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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht
Autoren: Bernard Cornwell
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Boden. »Das sind Furagiere«, sagte Sharpe, »und sie nutzen den Wassertrick.«
    »Die hungrigen Bastarde«, knurrte Harper.
    Die Franzosen waren eher vom Hunger als von Waffen aus Portugal vertrieben worden. Auf seinem Rückzug nach Torres Vedras hatte Wellington ein verwüstetes Land hinterlassen: leere Scheunen, vergiftete Brunnen und geplünderte Getreidespeicher. Doch die Franzosen hatten den Hunger fünf Monate lang ertragen und jeden aufgegebenen Weiler und jedes verlassene Dorf nach versteckten Nahrungsvorräten durchsucht. Ein Mittel dazu war es, Wasser auf den Boden zu gießen, denn dort, wo Vorratskrüge vergraben waren, sickerte das Wasser schneller ein als andernorts.
    »In diesen Hügeln versteckt doch niemand Nahrungsmittel«, sagte Harper in verächtlichem Ton. »Glauben die etwa, irgendjemand hat Getreide hier raufgeschleppt, nur um es zu verbuddeln?«
    Dann schrie eine Frau.
    Ein paar Sekunden lang glaubten Sharpe und Harper, das Geräusch stamme von einem Tier. Der Schrei war durch die Entfernung gedämpft und verzerrt gewesen. Außerdem waren nirgends Zivilisten in der Siedlung zu sehen. Doch als das schreckliche Geräusch von den Hügeln widerhallte, wurde den beiden Männern klar, was das bedeutete. »Diese Bastarde«, knurrte Harper.
    Sharpe schob das Fernrohr wieder zusammen. »Sie ist in einer der Hütten«, sagte er. »Wie viele Männer sind wohl bei ihr? Zwei? Drei? Das heißt, dass da unten nicht mehr als dreißig von diesen Kerlen sind.«
    »Und wir sind vierzig«, fügte Harper zweifelnd hinzu. Er hatte kein Problem mit der Zahl der Feinde, aber die Lage war nicht so eindeutig, als dass sie mit einem unblutigen Sieg hätten rechnen können.
    Die Frau schrie erneut.
    »Hol Lieutenant Price«, befahl Sharpe Harper. »Sag allen, sie sollen die Waffen laden, aber weg von der Kuppe bleiben.« Er drehte sich um. »Dan! Thompson! Cooper! Harris! Rauf hier!« Die Vier waren seine besten Schützen. »Haltet die Köpfe unten!«, warnte er die vier Männer. Dann wartete er, bis sie an der Kuppe waren. »In einer Minute werde ich den Rest der Rifles da runterführen. Ich will, dass ihr Vier hier oben bleibt und jeden Bastard abknallt, der uns Ärger machen könnte.«
    »Die Bastarde ziehen schon wieder ab«, sagte Daniel Hagman. Hagman war der Älteste der Kompanie und der beste Schütze. Er war ein ehemaliger Wilderer aus Cheshire, den man vor die Wahl gestellt hatte, für ein paar gestohlene Fasane entweder zur Armee oder in die Kolonien zu gehen.
    Sharpe drehte sich wieder um. Die Franzosen rückten ab, oder zumindest die meisten von ihnen, denn der Art nach zu urteilen, wie sich die Männer am Ende der Kolonne immer wieder umdrehten und zu den Hütten zurückriefen, hatten sie ein paar von ihren Kameraden in der Hütte zurückgelassen, in der die Frau geschrien hatte. Die zwölf Kavalleristen ritten voraus, und gemeinsam mit den Infanteristen marschierten sie den kleinen Bach entlang und in das größere Tal hinunter.
    »Sie werden unvorsichtig«, bemerkte Thompson.
    Sharpe nickte. Männer in der Siedlung zurückzulassen stellte ein Risiko dar, und es war nicht die Art der Franzosen, in diesem wilden Land Risiken einzugehen. In Spanien und Portugal wimmelte es nur so von Guerilleros, die den Guerilla kämpften, den »kleinen Krieg«, und dieser Krieg wurde weitaus erbitterter gekämpft und grausamer geführt als die eher formalen Schlachten zwischen den Briten und Franzosen.
    Sharpe wusste das aus eigener Erfahrung, denn letztes Jahr hatte es ihn in den wilden Norden verschlagen. Dort hatte er mit Guerilleros nach spanischem Gold gesucht, und die Wildheit und Brutalität der Widerstandskämpfer hatte ihm immer wieder einen Schauder über den Rücken gejagt. Dennoch war eine von ihnen, Teresa Moreno, Sharpes Geliebte geworden. Inzwischen nannte sie sich La Aguja, die Nadel, und jeder Franzose, den sie mit ihrer langen, dünnen Klinge aufspießte, war Teil der endlosen Rache, die sie den Soldaten geschworen hatte, von denen sie vergewaltigt worden war.
    Teresa war nun weit weg. Sie kämpfte in der Gegend um Badajoz, während in der Siedlung unter Sharpe eine andere Frau die Aufmerksamkeit der Franzosen erdulden musste, und wieder fragte sich Sharpe, warum diese grauuniformierten Soldaten es für sicher hielten, ihre Kameraden in dem verlassenen Dorf zurückzulassen, damit sie ihr Verbrechen vollenden konnten. Waren sie sich wirklich so sicher, dass keine Guerilleros in der Nähe waren?
    Harper
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