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Sieben

Sieben

Titel: Sieben
Autoren: Mark Frost
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schmal, Farbstreifen zogen sich über seine ausgeprägten Wangenknochen; hinter seinen Ohren kräuselte sich langes pechschwarzes Haar. Hohe Stirn. Römische Nase. Kräftige Kieferknochen. Auch die Augen waren bemerkenswert, hell und durchdringend zugleich, und von einer gewohnheitsmäßigen Heiterkeit geprägt, die nach Doyles Meinung zumindest im Moment völlig fehl am Platze war.
    »Jetzt können wir uns unterhalten«, sagte der Mann. »Richtig. Fangen Sie an.«
    »Womit?«
    »Sie kennen meinen Namen.«
    »Doyle, nicht wahr?«
    »Und Sie sind ...?«
    »Sacker. Armond Sacker. Es ist mir eine Ehre.«
    »Die Ehre, Mr. Sacker, ist ganz auf meiner Seite.«
    »Trinken Sie noch einen.«
    »Zum Wohl.« Doyle nahm noch einen weiteren Schluck und gab ihm die Flasche zurück.
    Der Mann legte seinen Umhang ab. Er war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet. Als er das Bein anhob, enthüllte er den blutigen Biß des barbarischen Jungen.
    »Schlimm«, sagte Doyle. »Soll ich es mir ansehen?«
    »Machen Sie sich keine Umstände.« Der Mann zog ein Taschentuch hervor und tränkte es mit Cognac. »Das Loch ist halb so schlimm. Schlimmer ist es, wenn die Herrn Doktoren erst einmal ihr Geschwafel anstimmen.«
    »Dann verstehen Sie also etwas von Medizin.«
    Sacker lächelte und drückte das Taschentuch, ohne mit der Wimper zu zucken, fest auf die Wunde. Das Schließen der Augen, dachte Doyle, ist wohl die einzige Konzession, die er an den starken Schmerz macht. Als Sacker sie wieder öffnete, sah er aus, als sei nichts gewesen.
    »Stimmt. Also, Doyle, erzählen Sie mir, was Sie heute abend in dem Haus gemacht haben.«
    Doyle berichtete ihm von dem Schreiben und seinem Beschluß, an der Seance teilzunehmen.
    »Schön«, sagte Sacker. »Nicht etwa, daß es unbedingt nötig ist, daß Sie mir das alles erzählen, aber Sie sind ein bißchen in der Klemme.«
    »Bin ich das?«
    »Oh, das kann mal wohl sagen.«
    »Und wie genau?«
    »Hm. Das ist eine lange Geschichte«, sagte der Mann. Es klang mehr nach einer Warnung als nach einer Entschuldigung»Haben wir Zeit dafür?«
    »Ich glaube, im Moment sind wir aus dem Schneider«, sagte Sacker und teilte den Vorhang, um einen Blick nach draußen zu werfen.
    »Dann werde ich also ein paar Fragen stellen.«
    »Es wäre wirklich besser, Sie täten es nicht...«
    »Nein, ganz im Gegenteil«, sagte Doyle. Er zog die Pistole aus der Tasche und legte sie auf sein Knie.
    Sackers Lächeln wurde breiter. »Ich verstehe. Schießen Sie los.«
    »Wer sind Sie?«
    »Professor in Cambridge. Altertum.«
    »Könnte ich irgend etwas sehen, das dies beweist?«
    Sacker zog eine Visitenkarte aus der Tasche, um seine Behauptung zu erhärten. Sieht echt aus, dachte Doyle. Auch wenn so etwas wenig zählte.
    »Ich behalte sie«, sagte er und steckte die Karte ein.
    »Auf keinen Fall.«
    »Gehört die Kutsche Ihnen, Professor Sacker?«
    »Ja.«
    »Wohin fahren wir?«
    »Wo möchten Sie denn hin?«
    »Irgendwohin, wo es sicher ist.«
    »Das ist schwierig.«
    »Weil Sie nicht wissen, wo es sicher ist, oder weil Sie es mir nicht sagen wollen?«
    »Weil es in diesem Augenblick nicht allzu viele Orte gibt, die man wahrhaftig als sicher bezeichnen kann. Doyle und Sicherheit... Da gibt es inzwischen, wie ich befürchte, nicht mehr viele Gemeinsamkeiten.« Er lächelte erneut.
    »Finden Sie das amüsant?«
    »Ganz im Gegenteil. Ihre Lage ist eindeutig ernst.«
    »
Meine
Lage?«
    »Allerdings neige ich stets zum Handeln, anstatt mir angesichts von Unglück Sorgen zu machen. Dies sollte man im übrigen in jedem Fall beherzigen. Grundsatzprinzip: Handeln.«
    »Und das tun wir gerade, Professor?«
    »Aber ja doch, ja.« Sacker grinste erneut.
    »Ich höre«, sagte Doyle finster, dessen Frustration angesichts dieses vergnügt-geheimnisvollen Menschen nur dadurch gelindert wurde, daß dieser ihm innerhalb einer Stunde zweimal das Leben gerettet hatte.
    »Wollen Sie nicht zuerst noch etwas trinken?« fragte Sacker und hielt die Flasche wieder hoch. Doyle schüttelte den Kopf. »Ich würde es Ihnen wirklich empfehlen.«
    Doyle nahm noch einen Schluck. »Also kommen Sie zur Sache.«
    »Sie haben kürzlich den Versuch unternommen, einen Roman zu veröffentlichen.«
    »Was hat das mit dieser Sache zu tun?«
    »Ich werde mich bemühen, es Ihnen zu erklären.« Sacker lächelte wieder.
    »Die Antwort ist: Ja.«
    »Hmm. Die Verlagsbranche ist ein rauhes Geschäft. Ziemlich entmutigend, könnte ich mir vorstellen, aber an sich erscheinen Sie
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