SGK272 - Lift in Luzifers Höllenwelt

ein
Wahnsinniger, der sich perfekt tarnte, so dass niemand seinen wahren Zustand
bemerkte. Er entschloss sich, in einer Nacht zwei Söhne zu zeugen. Mit zwei
verschiedenen Frauen. Das geschah nicht ohne Grund. Anthony Frederic wollte den
bösen Keim, der in ihm gewachsen war in seinen Söhnen fortpflanzen. Er selbst wusste
damals schon, dass er nach seinem Tod weiterexistieren würde als Geistwesen,
als Bote und Erfüllungsgehilfe des Satans. In uns erwartete er eine gemeinsame,
böse Macht, die ihn in jeder Hinsicht unterstützen würde. Voraussetzung war,
dass wir zusammen kamen - deshalb auch der unwiderstehliche Trieb, jemand zu
suchen, der mir ähnlich war. Zu diesem Zeitpunkt hatte Henry Bolsan , mein Halbbruder, schon mehrere geistige Erfahrungen
und Kontakte über die Schwelle des Todes hinaus mit Jenseitigen. Das ist die
Narbe, die er besitzt. Die Stimme aus dem Jenseits - in den meisten Fällen mein
Vater - wandte sich an ihn und forderte ihn auf, das Buch mit den
handschriftlichen Aufzeichnungen in seinen Besitz zu bringen. In diesem Buch
sind alle Vorgänge verzeichnet, alle Wege notiert, die Anthony Frederic
einschlug, um mit dem Herrn der Hölle in Verbindung zu kommen. Auf mündliche
Weise hat Henry Bolsan so vieles erfahren. Die Narbe
an seiner Schläfe befindet sich auf der Seite, von der er jedes Mal die Stimme
aus dem Jenseits vernahm. - Anthony Frederic war überzeugt davon, dass seine
Söhne eine Einheit bilden würden, die in diesem Leben unschlagbar wäre. Doch
alles ließ sich nicht berechnen. Auch im Umgang mit dem Teufel gab es trotz
aller okkulten Praktiken Unsicherheiten. Eine solche Unsicherheit stellte meine
Mutter dar. Ich bin zwar im Aussehen wie mein Halbbruder und damit wie mein
Vater Anthony Frederic, doch die Wesensart meiner Mutter, die eine gütige,
liebevolle und gottesfürchtige Frau war, hat in mir Wurzeln geschlagen .«
    »Wieso ist dann Anthony Frederic an sie geraten? Sie
hat sich demnach überhaupt nicht für seine Zwecke geeignet ...«, fragte Morna
rasch.
    »Das wird wohl ewig ein Rätsel bleiben, Miss
Ulbrandson. Vielleicht war Anthony Frederics Schicksal, an diese Frau zu
geraten, oder er musste in einer bestimmten Stunde seinen Sohn zeugen, um seine
Absicht in die Tat umsetzen zu können. Etwas dabei ist schiefgegangen. Ich bin
ihm keine Stütze - keine für Henry Bolsan , der dies
sehr schnell erkannt hat. In der Stunde unseres Zusammentreffens wurde es uns
beiden klar. Jedem auf seine Weise. Da wurden auch die unsichtbaren Fäden
gekappt, die unseren Geist und unsere geistigen Kräfte bis jetzt noch in Zaum
gehalten hatten... Ich entdeckte plötzlich Fähigkeiten an mir, die mir zuvor
fremd waren ... Türen und Fenster, die ich nicht berührte, öffneten sich
trotzdem. Gegenstände, die ich brauchte, erschienen plötzlich vor mir auf meinem
Schreibtisch, obwohl sie Sekunden zuvor noch einige Meilen entfernt in meiner
Wohnung gelegen hatten. Ich entdeckte die Gedanken meiner Mitarbeiter und der
Menschen, mit denen ich von Stunde an zu tun hatte. Ich war mit mehreren Gaben
gleichzeitig gesegnet. Doch es wurde mir klar, dass diese Anlagen ursprünglich
dazu dienen sollten, Böses mit ihnen anzustellen. Ich hoffe, dass sie
ausreichen, das Böse damit zu bekämpfen. Henry Bolsan und die Clique, der er sich angeschlossen hat. Sein
    Leben, sein Geist, seine Seele und sein Körper gehören
dem Teufel... Die Stunde seiner Anwesenheit in diesem Haus trifft zusammen mit
der Stunde, in der Luzifer seine Braut angenommen und sich entschieden hat,
seinen Sohn in die Welt zu bringen, der als Mensch getarnt ist und unter den
Menschen leben soll. Gegen Luzifers Sohn sind ein Anthony Frederic und die
Söhne, die er in die Welt setzte, Waisenknaben ...«
    Morna Ulbrandson lief es bei diesen Worten eiskalt
über den Rücken.
    »Ich musste so weit ausholen, damit Sie das verstehen,
was nun kommt. Henry Bolsan konnte sich in den Besitz
des fraglichen, geheimnisumwitterten Buches bringen, in dem alle
Beschwörungsformeln aufgezeichnet sind und die ihn zum König derer machen, die
daran arbeiten, den Teufel leibhaftig zurückzurufen. Als Bolsan nach unserer fragwürdigen Begegnung seine neuen Fähigkeiten entdeckte, hatte er
nichts Eiligeres zu tun, als die Stahlkassette, in der das Buch aufbewahrt
wurde, mit reiner Geisteskraft in seine Zelle zu holen und dort zu studieren.
Die Kassette hatte den Brand des Frederic-Hauses überstanden. Danach sorgte Bolsan für einen »Ersatzmann« in