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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht
Autoren: Bernard Cornwell
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er auf Ferreira ein, doch dem Major gelang es, den Riesen zur Vernunft zu bringen. Endlich bestiegen sie alle ihre Pferde und ritten mit einem letzten zornigen Blick auf Sharpe den westlich gelegenen Weg hinunter.
    Sharpe sah ihrem Rückzug zu, dann ging er, um sich zu Slingsby zu gesellen. Hinter ihm brannte der Telegrafenmast noch immer lichterloh, bis er plötzlich mit einem gewaltigen splitternden Geräusch und einer Explosion von Funken zur Seite krachte. »Wo sind die Franzmänner?«
    »Dort in der Rinne.« Slingsby wies auf ein Stück totes Land beim Fuß des Hügels. »Sie sind vom Pferd gestiegen.«
    Sharpe benutzte sein Fernrohr und entdeckte zwei der grün uniformierten Männer, die hinter ein paar Felsblöcke krochen. Einer von ihnen hatte ein Fernrohr dabei und beobachtete den Gipfel. Fröhlich winkte Sharpe dem Mann zu. »Nicht viel los mit denen, was?«, fragte er.
    »Sie könnten vorhaben, uns anzugreifen«, mutmaßte Slingsby beflissen.
    »Nur wenn sie lebensmüde sind«, erwiderte Sharpe. Er vermutete, dass sich die Dragoner von der weißen Fahne am Telegrafenmast hatten westwärtslocken lassen und dass sie jetzt, da ihnen statt der Fahne eine Rauchwolke entgegenwehte, nicht wussten, was sie tun sollten. Er richtete das Glas weiter nach Süden und entdeckte in dem Tal, wo die Hauptstraße am Fluss entlangführte, noch immer Rauch. Offensichtlich schlug sich die Nachhut wacker, doch schon bald würde sie sich zurückziehen müssen, denn der Hauptteil der feindlichen Armee kam jetzt als eine Anzahl dunkler Säulen, die durch die Felder marschierten, in Sicht. Sie waren noch weit entfernt, sogar durch das Glas kaum auszumachen, aber sie waren da, eine umschattete Horde, die gekommen war, um die Briten aus dem portugiesischen Binnenland zu vertreiben. L'Armée de Portugal nannten es die Franzosen, die Armee, die die Rotröcke bis nach Lissabon und von dorthinaus aufs Meer jagen sollte, sodass Portugal endlich unter die Trikolore gestellt werden konnte. Aber die Armee von Portugal sollte ihr blaues Wunder erleben. Marschall Masséna würde über leer gefegtes Land marschieren und sich dann jäh den Verteidigungslinien von Torres Vedras gegenüberfinden.
    »Können Sie etwas sehen, Sharpe?« Slingsby trat näher, offenbar wartete er auf eine Gelegenheit, sich das Fernrohr zu borgen.
    »Haben Sie Rum getrunken?«, fragte Sharpe, der schon wieder eine Fahne witterte.
    Slingsby schien erst erschrocken, dann beleidigt. »Ich reibe ihn mir auf die Haut«, antwortete er verstimmt und klatschte sich ins Gesicht. »Es hält die Fliegen fern.«
    »Sie tun was?«
    »Ist ein Trick, den ich auf den Inseln gelernt habe.«
    »Zum Teufel noch mal.« Sharpe schob das Glas zusammen und steckte es zurück in seine Tasche. »Da drüben sind Franzmänner«, sagte er und wies nach Südosten. »Tausende von gottverdammten, verfluchten Franzmännern.«
    Er ließ den Lieutenant, der in die Ferne nach der Armee starrte, stehen und ging, um die Rotröcke anzutreiben, die eine Kette gebildet hatten und die Säcke am Hang des Hügels entleerten. Es sah inzwischen aus, als stünden sie knöcheltief im Schnee. Wie Pulverrauch rieselte das Mehl vom Gipfel, fiel weich, bildete Mulden, und noch immer wurden weitere Säcke aus der Tür geschleppt. Sharpe nahm an, dass es noch zwei Stunden dauern würde, ehe die Kapelle leer war. Er befahl zehn Schützen, bei den Arbeiten zu helfen, und schickte dafür zehn der Rotröcke, die sich Slingsby auf seinem Beobachtungsposten anschließen sollten. Er wollte vermeiden, dass seine Rotröcke in Klagen ausbrachen, sie hätten die ganze Arbeit zu machen, während die Schützen mit den leichten Aufgaben davonkamen. Er packte selbst mit an, stellte sich in die Reihe und warf Säcke aus der Tür, während der zusammengebrochene Telegrafenmast vor sich hin brannte. Vom Wind verstreute verkohlte Holzstücke übersäten das weiße Mehl mit schwarzen Flecken.
    Slingsby erschien, gerade als die letzten Säcke aufgeschlitzt wurden. »Die Dragoner sind weg, Sharpe«, berichtete er. »Ich denke, sie haben uns gesehen und sind ihres Weges geritten.«
    »Gut.« Sharpe zwang sich zu einem höflichen Tonfall. Dann ging er hinüber zu Harper, der zusah, wie die Dragoner von dannen ritten. »Hatten die keine Lust, mit uns zu spielen, Pat?«
    »Dann hatten sie mehr Verstand als dieser Riese von einem Portugiesen«, sagte Harper. »Sie haben ihm ganz schön Kopfschmerzen verpasst, was?«
    »Der Bastard wollte mich
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