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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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geahnt, bis es zu spät war. Der Verbrecher hat sich an das Mädchen he r-angemacht, mit dem Erfolg, daß er sofort und unwiderruflich ihr Herz gewonnen hat. Zu sagen, daß sie ihn liebt, drückt es nicht richtig aus. Sie schwört auf ihn, sie ist von ihm besessen.
    Außer ihm gibt es nichts mehr auf der Welt. Sie will kein schlechtes Wort gegen ihn hören.
    Alles ist schon versucht worden, sie von ihrer Verrücktheit zu heilen, aber vergeblich. Um es zusammenzufassen, sie ist mit ihm verlobt und wird sich im nächsten Monat mit ihm verhe iraten.«
    »Weiß sie von der Episode in Österreich? «
    »Der schlaue Teufel hat ihr von jedem Skandal seines Lebens erzählt, aber auf solche Weise, daß er selber so unschuldig wie ein Märtyrer dasteht. Sie akzeptiert seine Version absolut und will von keiner anderen hören.«
    »Liebe Zeit! Aber jetzt haben sie sicherlich, ohne daß Sie es wollten, den Namen Ihres Auftraggebers preisgegeben, es ist doch sicher General de Merville. «
    Unser Besucher rutschte in seinem Stuhl herum.
    »Ich könnte Sie hinters Licht führen, Mr. Holmes, und behaupten, es sei so, aber die Wahrheit wäre es nicht. De Merville ist ein gebrochener Mann. Der starke Soldat ist durch diesen Zwischenfall völlig demoralisiert. Er hat die Nerven verloren, die ihn auf dem Schlachtfeld doch niemals im Stich gelassen haben. Er ist ein schwacher, zitternder alter Mann geworden, völlig unfähig, es mit einem brillanten, draufgängerischen Schurken wie dem Österreicher aufzunehmen. Mein Klient jedoch ist ein alter Freund, einer, der den General lange Jahre gut gekannt hat und der ein väterliches Interesse an dem Mädchen hatte, seit sie noch kurze Röckchen trug. Er kann dieser Tragödie nicht zusehen, ohne wenigstens den Versuch zu unterne hmen, sie aufzuhalten. Scotland Yard kann uns in diesem Fall nicht helfen. Er selbst hat vorgeschlagen, daß man Sie bitten sollte. Aber er hat sich vorbehalten, daß sein Name in dieser Angelegenheit nicht erwähnt werden sollte. Mr. Holmes, ich bin ganz sicher, daß Sie mit ihren großen Fähigkeiten schnell dahinterkommen könnten, wer mein Auftraggeber ist, aber ich muß Sie um Ihrer Ehre willen bitten, das nicht zu tun und sein Inkognito nicht zu brechen.«
    Holmes lächelte kapriziös.
    »Ich denke, daß ich es versprechen kann«, sagte er. »Ich möchte hinzufügen, daß Ihr Problem mich interessiert und ich mich gerne damit befassen werde. Wie kann ich mit Ihnen in Verbindung treten?«
    »Der Carlton Klub leitet meine Post weiter. Aber im Notfall habe ich ein privates Telefon,
    >XX31<.«
    Holmes schrieb ein paar Notizen nieder, und saß, immer noch lächelnd, mit seinem offenen Notizbuch auf den Knien da. »Die augenblickliche Adresse des Barons, bitte?«
    »Verson Lodge, bei Kingston. Es ist ein großes Haus. Er hat bei dunklen Spekulationen viel Geld gemacht und ist ein reicher Mann, und das macht ihn selbstverständlich zu einem ge-fährlichen Gegner.«
    »Ist er zur Zeit zu Hause?«
    »Ja.«
    »Abgesehen von dem, was ich weiß, was gibt es sonst noch über den Mann zu sagen?«
    »Er hat einen teuren Geschmack. Er liebt Pferde. Eine kurze Zeitlang spielte er Polo in Hur-lingham, aber als die Affäre in Prag laut wurde, mußte er diesen Sport aufgeben. Er sammelt Bilder und Bücher. Er ist ein Mann mit einer stark künstlerischen Seite. Soviel ich weiß, ist er eine Autorität auf dem Gebiet des chinesischen Porzellanes und hat darüber auch publiziert.«
    »Ein vielfältiger Geist«, sagte Holmes. »Alle großen Verbrecher sind so. Mein alter Freund Charlie Peace war ein virtuoser Geigenspieler. Auch Wainwright war kein schlechter Küns tler. Ich könnte noch ein paar mehr aufzählen. Nun Sir, Sie können Ihrem Klienten sagen, daß ich mich mit Baron Gruner beschäftigen werde. Mehr kann ich nicht sagen. Ich besitze ein paar eigene Informationsquellen und kann sagen, daß ich wohl die Möglichkeit sehe, einen Einstieg in die Sache zu nehmen. «
    Unser Besucher war schließlich gegangen. Holmes saß lange Zeit tief in Gedanken versunken.
    Es schien, als hätte er meine Gegenwart völlig vergessen. Schließlich aber kam er auf die Er-de zurück.
    »Na Watson, was sind Ihre Ansichten?«
    »Ich denke, daß Sie die junge Dame einmal besuchen sollten.« »Mein lieber Watson, wenn ihr armer, gebrochener Vater sie nicht bewegen kann, wie soll ich, ein Fremder, Erfolg haben?
    Und doch ist es ein guter Vorschlag, falls alles andere nicht gelingt. Anfangen müssen wir
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