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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)
Autoren: Kim Lenox
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küsste in mit geheuchelter Leidenschaft. Sie schmeckte seinen Gestank auf den Lippen.
    »Bitte, ich habe so lange gewartet, und ich sehne mich nach Ihrer Berührung«, log sie und schob ihn zu dem einzigen Ort, wo er, wie sie wusste, vielleicht verletzlich genug sein würde, um ihn zu überrumpeln. Die Schriftrollenstäbe steckten immer noch in ihrem Haar. Es waren insgesamt sechs Stäbe gewesen, und vier von ihnen waren benutzt worden, um die Dunkle Braut zu besiegen. Sie konnte nur hoffen, dass die beiden, die sie jetzt trug, vielleicht doch noch nützlich waren. Ohne ihre amaranthinischen Silberklingen hatte sie nicht anderes.
    Sie führte ihn zum Bett und drängte ihn lächelnd dazu, sich niederzulegen. Dann drückte sie ihn auf die Kissen und setzte sich kühn rittlings auf ihn. Seine Hände nestelten an den Haken und Ösen ihrer Kleidung.
    Sie küsste ihn abermals, so gründlich, wie sie es ertragen konnte, und berührte lächelnd ihr Haar. »Wollen Sie, dass ich mein Haar aufgesteckt lasse, oder soll ich es herunterlassen?«
    »Lassen Sie es herunter, Selene, lassen Sie Ihr wunderschönes Haar herunter.«
    Ihr Herz pochte. Entweder würden die Schriftrollenstäbe funktionieren, oder sie würde im nächsten Moment tot sein. Sie hob die Hände an die Stäbe und zog sie heraus. Das Verlangen, ihn zu töten, übermannte sie. Seine Augen weiteten sich, und zu spät begriff sie, dass sie zugelassen hatte, dass sich ihr Hass auf ihrem Antlitz zeigte.
    Als sie ihm die Stöcke ins Herz rammen wollte, schlug er ihr mit der Faust ins Gesicht. Sie flog vom Bett und die Stufen des Podests hinunter. Einer der Stäbe rollte über den Marmorboden.
    Tantalos sprang vom Bett auf und setzte sich auf sie, der zweite Stock ragte aus der Mitte seiner Brust. »Sie halten mich für einen solchen Narren?«
    Er riss an ihrem Haar. Sie bearbeitete sein Gesicht mit den Fingernägeln. Seine Haut, seine
Nase
lösten sich unter ihren Händen. Für einen Moment drehte er sich weg, hielt sich die Hände vors Gesicht, aber dann richtete er seine ausdruckslosen, milchigen Augen auf sie. Sein hübsches Gesicht war nicht mehr da. Er riss sich die Überreste der Maske weg, und indem er das tat, entfaltete sich sein fauliger Geruch vollkommen.
    Sie stöhnte, ganz benommen davon. Mit übelkeiterregender Klarheit erinnerte sie sich an den grauenhaften Geruch. Es war der gleiche wie in ihrem Albtraum in jener Nacht auf Swarthwick, als sie geträumt hatte, dass der gewaltige Wurm in ihrem Bett war. Erst jetzt begriff sie, dass ihr Albtraum gar kein Traum gewesen war.
    Welches Gesicht Tantalos einst auch gehabt haben mochte, es existierte nicht mehr. Seine Wangenknochen waren geschwollen und knotig, seine Haut schlabberig wie geschmolzenes, weißes Plastik. Der Schriftrollenstab ragte noch immer aus seiner Brust, und er riss ihn heraus.
    »Was ist los, Gräfin? Gefällt Ihnen, was Sie sehen?« Er beugte sich näher heran. »Was denken Sie, wie Sie aussehen würden, wenn Sie seit Anbeginn der Zeit ohne das Licht der Sonne in die feuchte, kalte Dunkelheit verbannt worden wären? Ich habe mich angepasst, genau wie die anderen.«
    In diesem Moment wurde die Tür ruckartig nach innen aufgedrückt. Schreie kamen von oben. Pandoras Gesicht erschien an der Tür, und mit beiden Händen hielt sie ein Schwert – Rourkes amaranthinisches Silberschwert. Weil sie unmenschlich war, konnte sie das Silber offensichtlich halten, ohne sich zu verbrennen.
    Tantalos brüllte.
    »Liebling«, rief sie, als sie ihn sah. Ihr helles Haar strömte ihr über die Schultern. »Was hat sie dir angetan? Ich werde alles in Ordnung bringen.«
    »Der Stein!«, tobte er. »Einer der Schattenwächter hat den richtigen Stein, und ohne ihn ist das Auge nutzlos.«
    »Nein, hör mir zu! Ich habe den Stein«, rief Pandora und grinste triumphierend. Sie wirbelte zur Tür herum und deutete auf einen Wachposten. »Präsentiere meine Gefangenen.«
    Rourke und Leeson wurden vorwärtsgestoßen, ihre Handgelenke und Knöchel mit schweren Ketten gefesselt.
    Pandora sah Selene mit schmalen Augen an. »Die Gräfin hat sie in ihrer stummen Sprache gerufen, und sie sind ihr hierher gefolgt.«
    Rourke starrte Selene an. »Wir werden den Stein gegen Selene tauschen. Lassen Sie es uns jetzt tun, es wird nicht lange dauern, bevor die anderen Schattenwächter eintreffen, und sie würden den Tausch nicht erlauben.«
    »Hörst du das?«, höhnte Pandora. »Die anderen Schattenwächter würden dich lieber tot
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