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Sieben

Sieben

Titel: Sieben
Autoren: Mark Frost
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Szenario derart praktikabel und gleichzeitig absolut irrsinnig klingen konnte. »Warum sollten sie das tun, Jack?«
    »Könige können Kriege führen. Die Sieben sind in der Waffenentwicklung tätig. Sie haben einen pragmatischen Grund. Vielleicht ist es der einzige, mit dem wir uns im Moment beschäftigen sollten.«
    Doyle nickte. Die Kaltblütigkeit von Sparksʹ Vernunft war so erfrischend wie Quellwasser. »Und das Land. Die Sträflinge. Vambergs Droge.«
    »Menschen als formbarer Rohstoff«, sagte Sparks achselzuckend. »Sie spielen Gott.«
    »Sie müßten aber einer praktischeren Verwendung dienen.« Sparks dachte nach. »Sie bauen eine Privatmiliz auf.«
    »Zu ihrer Verteidigung?«
    »Oder für einen aggressiveren Zweck.«
    »Aber das Verfahren funktioniert nicht«, sagte Doyle. »Jedenfalls ist es nicht zuverlässig.« Er dachte an die zugrunde gerichteten Männer, die man in das Todeshaus geführt hatte.
    »Der Mensch ist ein Geschöpf, das man nur sehr schwer versklaven kann. Und wenn man sich noch so viel Mühe gibt.« Doyle leerte sein Brandyglas. Er wartete, scharrte leise mit den Füßen. »Jack ... Als wir zuletzt in London waren ... habe ich von der Polizei erfahren, Sie seien aus Bedlam entsprungen.«
    »Sie haben ihnen meinen Namen verraten?« Doyle nickte. »Es heißt, Sie seien verrückt.« Sparks neigte den Kopf zur Seite und schaute ihn schief an. Lächelte er etwa?
    »Was haben Sie der Polizei erzählt, Doyle?«
    »Sonst nichts. Aber ich muß zugeben, daß es Augenblicke gab, in denen diese Vermutung nicht gänzlich von der Hand zu weisen war.«
    Sparks nickte ruhig und schenkte sich einen weiteren Brandy ein.
    »Ich war in Bedlam eingesperrt. Vor einem halben Jahr, sechs Wochen lang.«
    Doyle hatte den Eindruck, daß seine Augen so groß wie Teetassen wurden.
    »Gegen meinen Willen. Die Einweisung wurde von einem bekannten Arzt veranlaßt; von einem Mann, über den ich Material sammelte: Dr. Nigel Gull. Ich stellte mich ihm im Zuge meiner Ermittlungen als Patient vor. Wir freundeten uns an. Eines Abends wurde ich zum Essen in sein Haus eingeladen. Ich akzeptierte, da ich eine Gelegenheit sah, an Informationen über ihn zu gelangen, die mir nur in seinem Haus zugänglich waren. Ich war wohl unvorsichtig. Als ich ins Haus kam, wurde ich von einem Dutzend Männer - unter anderem auch von Polizisten - erwartet. Ich wurde betäubt, in eine Zwangsjacke gesteckt und ins Bedlam-Hospital gebracht.«
    »Gütiger Gott!«
    »Nach dem, was wir gegenwärtig wissen, Doktor, ist es doch nicht schwierig, sich vorzustellen, wer diesen Arzt angeleitet hat, oder?«
    »Nein.«
    »Ich kam in eine stockdunkle Einzelzelle. Die Zwangsjacke wurde mir nie abgenommen. Ich habe regelmäßig gespürt, daß ich beobachtet wurde. Es war jemand, den ich kannte. Dann wurde mir klar, daß Alexander der Mann war, den ich seit langem verfolgte.«
    Es gab noch eine Last, derer sich Doyle liebend gern entledigt hätte. »Jack, ich hoffe, Sie verzeihen mir. In der Nacht, als wir nach Whitby fuhren ... Mit diesem Zug. Ich habe beobachtet, wie Sie sich eine Spritze setzten.«
    Sparks rührte sich nicht, doch die Worte ließen ihn vor Scham erröten. Seine Wangen fielen ein und ließen sein hageres Gesicht noch ausgemergelter und müder erscheinen.
    »In der ersten Nacht in Bedlam wurde mir ein Sack über den Kopf gestülpt. Ich wurde mit der Zwangsjacke an die Wand gekettet. Dann bekam ich Injektionen - rund um die Uhr, und jede wurde gesetzt, bevor die vorherige abgeklungen war.«
    »Vambergs Droge?«
    Sparks schüttelte den Kopf. »Kokain-Hydrochlorid. Nach einer Woche war ich dann ... körperlich davon abhängig.«-»Wie sind Sie entkommen?«
    »Kurz darauf verlor ich jegliches Zeitgefühl. Ein ganzer Monat verging, ehe es zu einer Veränderung in meiner täglichen Routine kam: Meine Häscher nahmen inzwischen an, ich hätte die Kraft der Wahrnehmung ebenso verloren wie die meiner Muskeln. Sie irrten sich. Ich hatte mich dazu konditioniert, der Wirkung der Droge in einem höheren Grad zu widerstehen, als mein Verhalten sie anzunehmen verleitete. Und genau an diesem Tag wurde ich nach der morgendlichen Injektion aus meiner Zelle geführt und fortgebracht. Als wir uns unserem Bestimmungsort näherten, nahm man mir die Zwangsjacke ab. Die drei Männer, die mich eskortierten, lebten nicht lange genug, um das zu bedauern. Ich bin aus der fahrenden Kutsche gesprungen. Obwohl ich vom Tageslicht halb blind war, konnte ich fliehen.«
    »Was
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