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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht
Autoren: Bernard Cornwell
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Kämpfe im Dorf gewesen, und obwohl niemand behaupten konnte, der ehemalige Generalfeldzeugmeister habe eine entscheidende Rolle gespielt, so konnte man doch nicht leugnen, dass Runciman im Angesicht größter Gefahr geblieben und nicht geflohen war.
    »Wer hat Sie was gefragt, General?«, hatte Sharpe erwidert.
    »Wellington und dieser verdammte spanische General. Sie haben mich direkt gefragt, ins Gesicht. ›Hat Captain Sharpe gestanden, die beiden Franzosen erschossen zu haben?‹ Das haben sie mich gefragt.«
    Sharpe zuckte unwillkürlich zusammen, als ein Mann unter den Messern der Ärzte schrie. Die amputierten Arme und Füße lagen auf einem grausigen Haufen neben dem Altar, der als Operationstisch diente. »Sie haben Sie also gefragt«, sagte Sharpe, »und Sie lügen ja nicht.«
    »Das habe ich auch nicht!«, sagte Runciman. »Ich habe gesagt, das sei eine absurde Frage. Kein Gentleman würde so etwas tun, und Sie seien schließlich Offizier und somit auch ein Gentleman. Solch eine Frage, habe ich mit allem Respekt zu Seiner Lordschaft gesagt, sei eine Beleidigung.« Runciman freute sich sichtlich. »Und Wellington hat mich unterstützt! Er hat Valverde gesagt, er wolle keine Vorwürfe mehr gegen britische Offiziere hören. Und es wird auch keine Untersuchungskommission geben, Sharpe! Man hat mir zu verstehen gegeben, dass unser Handeln heute alle Fragen nach den traurigen Ereignissen in San Isidro überflüssig macht!«
    Sharpe lächelte. Er hatte schon in dem Moment gewusst, dass ihm vergeben war, als Wellington ihn kurz vor dem Gegenangriff der Real Compañía Irlandesa noch einmal für die Erschießung der französischen Gefangenen getadelt hatte, doch Runcimans aufgeregter Bericht war eine willkommene Bestätigung dafür.
    »Ich gratuliere, General«, sagte Sharpe. »Und was jetzt?«
    »Jetzt geht es nach Hause, denke ich. Nach Hause. Nach Hause.« Runciman lächelte bei der Vorstellung. »Vielleicht kann ich mich ja bei der Miliz von Hampshire nützlich machen. Ich habe Wellington das vorgeschlagen, und er war so freundlich, mir zuzustimmen. Die Miliz, hat er gesagt, brauche Männer mit Kampferfahrung, Männer mit Visionen und Männer mit Erfahrungen als Führungsoffizier, und dann hat er freundlicherweise noch hinzugefügt, dass ich all diese Qualitäten besitzen würde. Wellington ist wirklich ein sehr freundlicher Mann. Meinen Sie nicht auch, Sharpe?«
    »Sehr freundlich, in der Tat, Sir«, erwiderte Sharpe trocken und schaute zu, wie Sanitäter einen Mann festhielten, dessen Bein zitterte, als die Ärzte am Schenkel sägten.
    »Ich gehe jetzt also wieder nach England zurück!«, verkündete Runciman voller Freude. »Das liebe England, Land des guten Essens und der vernünftigen Religion! Und Sie, Sharpe? Was haben Sie für die Zukunft geplant?«
    »Ich werde weiter Froschfresser töten, General. Das ist alles, wozu ich nutze bin.« Er schaute zu dem Arzt und sah, dass der Mann mit seinem letzten Patienten fast fertig war. Sharpe atmete tief durch und bereitete sich auf die Schmerzen vor, die nun kommen würden. »Und die Real Compañía Irlandesa, General?«, fragte er. »Was geschieht mit ihr?«
    »Cadiz. Aber sie werden als Helden dorthin gehen, Sharpe. Eine gewonnene Schlacht! Almeida ist nicht entsetzt, und Masséna läuft nach Ciudad Rodrigo zurück. Bei meiner Seel’, Sharpe, wir sind jetzt alle Helden!«
    »Ich bin sicher, Ihre Eltern haben stets gesagt, dass Sie eines Tages ein Held werden würden, General.«
    Runciman schüttelte den Kopf. »Nein, Sharpe, das haben sie nie gesagt. Sie hatten große Hoffnungen für mich, das will ich nicht leugnen, und das war auch kein Wunder, denn sie sind nur mit einem Kind gesegnet worden, und ich war dieser Segen, und sie haben mir viel mitgegeben, Sharpe, sehr viel – aber ich denke, Heldenmut gehörte nicht dazu.«
    »Nun ja, jetzt sind Sie aber ein Held, Sir«, sagte Sharpe, »und wenn jemand daran zweifelt, erwidern Sie, ich hätte das gesagt.« Sharpe streckte den rechten Arm aus und schüttelte Runciman trotz der Schmerzen die Hand. Dann erschien Harper in der Kirchentür und hielt eine Flasche hoch, um Sharpe zu zeigen, dass ihn nach der Operation ein wenig Trost erwartete. »Ich sehe Sie dann draußen, Sir«, sagte Sharpe zu Runciman. »Es sei denn natürlich, Sie möchten zusehen, wie der Arzt die Kugel rausholt.«
    »Grundgütiger, nein, Sharpe! Meine lieben Eltern haben immer gesagt, ich hätte nicht den Magen, um Medizin zu studieren, und
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