Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie sehen aber gar nicht gut aus!

Sie sehen aber gar nicht gut aus!

Titel: Sie sehen aber gar nicht gut aus!
Autoren: Christian Strzoda
Vom Netzwerk:
hatte, er wäre nackt durch die Wohnung gelaufen, gestolpert und rein zufällig mit seinem Hinterteil auf die in der Couchritze steckende Flasche gestürzt – welche er nun aufgrund des Unterdrucks nicht mehr herausbekam. Das ist ungefähr so, als würde man versuchen, mit hoher Geschwindigkeit und einem Fallschirm aus großer Höhe auf einer Briefmarke zu landen. Und schließlich gibt es tatsächlich Menschen, die ihren Staubsauger vögeln und sich daraus ein Erlebnis der besonderen Art erhoffen.
    Derartige Geschichten sind im Rettungsdienst nicht so häufig wie zum Beispiel ein Herzinfarkt, kommen aber trotzdem ab und an vor. Zum Beispiel während einer meiner Nachtschichten. Das Gepiepse und die Vibration des zigarettenschachtelgroßen schwarzen Alarmempfängers schreckten Lennart und mich auf. Die Leuchtdiode am Gerät blinkte im Takt, bis ich auf einen Knopf drückte, der hinter einer abgenudelten blassroten Randgummierung lag. Ich notierte den Einsatz auf einem Schmierzettel, den ich anschließend nicht mehr wiederfand – glücklicherweise erst nachdem Lennart die Daten ins Navi eingegeben hatte. Ein Pärchen in Not. Kurze Zeit später befand ich mich mit meinem Rettungswagen, im Rettungsdienst auch kurz RTW genannt, und Lennart auf dem Fahrersitz auf dem Weg zum Unglücksort.
    Mit Lennart Strasser, den alle nur Lenny nennen, verbringe ich übrigens die meisten meiner Dienste im Rettungswagen. Lennarts raue Stimme sticht überall hervor wie ein Wolf aus einer Herde Schafe. Seinen ehemaligen Job als Groß- und Außenhandelskaufmann hatte er schon lange vor meinem Start im Rettungsdienst an den Nagel gehängt. Als überaus herzlichem Menschen liegt ihm das Retten wesentlich besser als das Bequatschen ahnungsloser Kunden, denen er eine Spülmaschine andrehen soll. Einen offeneren und direkteren Kollegen als Lenny gibt es nicht. Auch deswegen passen wir gut zusammen. Lennarts einziger Fehler ist, dass er sich nie das Rauchen abgewöhnen konnte. Nach einjähriger Phase ohne Glimmstängel brach sein Durchhaltevermögen jämmerlich ein. Lennart fing zunächst an, sich nach einem Dienst mit einem schmackhaften Zigarillo zu belohnen. Diese vereinzelte Aktion mutierte bald erneut zur Sucht – der Zigarillo hatte die Zigarette abgelöst. Gleich schädlich für den Raucher, aber dafür noch lästiger für das Umfeld.
    Ein zarter Duft von Paco Rabanne umspülte das Mädchen, das in einem fast durchsichtigen Negligé vor uns stand und ängstlich durch den Türspalt guckte.
    »Ja?«
    »Rettungsdienst, guten Morgen.«
    »Ich muss mir schnell was anziehen«, meinte die junge Dame und schloss die Tür. Keine halbe Minute später hatte sich das Mädchen einen gelb-blau gestreiften Wickelrock umgebunden und bat uns herein.
    »Sind Sie die Patientin?«
    »Nein. Mein Freund ...«
    »Und wo ist Ihr Freund?« Das Mädchen war offenbar jemand, dem man jede Kleinigkeit aus dem Näschen ziehen musste.
    »Der liegt im Schlafzimmer.«
    »Und was ist passiert?«
    »Wir haben da ein etwas blödes Problem – beziehungsweise mein Freund. Aber sehen Sie sich das bitte selbst an ...«
    Der junge Typ guckte betreten, als Lenny und ich bepackt mit Notfallrucksack und Defibrillator um die Ecke traten. Sämtliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Er war unbekleidet und hatte nur ein nasses Badetuch über seinen Genitalbereich gelegt.
    »Sie sehen aber gar nicht gut aus«, begann ich, »ist Ihnen nicht gut? Und wozu das Handtuch?«
    »Zur Kühlung«, antwortete der Typ und zog es zur Seite.
    »Ach du Scheiße.« Lennys Augen weiteten sich, als er das gequälte Gemächt des Mannes erblickte.
    »Und das da sieht auch nicht gut aus«, fuhr ich fort und schüttelte den Kopf. Das, was meine Augen da sahen, hatte ich mir bisher nicht vorstellen können. Weil die Männlichkeit des Typen offenbar nicht ausgereicht hatte, als er seine Freundin beglücken wollte, hatte er einen Penisring benutzt. Falls Sie nicht wissen, wozu man so etwas braucht: Der Piepel bleibt mithilfe des Rings länger in der Form, die man beim Sex nun mal zwingend benötigt, weil der übergezogene Ring das Blut staut. Wenn dieser Ring aber zu lange dranbleibt oder zu eng ist, tritt derselbe Effekt ein, wie es bei einem jahrelang getragenen Ehering der Fall ist: Das, was drinsteckt, bleibt auch drin.
    Das Geschlechtsteil schimmerte rot-violett und war angeschwollen wie eine Lyoner. Die Eichel schien doppelt so dick zu sein, wie dies normalerweise der Fall ist. Spiegelneuronen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher