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Shayne - der Verführer (German Edition)

Shayne - der Verführer (German Edition)

Titel: Shayne - der Verführer (German Edition)
Autoren: JoAnn Ross
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Dachboden seiner Großmutter Broussard.
    Leicht wurde es bestimmt nicht, das Kollier zu finden. Doch Shayne hatte ohnedies aus bitterer Erfahrung gelernt, misstrauisch zu werden, wenn etwas einfach war. Genau genommen vertraute er mit wenigen Ausnahmen nichts und niemandem. Deshalb war er in seinem Beruf so gut. Und deshalb ärgerte es ihn auch so, dass diese Frau in Paris die Juwelen gestohlen hatte.
    Er stellte den Strahl der Taschenlampe breiter ein, betrachtete etliche Stofftiere und richtete ihn auf eine Sammlung von Tabaksdosen. Aus zuverlässiger Quelle wusste er, dass Bliss sie an diesem Vormittag mit der Lieferung aus Frankreich erhalten hatte. Mit etwas Glück fand er das Diebesgut, konnte die Juwelendiebin verhaften und die Stadt verlassen, bevor jemand erfuhr, dass er hier gewesen war.
    Und nach dem Debakel in Paris musste ihm eigentlich wieder das Glück lächeln.
    Zuerst glaubte Michael O’Malley Mäuse zu hören. Das ergab aber keinen Sinn, weil Bliss Fortunes schreckliche Katze nicht nur ihn anfauchte, sondern auch Insekten und Nagetiere verschlang. Michael hatte Beweise dafür gesehen, was für ein fleißiger Jäger der Kater war. Mehr als einmal war er morgens zur Arbeit gekommen und hatte eine tote Maus vor seiner Tür gefunden.
    Beschwerte er sich bei seiner Vermieterin, lächelte Bliss nur hinreißend und versicherte ihm, das gemeuchelte Nagetier wäre ein Geschenk und Hercules würde ihm auf diese Weise seine Zuneigung zeigen. Doch Michael bezweifelte das.
    Mit angehaltenem Atem lauschte er auf die Schritte im Erdgeschoss. Nachdem er spät von Baton Rouge zurückgekehrt war, hatte er im Büro noch einige Notizen in einer Akte gemacht. Anstatt heimzufahren, hatte er sich nach einer vierundzwanzigstündigen Beobachtung einfach auf die Ledercouch gelegt und von Ferien auf einer Insel geträumt. Spärlich bekleidete Schönheiten bevölkerten dieses Eiland und waren gerade bemüht, ihm jeden Wunsch zu erfüllen, als ihn die Schritte weckten.
    Das konnte natürlich Bliss sein, die doch nicht in Lafayette übernachtete. Hoffentlich bedeutete es, dass sie heute bei der Auktion Erfolg gehabt hatte.
    Sein Büro befand sich am oberen Ende der Treppe. Durch die Milchglasscheibe in der Tür hätte er Licht sehen müssen. Unten war jedoch alles dunkel. Also hatte er nicht die Besitzerin der Treasure Trove gehört.
    Michael stand auf, griff nach dem Schulterhalfter, zog die 9-mm-Pistole heraus und ging vorsichtig zur Tür, um den Einbrecher zu stellen. Unter seinen Füßen knarrte ein Brett so laut wie eine Zivilschutzsirene. Michael unterdrückte einen Fluch. Hoffentlich hatte der Kerl da unten nichts gehört.
    Leider hatte er es doch. Shayne erstarrte bei dem Knarren über seinem Kopf. Sollte er sich einem Kampf stellen oder fliehen?
    Vorsichtig zog er die Pistole aus dem Gürtel, spreizte die Beine und richtete die Waffe mit beiden Händen auf die Tür zum Treppenhaus.
    Die Tür flog auf. Die Deckenbeleuchtung blendete beide Männer für einen Moment.
    Betroffen schweigend starrten die O’Malley-Brüder einander an. Jeder zielte mit der Waffe auf den anderen wie vor vielen Jahren, als sie Räuber und Polizist spielten.
    Doch sie waren keine Jungen mehr, und die Pistolen waren nicht mit Knallerbsen geladen, sondern echt.
    Sie sahen einander grimmig an und fluchten.
    Und dann lachten Michael und Shayne O’Malley schallend über diese absurde Situation.
    Bliss war in schlechter Stimmung. Anstatt die Sendung aus Paris auszupacken, war sie nach Lafayette zu einer Antiquitätenauktion gefahren. Leider war sie fast bei allen Posten von ihrem alten Widersacher Nigel Churchill überboten worden. Trotz seines Namens und des britischen Akzents war der Kerl so amerikanisch wie sie selbst.
    “Für diese Truhe hat er nur geboten, weil er wusste, dass ich sie haben will”, schimpfte Bliss auf der Rückfahrt nach New Orleans. Der aufregende Tag hatte sie erschöpft. “Dafür bekommt er nie das Geld zurück, das er hineingesteckt hat.”
    Churchill gehörte eine Reihe von Antiquitätenläden zwischen Savannah und New Orleans. Die Frauen in den Staaten am Golf von Mexiko fanden ihn offenbar hinreißend, obwohl Bliss seinem Charme gut widerstehen konnte.
    “Der Typ ist schleimig und ölig”, murmelte sie vor sich hin.
    Der Mann wollte offenbar den gesamten Antiquitätenmarkt im Süden an sich reißen. Konnte er einen Ladenbesitzer nicht zum Verkauf überreden, wandte er wenig ehrenhafte Methoden an. Bliss hatte
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