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Shannara III

Titel: Shannara III
Autoren: Terry Brooks
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Höllenschlund hinab und war verschwunden. Die ganze kleine Gesellschaft, die auf dem Felssims versammelt stand, eilte an den Rand und spähte durch die Finsternis hinab. Helle Flecken von Mond und Sternen sprenkelten die Dunkelheit. Schatten wogten, und die Hölle des Maelmord begann zu versinken. Sie sank hinab, tief in die Erde, als würde sie von Treibsand verschlungen. Erde, Gestein und sterbender Wald brachen in Stücke und gingen unter. Die Schatten wurden länger und zogen sich zusammen, bis das Mondlicht nicht mehr die geringste Spur dessen zeigen konnte, was einmal gewesen war. Innerhalb von Augenblicken hatte der Maelmord für immer zu existieren aufgehört.

Kapitel 47
    Der Herbst war übers Land gekommen, und überall erstrahlten und glänzten die Farben der Jahreszeit im warmen Sonnenschein. Es war ein klarer, kühler Tag in den Ostlandwäldern, wo der Mangold-Fall aus dem Wolfsktaag herabschoß und der Himmel sich in tiefem Blau wölbte. Der Morgen hatte Frost gebracht, und schmelzender Rauhreif hing noch im hohen Gras, auf der harten Erde und den moosbewachsenen Steinen am Flußufer entlang und vermischte sich mit der Gischt von den schäumenden Wassern des Flußbettes.
    Brin machte am Rand dieser Wasser halt, um ihre Gedanken zu sammeln.
    Es war nun eine Woche her, daß die kleine Freundesgruppe das Rabenhorn verlassen hatte. Mit der Vernichtung des Ildatch, dem Untergang der schwarzen Magie und all jener Dinge, die sie hervorgebracht hatte, waren die Gnomen-Jäger, die Graumark verteidigt hatten, in die Berge und die Waldgebiete des tiefen Anar geflüchtet - zurück zu den Stämmen, von denen man sie geholt hatte. So waren Brin, Jair und ihre Freunde allein in der Festung zurückgeblieben, hatten die Leichname des Grenzländers Helt, des Zwergen Elb Foraker und des Elfenprinzen Edain Elessedil gefunden und zur Ruhe gebettet. Nur Garet Jax hatten sie zurückgelassen, wo er gestorben war, denn mit der Zerstörung des Croagh war jeglicher Zugang zum Himmelsbrunnen abgeschnitten. Vielleicht war es richtig, daß der Waffenmeister dort blieb, wo kein anderer Sterblicher jemals einen Fuß hinsetzen könnte, hatte Jair feierlich erklärt. Vielleicht sollte es für Garet Jax im Tode nicht anders sein als im Leben.
    In jener Nacht hatten sie in den Wäldern unterhalb Graumark südlich der Stelle, wo die Festung sich ans Rabenhorn schmiegte, gelagert, und hier hatte Brin den anderen von ihrem Versprechen erzählt, zu Allanon zurückzukehren, wenn der Ildatch zerstört und ihre Aufgabe erfüllt wäre. Jetzt, da ihre Reise in den Maelmord abgeschlossen war, mußte sie ihn ein letztes Mal aufsuchen. Es gab noch Fragen, die zu beantworten waren, und Dinge, die sie wissen mußte.
    Und so hatten alle sie begleitet - ihr Bruder Jair, Rone, Kimber, Cogline, die Moorkatze Wisper und sogar der Gnom Spinkser. Sie waren mit ihr wieder aus dem Rabenhorn gewandert, südwärts zwischen den öden Flächen des Altmoors und dem Gebirge entlanggezogen, hatten den Tofferkamm zu den Wäldern des Dunkelstreif überquert, das Tal vom Kamin passiert und waren dann dem gewundenen Verlauf des Mangold-Stroms westwärts gefolgt, bis sie die kleine Lichtung erreicht hatten, wo Allanon sein letztes Gefecht ausgetragen hatte. Diese Reise hatte eine ganze Woche in Anspruch genommen, und am Abend des siebten Tages hatten sie am Rand der Lichtung ihr Lager aufgeschlagen.
    Nun stand sie ruhig im Frost des frühen Morgens und starrte hinaus über die Strömung des Flusses. In der Senke der kleinen Lichtung hinter ihr warteten die anderen geduldig. Sie waren nicht mit ihr ans Flußufer gekommen; sie hatte es nicht gewollt. Das war eine Sache, die sie allein hinter sich bringen mußte.
    Wie soll ich ihn nur rufen? fragte sie sich. Soll ich singen? Soll ich den Zauber des Wünschliedes gebrauchen, damit er weiß, daß ich hier bin? Oder wird er kommen, ohne daß ich ihn rufen muß, weil er weiß, daß ich warte…?
    Wie zur Antwort beruhigten sich die Wasser des Mangold-Stroms vor ihr, die Oberfläche wurde so glatt wie Glas. Rings umher schwiegen die Wälder, und selbst das ferne Donnern der Wasserfälle wurde leiser und verstummte. Langsam begannen die Wasser zu brodeln, sich zu kräuseln und zu schäumen wie der umgerührte Inhalt eines Kessels, und ein einziger, süßer Schrei stieg in die Morgenluft.
    Dann fuhr Allanon aus dem Mangold-Strom auf mit seiner hochgewachsenen, mageren, aufrechten Gestalt in den schwarzen Gewändern. Er schritt
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