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Showman

Showman

Titel: Showman
Autoren: Jason Dark
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nicht so viel Zeit verstrichen, und ich ging bewußt laut und hörbar los. Suko drückte sich gegen die Wand, so daß er nur mit großer Mühe entdeckt werden konnte. Ansonsten schützte ihn die Finsternis, die sich etwas verlor, als ich das Ende des Durchgangs erreichte und vor mir der Hof lag. Ich sah auch zwei parkende Autos. Sie standen relativ weit auseinander.
    Zwischen ihnen konnte sich durchaus jemand aufhalten und auf mich warten. Ich sah niemanden.
    Doris hatte sich versteckt. Sie hatte mich gelockt, jetzt war es an ihr, sich zu zeigen. Ich wollte es ihr leichtmachen und strahlte in die Runde.
    Der wandernde Lichtbalken erfaßte mal das Mauerwerk, auch den unebenen Boden, huscht über ein Auto hinweg, es war ein alter Ford, glitt weiter und tanzte zuckend durch die Luft wie eine verlorene Seele auf der Suche nach der ewigen Ruhe.
    Als nächstes Ziel fand er den zweiten Wagen, einen Polo. Und an ihm lehnte, mit vor der Brust verschränkten Armen, Doris Carter. Sie schaute lächelnd in meine Richtung. »Hier bin ich«, sagte sie.
    »Okay, ich komme.«
    Steven Dancer wäre vielleicht auf sie zugeeilt, um sie in die Arme zu schließen. Bei mir war das nicht der Fall. Ich ließ mir bewußt Zeit, da ich ihr nicht traute und auch die Umgebung im Auge behalten wollte.
    Eigentlich ging es nicht um sie, sondern um einen gefährlichen Dämon, den Showman.
    Er war nicht zu sehen. Nur Doris schaute mir lächelnd entgegen. Sie behielt das Lächeln auch bei, als ich eine halbe Schrittlänge vor ihr stehenblieb und ihr zunickte. »Sie haben mir eine Frage noch nicht beantwortet, Doris.«
    »Das weiß ich.«
    »Kriege ich denn jetzt die Antwort?«
    Sie überlegte einen Moment und nickte schließlich. »Ja, ich werde sie dir geben.« Doris blieb bei der vertrauten Anrede. »Mir hat es in der Wohnung nicht mehr gefallen. Es war mir zu warm, zu stickig. Ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Das ist doch normal - oder?« Sie legte den Kopf schief und schaute mich lächelnd an.
    »Das kann ich sogar verstehen«, stimmte ich ihr zu. »Wunderbar.«
    »Nicht ganz, Doris, nicht ganz. Es gibt da schon einen nicht eben kleinen Unterschied.«
    »Ach ja?«
    »Sie haben Ihren Freund Steven im Bad niedergeschlagen. Mein Kollege und ich fanden ihn. Er war zum Glück nicht tot, aber bewußtlos. Dafür hätte ich gern eine Erklärung.«
    Sie lachte mich an. »Ich soll ihn niedergeschlagen haben? Meinst du wirklich mich?«
    »Wer sonst?«
    Sie hob die Schultern. »Ja, irgendwo hast du schon recht, John. Ich habe ihn niedergeschlagen. Das mußte ich auch tun, denn er wollte mich nicht gehenlassen.«
    »Was normal war.«
    »Wieso?«
    »Er war besorgt um Sie.«
    »Das braucht er nicht. Ich habe ihn gefragt, ob er mit mir geht, aber er wollte nicht. Ich spürte den Drang, die Wohnung zu verlassen, nichts sollte mich aufhalten.« Sie veränderte den Ausdruck ihrer Augen. Trotz der Dunkelheit sah ich, daß sie mich regelrecht anstrahlte, wie eine Frau, die einen Mann verführen will. Es blieb nicht allein beim Blickkontakt.
    Bevor ich mich versah, war sie einen winzigen Schritt nach vorn gegangen und hatte aus dem Blick - einen Körperkontakt gemacht, der mir in diesem Augenblick und in dieser Situation überhaupt nicht paßte, weil ich ihr nicht traute. Ich spürte ihren Arm und ihre Hand. Beide hatte sie in Hüfthöhe um meinen Körper geschlungen. Sie zog mich noch näher zu sich heran, ihr Gesicht zeigte einen lächelnden Ausdruck, aber ich konnte mich darauf nicht konzentrieren, denn etwas anderes lenkte mich ab. Es war der Druck ihrer Hand, die meine Hüfte umspannten. So hart, daß es schmerzte.
    Die Finger bohrten sich durch die Kleidung wie Nägel. Ich schrie nicht auf, mich überkam nur eine riesige Wut, und meine linke Hand, die noch immer die Lampe hielt, rammte ich unter das Kinn der Frau, während ich mich zugleich aus dem Griff herausdrehte, was nicht so einfach war, denn die Finger klammerten mich weiterhin fest. Mein Hemd wurde zerrissen, aber ich war frei und ging rasch zur Seite.
    Meine Aktion hatte ihr nicht gepaßt. Doris stieß einen knurrenden Laut aus.
    Ihre Hand, die mich festgehalten hatte, wischte durch die Luft, und mir gelang es schon beim ersten Versuch, sie mit meiner Lampe anzuleuchten.
    Da sah ich, was aus ihr geworden war.
    Das war keine Hand mehr, das war eine alte, grünbraune Kralle mit spitzen Nägeln!
    Wer war sie? War sie Doris Carter, oder war sie der Showman!
    Keines von beiden. Es gab keine
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