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Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown
Autoren: Hansjörg Anderegg
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arbeitete eng zusammen, in Schichten, 24 Stunden am Tag, wie in einer permanenten Redaktionssitzung. So musste es sein.
    Amanda Rodriguez, die Ressortleiterin für die Region Bay Area beim Sender ›TNN‹, wollte ihr respektvoll den Platz am Schreibtisch überlassen und erhob sich, als sie sich näherte. Sie bedeutete ihr, sitzen zu bleiben, zog einen zweiten Stuhl heran und lächelte in die Kamera über dem Bildschirm.
    »Carmen Tate hier, alle mal herhören«, sagte sie.
    Sofort sprangen die Fenster der ständig geschalteten Videokonferenz in den Vordergrund. Darren Murphy, Chefredakteur der ›TN Post‹ und Doyen im Team, blickte ihr griesgrämig entgegen wie immer. Seit sie zur Teppichetage aufgestiegen war, beobachtete er ihre Karriere und Nähe zu Don mit unverhohlenem Misstrauen. Solange er seinen Job machte, spielte das keine Rolle. Sie verbrachte nicht Tage und Nächte in diesem Haus, um von allen geliebt zu werden. Die Online-Redakteure und Sergei Gamov von der IT, den sie trotz ihrer kurzen Affäre noch mochte, waren die Schnellsten. Danach erschienen die wichtigen Gesichter des Senders auf dem Schirm. Die Zeitungsredakteure kamen ins Bild. Janice Cooper, der Star des Nachrichtensenders, schaltete sich übers Handy dazu, ebenso Steve Duncan, die Legende unter den Reportern der ›TN Post‹. Seine Kollegen nannten ihn den ›Terminator‹, weil Steves spitze Feder schon die Karriere einiger Geschäftsleute und Politiker vorzeitig beendet hatte. Sie wollte die Schlüsselpersonen von der Front bei ihren Besprechungen stets dabei haben. Als Realitätscheck, wie sie Don verdeutlichte. Die Frontleute kannten das Publikum. Sie standen im Regen bei schlecht vorbereiteten Interviews, sie machten aus nüchternen Nachrichten Ereignisse, schürten Emotionen, Hass und Begeisterung. Das Schicksal des Konzerns lag zu einem beträchtlichen Teil in ihren Händen.
    »Es herrscht Ausnahmezustand«, begann sie. »Bevor wir die weiteren Schwerpunkte besprechen, will ich von der Technik wissen, wie wir den nächsten Blackout überstehen. Die Katastrophe vom letzten Dienstag wollen wir nicht mehr erleben. Sergei, bleiben wir online?«
    »Seit Mittwoch laufen die zentrale IT und das Netz nur noch über USV«, antwortete Sergei. »Batterien überbrücken die fünf Minuten, bis die Dieselgeneratoren hochfahren. Die Tanks sind gefüllt. Der Betrieb läuft beim nächsten Stromausfall ohne Unterbrechung weiter.«
    »Wie lang?«
    »Die Vorräte reichen für achtundvierzig Stunden. Ein längerer Netzausfall ist unwahrscheinlich, wäre aber auch kein Problem, wenn rechtzeitig neuer Treibstoff beschafft wird. Der Lieferant ist vorgewarnt.«
    »Wir haben zehn zusätzliche Generatoren für die Ü-Wagen beantragt, außer Budget«, ergänzte der technische Leiter des Senders. »Können wir bestellen?«
     Carmen schüttelte ärgerlich den Kopf. »Die 30'000 Dollar? Peanuts in dieser Situation. Worauf wartet ihr noch? Wie sieht’s aus mit den Printausgaben?«
    »Nicht gut«, brummte Darren Murphy in seinen roten irischen Bart. »Den Druck in Oakland können wir vergessen, falls es wieder passiert. Wir müssen auf L.A. oder Huston ausweichen. Führt zu erheblichen Verspätungen.«
    »Scheiße, das wird Don nicht gefallen.«
    Bei Darren, Dons altem Kumpel, benutzte sie stets diese vorsichtige Formulierung, wenn ihr etwas missfiel. Immerhin waren sie technisch etwas besser auf das vorbereitet, was ihrer Meinung nach noch bevorstand. Sie wechselte das Thema.
    »Steve, du bist in Sacramento?«
    »Ja. In einer halben Stunde knöpfe ich mir Jim Ward nochmals vor. Sieht so aus, als wollte ›CGO‹ einiges unter dem Deckel halten. Es gibt klare Hinweise auf eine Cyberattacke. Die Information stammt von einem Insider.«
    »Cyberterror, also doch!«, rief die Moderatorin von ›TNN‹. »Ward wird mich kein zweites Mal auflaufen lassen.«
    »Das hoffe ich allerdings auch«, sagte Carmen eisig.
    »Das Gerücht muss erst bestätigt werden«, warnte der Reporter.
    »Es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Softwareproblem beim Grid Operator, das wissen wir«, sagte Carmen. »Entweder ist es ein hausgemachtes Problem von ›CGO‹ oder es sind tatsächlich Hacker im Spiel. Ich habe diese Variante mit Don besprochen. Er ist einverstanden, dass wir alles dafür vorbereiten. Bis 0700 p. m. will ich einen Hintergrundbericht zum Thema Cyberterror sendebereit haben, klar? Darren, das Material dient auch für die Morgenausgabe der Post mit dem
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