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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition)
Autoren: Lauren Beukes
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sich in einem Glücksbringer-Armband verheddert hat, der Laborausweis und ein Demo-Anstecker, eine Häschen-Haarspange, eine Packung Antibabypillen, der Buchstabe Z aus einer Setzmaschine. Ein zerkauter Tennisball.
    «Wo ist Dan?», fragt Kirby. Das Licht aus dem Kamin hinter ihr lässt ihr Haar aufleuchten wie eine Prophezeiung.
    «Tot», sagt Harper. Der Schneesturm des Dezembers 1929 weht hinter ihm durch die Tür herein. «Was machst du da?»
    «Was glaubst du denn?», höhnt sie. «Du hast mir ja keine andere Beschäftigung übrig gelassen, während ich auf dich gewartet habe.»
    «Wag es bloß nicht!», sagt Harper, als Kirby das Feuerzeug anschnippt. Eine stehende, goldene Flamme leuchtet auf. Sie wirft das Feuerzeug auf den Stapel. Eine Sekunde später hat er sich entzündet, ölig schwarzer Rauch wirbelt von dem Papier hoch, orangefarbene Flammen züngeln.
    Er schreit vor Qual, will sich mit dem Messer auf sie werfen, doch irgendetwas hält ihn auf.
    Er stürzt schwer auf den Boden und lässt den Schlüssel fallen, als ihn Dan angreift, auf den Knien, die Arme um Harpers Beine geschlungen. Er lebt noch, auch wenn das Blut unter ihm zu einer schwarzen, zähflüssigen Pfütze zusammenläuft. Er hängt sich an Harpers Hose, um ihn zurückzuziehen, damit er ihr nichts antun kann. Harper tritt wütend nach ihm aus. Sein Schuhabsatz lässt den Schlüssel über den Boden schlittern, durch das Blut rutschen und am Türrahmen auf der Eingangsschwelle liegen bleiben.
    Harper hat Glück und trifft Dan mit dem Schuh unterm Kinn. Aufstöhnend lässt Dan die Jeans des Mörders los.
    Wieder frei, rappelt sich Harper auf. Er hat immer noch das Messer in der Hand. Er triumphiert. Er wird sie töten und das Feuer löschen, und dann wird er ihren Freund ganz langsam zerstückeln, für den ganzen Ärger, den der Typ ihm gemacht hat.
    Doch dann begegnet er Kirbys Blick, als sie den Revolver auf ihn richtet. Sie spürt die Hitze der Flammen hinter sich. Sie atmet langsam aus und drückt den Abzug durch.

Harper
    13 . Juni 1993
    Die Zündflamme ist blendend hell. Der Aufprall schleudert ihn an die Wand.
    Harper berührt das Loch in seinem Hemd, um das eine dunkle Blume erblüht. Dann kommt der Schmerz, jeder Nerv entlang der Geschossbahn, die ihm die Kugel in den Körper gebohrt hat, reagiert zur gleichen Zeit. Er versucht zu lachen, aber sein Atem ist feucht und pfeifend, als das Blut anfängt, in seine Lunge zu laufen. «Das kannst du nicht», sagt er.
    «Ach nein?» Sie ist wunderschön, denkt Harper. Sie hat die Lippen zurückgezogen, sodass ihre Zähne zu sehen sind, ihre Augen strahlen, ihr Haar schwebt wie ein Heiligenschein um ihren Kopf. Leuchtend.
    Sie drückt erneut den Abzug und blinzelt bei dem Knall unwillkürlich. Und noch einmal und noch einmal. Und noch einmal. Bis es nur noch klickt, weil die Trommel leer ist. Die Einschüsse haben nur noch einen schwachen Effekt auf seinen Körper, als würde er sich schon von ihm lösen.
    Dann schleudert sie verzweifelt die Waffe auf ihn, sinkt in die Knie und bettet ihr Gesicht in ihre Hände.
    Hättest mich ganz erledigen sollen, du dumme Fotze, denkt er. Er versucht, sich näher zu ihr zu bewegen, aber sein Körper gehorcht ihm nicht.
    Sein Blickwinkel ist verschoben, in einem stumpfen Winkel verzerrt. Die ganze Szene liegt unter ihm, als würde er sich aufwärts fallend von ihr entfernen.
    Das Mädchen mit den bebenden Schultern, hinter dem die Flammen von dem Wirrwarr aus Sessel und Vorhängen und Totems emporlecken und schwarzen, chemischen Rauch erzeugen.
    Der große Mann, der auf den Dielen liegt, mühsam schluckend, die Augen geschlossen, und sich den Bauch und die Brust hält, während das Blut durch seine Finger fließt.
    Harper kann sich selbst an der Wand lehnen sehen. Wie kann er sich selbst von außen sehen? Er schaut auf alles herunter, als hinge er hoch unter der Decke, aber er ist trotzdem noch an diesen Fleischbrocken mit seinem Gesicht da unten gekettet.
    Harper sieht Harper schlaff werden. Sein Körper beginnt an der Wand hinabzurutschen. Sein Hinterkopf schmiert dunkle Flecken aus Blut und Hirnmasse über die cremefarbene Tapete.
    Er fühlt, wie ihm die Verbindung entgleitet. Und dann reißt sie ab.
    Er jault ungläubig auf, will sich wieder hinunterhangeln. Aber er hat keine Hände, um sich festzuhalten. Er ist ein toter Gegenstand. Ein Fleischhaufen auf dem Boden.
    Er streckt sich, will einfach zu irgendetwas vordringen.
    Und findet das
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