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Shades of hä? (German Edition)

Shades of hä? (German Edition)

Titel: Shades of hä? (German Edition)
Autoren: Ralf "Linus" Höke
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Da Da« oder »Humba Humba Täterä«, alles Titel, die heute noch in der BDSM-Praxis gerne und erfolgreich benutzt werden, um einen klar definierten Zweck zu erfüllen: die Beleidigung des menschlichen Ohres.
    1981 Frank Elstner erfindet »Wetten dass?« und legt damit den Grundstein für eine neue Form der Lust: der Lust am Umschalten. (Im BDSM-Jargon auch »Switch«, gleich häufiges Wechseln, genannt.)
    1985 »Bumm Bumm« Boris Becker führt die »Becker-Faust« ein und macht damit »Fisting« auch im »Weißen Sport« gesellschaftsfähig.
    1987 Mit Erscheinen des Rosamunde-Pilcher-Romans »Die Muschelsucher« erhält BDSM eine neue Dimension: Die literarische Folter. Zahlreiche Nachahmer schwimmen auf dieser Welle mit. Utta Danella, Peter Sloterdijk und nicht zuletzt auch die Autorin des Buches, dem wir den ganzen Schlamassel zu verdanken haben: E.L. James .

Kapitel 7
S.O.G., die Zweite

    Wieder beim S.O.G.-Männerfrühstück. Üben heute an Perücken, wie man Zöpfe flechtet. Christian Grey ist ein Meister in dieser Disziplin. Wir nicht. Markus hat es am schwersten von uns. Seine Frau trägt einen Bubikopf. In ihren Augen kein Hinderungsgrund für ein paar schöne lange Zöpfe. Ein Mann wie Christian Grey kann wahrscheinlich sogar aus einer Fleischmütze noch Zöpfe zwirbeln. Einhändig. Mit der anderen Hand begleitet er sich dazu auf dem Klavier. Bach. Und während die Melodie wie geschmolzener Karamell durch den Raum fließt, klopft seine samtene Stahlerektion gefühlvoll den Takt mit. Im 24/7tel Takt.

    Spüre ein starkes Bedürfnis, ein Exemplar des Romans zu schreddern. Doch es ist erst neun Uhr. Normalerweise schreddere ich mein erstes Exemplar nie vor elf. Das ist wie mit dem Rauchen. Denke gerade über eine Ausnahme nach, als Thomas mit ein paar Aktenordnern im Arm hereinstürmt. Thomas ist aufgeregt. Er sähe Licht am Ende des Tunnels. Bin beunruhigt. Welches Licht meint er? Das einer Nahtoderfahrung?
    Thomas knallt seine Aktenordner auf den Tisch. Er hätte seinen Vertrag nochmal studiert. Im Paragraph neun, Absatz drei sei ihm ein Passus aufgefallen, den man vielleicht zu Gunsten des Mannes auslegen könnte. Thomas liest:
    »Vorbehaltlich dieser Bedingung muss die Sub dem Dom in allen Dingen blablabla … der in diesem Vertrag oder zusätzlich unter Punkt drei vereinbarten Bedingungen, Beschränkungen und Sicherheitsbestimmungen blablabla... Ah! Hier ist es: ... erfüllt sie alle Wünsche des Dom und akzeptiert sie ohne Nachfrage oder Zögern«.
    Wir schauen uns an. Jeder von uns kennt diesen Vertrag. Eine Art Vereinbarung zwischen zwei Sexualpartnern, in der festgelegt wird, was geht und was nicht. Normalerweise würde man so eine Vereinbarung auf einen Bierdeckel bekommen. Nicht jedoch in »Shades of Grey«. Hier umfasst das Werk schlappe 11 Seiten. Ohne Anhänge! Es gibt mit Sicherheit Länder, deren Strafgesetzbuch kürzer ist.
    Thomas lässt nicht locker.
    »Das heißt doch, dass die Sub, also meine Sabine, dem Dom, also mir, alle Wünsche erfüllen muss! Alle! Also auch den Wunsch endlich aufzuhören mit diesem … widerwärtigen scheiß verfick …«
    Der Rest seines verbalen Niveau-Limbos geht im Geräusch eines Schredders unter.
    Manfred steht in unserer Deeskalationsecke – so haben wir den Platz mit dem Schredder getauft – und schaut uns müde an.
    »Vergesst es!«
    Manfred erzählt, er hätte seinen 63er Jaguar E-Type versilbert, um von einem angesehenen Münchner Anwalt zu erfahren, dass der Greysche Sexvertrag absolut wasserdicht sei. Gegen dieses Machwerk habe das Grundgesetz Löcher so groß wie ein Cockring.
    Das kann sein. Ich kenne genügend Männer, die sich gezwungen sahen, einen teuren Anwalt zu konsultieren, um überhaupt verstehen zu können, was ihnen ihre Partnerin da für einen Schriftsatz vorgelegt hat. Und ich kenne Frauen, die mithilfe eines noch teureren Anwaltes sogar eine Schlechtwetterklausel haben einbauen lassen. Regen? Ab in die Kammer der Qualen!
    Thomas ist schockiert.
    »Und jetzt?«
    »Fahre ich einen 94er Golf.«
    Pause. Schweigende Männer begeben sich gesenkten Hauptes in die Deeskalationsecke. Eine Schlange bildet sich. Ich bin Nummer sechs. Das monotone Geräusch des Schredders hat eine beruhigende Wirkung. Meine Gedanken schweifen ab. Bin plötzlich im Roman. Vor mir steht Christian Grey. Im Bademantel. Auf einmal hab ich einen Revolver in der Hand. Der Lauf sieht aus wie ein Dildo. Rosa. Mit Nüppel drauf. Christian lächelt. Ich schieße fünf Mal.
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