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Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)

Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)

Titel: Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
Autoren: Karen Marie Moning
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ich mich auf die Begegnung mit dem Lord Master vorbereitete, Unseelie-Fleisch in meinen Rucksack gesteckt habe. Das meiste davon ist noch da.
    Hätte ich damals nur gewusst, was ich heute weiß! Dass ich Jericho Barrons nur noch tot wiedersehen würde. Dass die letzten Worte, die ich je aus seinem Mund höre, »Und den Lamborghini!« sein werden. Mit dem typischen Wolfslächeln und dem Versprechen, dass er mir immer den Rücken stärkt, immer ganz in meiner Nähe sein wird, um mich zu schützen.
    Die zappelnden Rhino-Boy-Fleischstücke liegen noch in dem Babybrei-Gläschen. Ich drücke eins zwischen Barrons’ geschwollene, blutige Lippen und halte ihm dann den Mund zu. Als das Fleisch aus der klaffenden Wunde im Nacken kriecht, betäubt mich fast mein eigener Schrei.
    Ich kann nicht klar denken. Panik und Trauer beherrschen mich. Barrons würde sagen: Unnütze Emotionen, Miss Lane. Erheben Sie sich über sie. Hören Sie auf zu reagieren und agieren Sie lieber. Da ist er, er spricht wieder mit mir.
    Was würde ich nicht für ihn tun? Nichts ist zu widerwärtig, zu barbarisch. Es geht eben um Barrons. Ich will ihn heil und gesund wiederhaben.
    Ryodan hat ihm die Haut an Bauch und Brust abgezogen, ehe er ihm die Kehle aufgeschlitzt hat. Ich lege sorgsam die Stücke seiner tätowierten Haut zurück und stecke Unseelie-Fleischstücke in seinen bloßgelegten, aufgeschnittenen Magen. Doch es krabbelt wieder heraus. Ich überlege, ob ich den Magen zunähen soll. Vielleichtist sein Körper dann gezwungen, das Fleisch der Dunklen Feen zu verdauen. Mir fehlen jedoch eine Nadel und Faden oder irgendwelche anderen Hilfsmittel, mit denen man einen aufgeschlitzten Magen schließen kann.
    Ich versuche, die Eingeweide in seinen Körper zurückzustopfen und sie in eine ungefähre Ordnung zu bringen. Mir ist vage bewusst, dass es nicht normal ist, so etwas zu tun.
    Einmal hat er gesagt: Kommen Sie in mich, sehen Sie, wie tief Sie kommen. Mit einer Hand auf seiner Milz, denke ich: Hier bin ich. Zu klein, zu spät.
    Ich nutze den frisch gelernten Stimmenzauber und befehle ihm aufzustehen. Er hat mir einmal erklärt, dass Schüler und Lehrer eine Immunität gegen den jeweils anderen entwickeln. Ich bin fast erleichtert. Ich hatte Angst, dass meine Stimme einen Zombie wachrufen könnte – einen Reanimierten, aber nicht vollständig Wiederbelebten.
    Ich öffne seinen Mund, klemme ein Stöckchen zwischen die Zähne, dann schlitze ich mir das Handgelenk auf und lasse Blut hineintropfen. Ich schneide immer wieder, weil die Wunde so schnell heilt. Das Einzige, was ich erreiche, ist, dass er noch blutiger aussieht.
    Ich durchsuche meinen Sidhe -Seherin-Platz nach Magie. Ich habe nichts, was mir in dieser Situation helfen könnte, zur Verfügung.
    Plötzlich werde ich wütend.
    Wie kann er sterblich sein? Wie kann er das wagen ? Er hat mir nie gesagt, dass er sterblich ist! Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich ihn wahrscheinlich anders behandelt.
    »Steh auf, steh auf, steh auf!«, brülle ich.
    Seine Augen sind noch offen. Ich hasse, dass sie offen und so leer und ausdruckslos sind, aber sie ihm zuzudrücken wäre ein Zugeständnis, eine Akzeptanz, die ich nicht in mir fühle.
    Ich werde Jericho Barrons’ Augen nie schließen. Im Leben sind sie weit offen, und er wird wollen, dass sie das auch im Tode sind.Rituale wären bei ihm vergeudet. Wo immer Barrons ist, er würde lachen, wenn ich so etwas Profanes wie eine Bestattung versuchte. Zu klein für einen so großen Mann.
    Ich soll ihn in einen Sarg legen? Nie und nimmer.
    Ihn begraben? Auf keinen Fall.
    Ihn verbrennen?
    Auch das würde heißen, dass ich seinen Tod akzeptiere. Und das kommt überhaupt nicht infrage.
    Selbst im Tod sieht er unbezähmbar aus, sein großer schwarz und rot tätowierter Körper ist in der Schlacht gefallen.
    Ich setze mich auf den Boden, hebe behutsam seinen Kopf und schiebe meine Beine darunter. Ich nehme ihn in die Arme. Mit meinem Shirt und den heißen Tränen, die nicht versiegen wollen, wasche ich den Schmutz und das Blut aus seinem Gesicht, dann wische ich es sanft sauber.
    Das harsche, gefährliche, schöne Gesicht.
    Ich berühre es. Zeichne immer und immer wieder mit dem Finger die Konturen nach, bis ich das kleinste Detail von jeder Fläche und jeder Kante kenne und aus Stein hauen könnte, selbst wenn ich blind wäre.
    Ich küsse ihn.
    Ich lege mich neben ihn und drücke mich an ihn.
    Ich halte ihn, als hätte ich mir nie gestattet, ihn in die
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