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Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel
Autoren: Alisha Bionda
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einen länglichen glänzenden Gegenstand aus Wheezy-Joes Rücken zog und schnell in seinem Mantel verbarg.
    „Halt, Mann!“, schrie ich und richtete meinen Webley auf ihn.
    „Was haben Sie da getan?“
    Der Bettler, der immer noch auf dem schwarzen Cape seines Opfers kniete, warf mir einen finsteren Blick zu.
    „Verdammt, Watson! Nehmen Sie Ihre Pistole runter und helfen Sie mir!“
    Vollkommen entgeistert gewahrte ich unter dem Ruß, den falschen Brauen, Bart und Nase die stechenden Augen meines Freundes.
    „Holmes!?“, entfuhr es mir. „Aber wie kommen ...?“
    „So hören Sie doch endlich auf so zu schreien“, knurrte er mich an. „Sie verursachen ja einen Auflauf.“ Er stand behände auf und zog das Cape vom Boden. Vor Überraschung wich ich zwei Schritt zurück. Ich hatte mich auf den Anblick eines blutbesudelten Leichnams vorbereitet, doch der Körper, den das Cape noch vor wenigen Augenblicken bedeckt hatte, war verschwunden.
    Holmes bedachte die Szenerie nur mit einem abschätzigen Nicken.
    „Genau wie ich vermutet habe“, war sein Kommentar.
    Als wir schließlich den Rückweg antraten, ernteten wir nicht wenige argwöhnische Blicke. „Falscher Alarm“, versuchte ich die Umstehenden zu beruhigen. „Ich bin Arzt. Der alte Herr hier hatte nur einen Schwächeanfall. Nichts Dramatisches. Kein Grund zur Besorgnis. Alles in bester Ordnung.“
    Mein Puls begann sich erst wieder ein wenig zu beruhigen, als Holmes und ich in einem Brougham in Richtung Baker Street saßen.
    „Mein Gott!“, stöhnte ich. „Können Sie mir nur ansatzweise erklären, von welchem Geschehen ich soeben Augenzeuge geworden bin?“ Holmes kratzte sich abwesend an seinem falschen Kinnbart. „Nun, Watson“, sagte er, „eigentlich ist alles so verlaufen, wie es geplant war.
    Sie haben mich bei der Ergreifung eines gefährlichen Mörders unterstützt.“
    „Aber die Sache ist doch wieder missglückt!“, entgegnete ich. „Der Mörder ist uns doch erneut entkommen; auch wenn mir schleierhaft ist, wie er es angestellt hat.“

    „Das, mein lieber Watson, ist ein Trugschluss, wie so vieles andere auch bei diesem Fall! Der Mörder ist mitnichten entkommen. Ich habe dafür gesorgt, dass es kein siebtes Opfer mehr gibt.“
    „Aber wie ...?“
    Holmes zog einen etwa dreißig Zentimeter langen schwarz glänzenden Dolch aus der Innentasche seines Mantels. „Hiermit“, sagte er. „Ein Obsidiandolch aus der 5. Dynastie, der nur für rituelle Opferzeremonien verwendet wurde.“
    „Aber woher haben Sie eine derartige Waffe?“ Holmes schmutziges Bettlergesicht verzog sich zu einem Grinsen. Plötzlich begann ich zu begreifen. „Der Einbruch im Museum! Das ... das waren Sie?“
    „Ungewöhnliche Probleme verlangen ungewöhnliche Lösungen.
    Die Zeit lief mir davon und so konnte ich nicht abwarten bis der Antrag auf Bewilligung einer Leihgabe von allen Instanzen des Museums abgesegnet war. Ich wählte den kürzeren Weg.“
    „Aber woher wussten Sie, mit welcher Waffe ‚Wheezy-Joe’ zu bezwingen war?“
    Sherlock Holmes seufzte. „Ich glaube, ich muss etwas weiter ausholen. Wie ich Ihnen bereits in meinem Brief mitteilte, handelte es sich bei dem Täter keineswegs um jenen „Wheezy-Joe’. Ich habe mir sogar die Mühe gemacht, alle Aufzeichnungen darüber genau zu studieren. Der Legende nach handelt es sich bei diesem Joe um ein finsteres Wesen, das allein durch die negativen, bösen Gedanken der Menschen erweckt wird und sich daher zu besonders großen Ansammlungen hingezogen fühlt. Dort wählt er nicht selten ein Opfer, um damit gleichsam die Schuld der anderen zu tilgen. Beschrieben wird er als gestaltloser Schatten, den man nur an seinem seltsamen Keuchen erkennt. Nun, wie heißt es so schön? In jeder Legende steckt auch ein Körnchen Wahrheit. Und in unserem Falle verbarg sich dahinter fast ein ganzes Kornfeld. Ich musste allerdings zuerst erkennen, worin der Hauptfehler meiner Überlegungen lag. ‚A nescire ad non esse.’ So bezeichneten es die alten Römer. Der logische Fehler, der daraus entsteht, wenn aus dem Nichtwissen über etwas der Schluss gezogen wird, dass dieses Etwas nicht existiert. Lange Zeit über wehrte ich mich strikt dagegen, das Unmögliche zu akzeptieren. Erst als ich wagte, diese Klippe zu überspringen, gelangte ich zu weiteren Erkenntnissen. Mir war von Beginn an klar, dass dem ersten Mord eine besondere Bedeutung zukam. Alle weiteren Bluttaten waren notwendige Folgen, zumindest aus der Sicht
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