Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel
Autoren: Alisha Bionda
Vom Netzwerk:
mir einen Brief und erklärte, Sherlock Holmes habe die Nachricht als äußerst dringend eingestuft.

    Neugierig brach ich das Siegel und las folgende Zeilen: Mein lieber Watson!
    Ich muss mich in aller Form bei Ihnen entschuldigen. Ihre Anspielung, die ich leichtfertig als Unsinn abtat, erwies sich im Nachhinein als durchaus konstruktiv. Auch wenn es nicht gerade jener legendäre Wheezy-Joe ist, den wir suchen, so habe ich doch seine wahre Identität aufgedeckt. Und die ist kaum weniger erfreulich. Im Gegenteil! Schauen Sie nur auf die Karte. – Dringende Erledigungen hindern mich daran, rechtzeitig wieder in der Baker Street zu sein. Ich ersuche Sie daher, mich direkt vor Ort am Sussex Place zu treffen. Wenn Sie mir nochmals die Ehre Ihrer Mithilfe zuteil werden lassen wollen, so finden Sie sich bitte vor Anbruch der Dämmerung an besagter Stelle ein. Nec aspera terrent (Auch Widerwärtigkeiten schrecken nicht).
    Stets der Ihre
    Sherlock Holmes
    Mit nicht geringer Verwirrung ging ich hinüber zu Holmes’ Tisch und betrachtete den Stadtplan. Die sechs Tatorte waren nun mittels roter Kreide durch eine geschwungene Linie miteinander verbunden worden. Es ergab sich eine Art Treppe, deren oberste Stufe noch fehlte. Nicht, wenn man eine weitere Linie zum Sussex Place zieht, dachte ich. Lag hier etwa das versteckte Muster der Verbrechen verborgen? Doch worin bestand es? Und wieso war sich Holmes so sicher, dass sich erneut im Regents Park ein Mord ereignen würde? Der Sussex Place lag zwar am äußeren südwestlichen Rand, doch bislang hatte der Täter nie zweimal am selben Ort zugeschlagen. Rätsel über Rätsel.
    Da ich in meiner Aufregung ohnehin nichts Vernünftiges mit der restlichen Zeit anfangen konnte und der Treffpunkt nicht weit entfernt lag, entschloss ich mich kurzerhand, zu Fuß zum Sussex Place zu gehen. Ein Spaziergang würde mir sicher nicht schaden, zudem eignete er sich vortrefflich dazu, den Kopf von wirren Gedanken zu befreien.
    Ich erreichte das Ziel etwa fünfzehn Minuten nach acht. Möglichst unauffällig schlenderte ich über den breiten äußeren Zirkel des Parks und umrundete dann das schmale Grün des Sussex Place. Es war ein angenehm warmer Tag und so flanierten viele Paare und Familien über die Wege. Nur zwei Dinge fielen mir auf: Am südlichen Teil des Platzes verkaufte ein Mädchen kleine Veilchen- und Rosenbouquets, weiter nördlich saß ein alter Mann im Gras und bettelte um Almosen. Nichts wies daraufhin, dass diese Idylle schon bald der Schauplatz eines blutigen Verbrechens sein würde.
    Hatte sich Holmes erneut geirrt? Und wo blieb er überhaupt? Runde um Runde setzte ich meine Patrouille fort, doch weder von Sherlock Holmes noch von einem keuchenden Wahnsinnigen war auch nur das Geringste zu entdecken.
    Dann überschlugen sich die Ereignisse.
    Ich war bereits in eine Art Dämmerzustand gefallen, wie man ihn nicht selten bei eintönigen Verrichtungen erreicht, als mich zwei Sinneseindrücke gleichzeitig in Alarmbereitschaft versetzten. Inmitten einer mir entgegenkommenden Passantengruppe entdeckte ich plötzlich eine dunkle Gestalt. Ich blinzelte wohl einige Male, da ich mir sicher war, den Unbekannten zuvor nicht unter den Leuten gesehen zu haben. Doch nun war er unzweifelhaft da, wie aus dem Nichts.
    Nur undeutlich konnte man das Gesicht unter der Hutkrempe erahnen. Etwas stimmte nicht damit. Und dann hörte ich fast zeitgleich das mir bereits vertraute Röcheln.
    Meine Hand schloss sich fester um den Revolver. Ich stürzte auf die Gruppe zu und rief: „Vorsicht! Weg da! Schnell! Zur Seite!“ Während ich weiterlief, blieben einige der Spaziergänger verwirrt stehen.
    Und nun erkannte ich auch, was mit dem Gesicht des Fremden nicht stimmte. Wie bei einem Verbrennungsopfer war der gesamte Kopf mit Bandagen bedeckt. Der Unbekannte besaß weder Augen noch Nase. Und das widerwärtige Röcheln drang von dort, wo die gelblich-braunen Binden seine Lippen versiegeln mussten.
    Einen Herzschlag lang starrte ich ungläubig in das tote Antlitz von Wheezy-Joe. Ich besann mich gerade wieder meiner Waffe, als ein Schatten auf dem Rücken des keuchenden Fremden landete und ihn hart zu Fall brachte. Ähnlich unerwartet wie zuvor der Bandagierte war plötzlich der alte Bettler zwischen den Umstehenden aufgetaucht. Mit einem für sein Alter unglaublichen Sprung hatte er sich wie ein Panther auf seine Beute gestürzt.

    Als ich zu den am Boden liegenden Männern eilte, sah ich noch, wie der Bettler
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher