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Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)

Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)

Titel: Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
Autoren: C.C. Hunter
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sagt ihr das immer zu mir? Ich bin sechzehn. Wenn ich es nicht verstehe, dann erklärt’s mir eben. Verratet mir doch endlich das große Geheimnis.«
    Er starrte auf seine Füße, als ob er bei einem Test wäre und sich die Antworten auf die Schuhspitzen geschrieben hätte. Mit einem Seufzer blickte er schließlich auf. »Deine Mutter … sie braucht dich.«
    »Sie braucht mich? Machst du Witze? Sie will mich nicht mal bei sich haben.« Genauso wenig wie du. Die Erkenntnis ließ ihren Atem stocken. Er wollte sie wirklich nicht haben.
    Sie wischte sich eine Träne von der Wange, und plötzlich sah sie ihn wieder. Nicht ihren Vater, sondern den Soldaten-Typ – ihren ganz persönlichen Stalker. Er stand auf der anderen Straßenseite und trug dieselben Armeeklamotten wie sonst auch. Er sah aus, als sei er gerade einem dieser Kriegsfilme entstiegen, die ihre Mutter sich so gerne ansah. Aber anstatt auf irgendwas zu schießen oder etwas in die Luft zu jagen, stand er einfach nur wie versteinert da und starrte Kylie mit traurigen und doch irgendwie unheimlichen Augen an.
    Vor ein paar Wochen hatte sie bemerkt, dass er sie verfolgte. Er hatte sie nie angesprochen und sie ihn auch nicht. Aber als sie ihn eines Tages ihrer Mutter zeigte und diese ihn nicht sah … naja, in dem Moment geriet Kylies Welt aus den Fugen. Ihre Mutter hatte gedacht, sie hätte das Ganze erfunden, um Aufmerksamkeit zu bekommen oder, was noch schlimmer war, dass Kylie ihren Sinn für die Realität verloren hatte. Sicher, die nächtlichen Panikattacken, die sie als Kind gequält hatten, waren zurückgekehrt – schlimmer als je zuvor. Ihre Mutter war der Meinung, die Therapeutin könne ihr dabei helfen, die Attacken zu verarbeiten. Aber wie sollte das gehen, wenn Kylie selbst sich nicht einmal an etwas erinnern konnte? Sie wusste nur, dass die Angstanfälle schlimm waren. So schlimm, dass sie nachts schreiend aufwachte.
    Auch jetzt war es Kylie nach Schreien zumute. Sie wollte schreien, damit sich ihr Dad umdrehte und den Stalker sah, um zu beweisen, dass sie nicht den Verstand verloren hatte. Vielleicht würden sie ihre Eltern dann wenigstens nicht mehr zu der Therapeutin schicken. Denn das war wirklich unfair.
    Aber das Leben war eben nicht fair, wie ihre Mutter oft genug sagte.
    Aber jetzt war es auch egal, denn als Kylie wieder hinsah, war er verschwunden. Nicht der Soldaten-Typ, sondern ihr Dad. Sie wandte sich zur Einfahrt, wo er gerade dabei war, seinen Koffer auf den Rücksitz des roten Cabrios zu verstauen. Mom hatte das Auto nie gemocht, aber Dad liebte es.
    Kylie rannte zum Auto. »Ich sag Oma, sie soll mit Mom reden. Sie wird das schon …« Erst in dem Moment, als die Worte heraus waren, fiel es ihr wieder ein. In ihrem Leben war noch etwas Furchtbares passiert.
    Sie konnte mit ihren Problemen nicht mehr zu ihrer Großmutter gehen. Ihre Großmutter war tot. Nicht mehr da. Das Bild ihrer Oma, wie sie kalt im Sarg gelegen hatte, hatte sich in Kylies Kopf festgesetzt, und wieder war sie kurz davor, zu weinen.
    Der Gesichtsausdruck ihres Vaters verwandelte sich in echte elterliche Besorgnis. Das letzte Mal, als sie diesen Blick bei ihm gesehen hatte, war sie in der Praxis der Therapeutin gelandet. Das war vor drei Wochen gewesen.
    »Ist schon okay. Ich hab’s nur kurz vergessen.« Denn sich daran zu erinnern, tat zu sehr weh. Sie fühlte, wie eine einsame Träne ihre Wange hinabkullerte.
    Dad kam auf sie zu und nahm sie in den Arm. Die Umarmung dauerte zwar noch länger als gewöhnlich, war aber trotzdem zu schnell vorbei. Wie konnte sie ihn nur gehen lassen? Wie konnte er sie ver- lassen?
    Er löste die Umarmung und schob sie etwas von sich weg. »Ich bin doch nur einen Anruf entfernt, Mäuschen.«
    Sie wischte sich übers Gesicht und hasste ihre Weinerlichkeit, während das rote Cabrio ihres Vaters davonfuhr und immer kleiner wurde. Sie wollte sich nur noch in ihrem Zimmer verkriechen und lief ins Haus. Dann fiel es ihr wieder ein, und sie fuhr herum. War der Soldat, so wie sonst immer, plötzlich verschwunden?
    Nein. Er war immer noch da und starrte sie an. Er jagte ihr eine Heidenangst ein und machte sie zugleich furchtbar wütend. Er war der Grund dafür, dass sie zur Therapeutin musste.
    Auf einmal erschien die alte MrsBaker, ihre Nachbarin, und tappte zu ihrem Briefkasten. Die alte Bibliothekarin lächelte Kylie an, sah aber nicht einmal in die Richtung des Soldaten, der in ihrem Vorgarten stand – nur einen Meter von ihr
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