett gesucht. Er hatte so viele Steine, solche Mengen von Geröll zu Tal gewälzt, daß er sich damit den Weg unter der Straße durch versperrt hatte. Darum floß er über die Straße hinweg und war ihrem Haus bedenklich nahegekommen. Gewaltige Steinmassen, Brocken darunter, die fast so dick waren, wie ein Mann groß ist, hatte er in seinem Sturmlauf über die Weide gestreut, die sich unterhalb der Straße erstreckte. Jetzt sah sie aus wie eine Schutthalde.
    „Was für eine Katastrophe!“ sagte Frau Heger bestürzt. „Ich habe nicht gewußt, daß Wasser so eine Kraft hat!“
    Als sie ins Haus kamen, schlug es ihnen wohlig warm entgegen.
    „Oh, nur schnell herein mit euch!“ rief Frau Heger. „In der Küche ist es herrlich warm. Die gute Frau Pfister hat Feuer gemacht! Ich koche jetzt einen Pfefferminztee, ihr trocknet euch ab, zieht eure Schlafanzüge an und verschwindet sofort ins Bett. Morgen früh scheint wieder die Sonne, dann habt ihr das Unwetter vergessen.“
    „Der einzige Nachteil in diesem Haus ist, daß es hier keine Dusche gibt“, sagte Herr Heger. „Ein warmes Duschbad wäre jetzt ideal.“
    „Man kann nicht alles haben“, bemerkte seine Frau dazu. „Reib die Kinder mit einem Waschlappen ab, das tut dieselbe Wirkung.“
    Als alle trocken und warm in ihren Betten saßen, Stefan mit Jan unter der Decke Verstecken spielte, Frau Heger den heißen Tee und ihr Mann belegte Brote brachte, fühlten sie sich rundum wohl und genossen den Regen, der aufs Dach und an die Scheiben prasselte, wie eine himmlische Musik. Gemeinsam waren sie in großer Gefahr gewesen, und gemeinsam waren sie ihr entronnen. Sie strahlten sich an, sie gehörten zusammen, sie waren eine glückliche Familie.

 
    Als Jan am nächsten Morgen erwachte, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Er blinzelte zum Fenster hinüber, dachte eine Weile darüber nach, ob er das schlimme Gewitter vom Vortage nur geträumt oder wirklich erlebt hatte, und wandte sich zur Seite, um seinen Bruder danach zu fragen. Aber dessen Bett war leer.
    „Sascha“, rief er, „wo bist du denn?“ Da er keine Antwort bekam, lief er auf den Balkon, um dort nach ihm zu suchen, und dann in die Küche hinunter.
    Komisch, dachte er, wo kann der denn bloß sein? Isser wohl schon aufem Klo? Der sitzt doch immer aufem Klo rum. Aber Sascha war weder auf dem Klo noch auf dem unteren Balkon. Er hatte ganz allein einen frühen Morgenspaziergang unternommen, um sich die Schäden, die das Unwetter angerichtet hatte, bei Tageslicht anzusehen. Als Jan nach ihm ausschaute, kam er gerade zurück und winkte ihm schon von weitem zu.
    „Mensch, das sieht hier vielleicht aus!“ rief er. „Alle drei Bäche haben sich einen neuen Weg gesucht und Tausende von Steinen mitgebracht. An einigen Stellen sind richtige Steinwüsten entstanden! Finster, finster, kann ich nur sagen! Wer soll den ganzen Dreck bloß wieder wegräumen?“ Das erfuhr er und mit ihm die Familie schon bald nach dem Frühstück. Da rückten Lastwagen und Bagger an und begannen ein lärmendes Treiben. Zuerst wurden die Bäche wieder in ihr altes Bett zurückgeleitet, indem man die Steine wegräumte, mit denen sie sich selbst den Weg unter der Straße durch versperrt hatten. Dann schoben große Schieber den Schutt zusammen und luden ihn auf Lastwagen, die ihn in regem Pendelverkehr fortbrachten. Die Hegers beobachteten das interessiert vom Balkon aus.
    „Man sieht, daß die das nicht zum erstenmal machen“, sagte Herr Heger bewundernd, „die haben Übung darin. Ich glaube, Fahrer aus dem Flachland könnten an diesen steilen Hängen gar nicht fertigwerden, die würden glatt umkippen.“
    „Wo sie den ganzen Dreck wohl lassen?“ fragte Conny. „Oh, ich könnte mir denken, daß sie damit die Straßen wieder instandsetzen, die durch die Wildwasser zerstört wurden.“
    „Wenn ich groß bin, werde ich auch ein Baggerfahrer“, sagte Jan. „Dadum, dadum! Kann ich gut, kann ja schon mitten Go-cart fahren!“
    Nach einer Stunde fand
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