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Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -

Titel: Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -
Autoren: Isabella Bernstein
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Die meisten meiner wichtigsten Beziehungen der letzten fünfundvierzig Jahre haben mit sehr viel jüngeren Männern bestanden. Und jetzt werde ich plötzlich in das Universum der Männer meiner eigenen Generation gezogen, der Kriegs- und Nachkriegskinder - ein Universum, in dem ich mich lange nicht mehr bewegt habe. All die Haralds, Klaus-Dieters, Peters, Christians, Klause, Bernds, Heinos, Sigis, Werners, Horsts, Manfreds,
Hermanns werden vor meinem geistigen Auge lebendig.
    Ich sehe sie als freche Jungs, die uns Mädchen ärgerten, mit Krampen beschossen, an den Zöpfen zogen, uns die Bälle klauten und wegen der blöden Puppen auslachten. Sie trugen Sandalen, Lederhosen, Meckifrisuren, verrutschte Söckchen, Anoraks, Hemden mit Reißverschluss, schoben verbeulte Fahrräder vor sich her und sammelten Fußballbilder aus Zigarettenschachteln.
    Wir Mädchen der Fünfzigerjahre waren wirklich niedlich mit unseren Zöpfen oder neumodischen Bubiköpfen, den bunten Baumwollkleidern und Hula-Hoop-Reifen, Springseilen und bunten Nylonbällen. Brav und frech zugleich, lernten wir uns gegen die Rüpel zu wehren, aber wir spielten Versteck und Völkerball mit ihnen und teilten gern Brausepulver und Salmis, Wundertüten und Prickel-Pit.
    Wir gehörten zusammen, denn wir teilten etwas noch viel Wichtigeres: den Krieg. Egal ob wir vor, in oder nach dem Krieg geboren waren, er hatte den Menschen einen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt und für ein paar Jahre alle Bevölkerungsschichten gleich gemacht. Vom Generaldirektor bis zum Arbeiter.
    Auch wenn ich die meisten der Männer, die ich beim Dating getroffen habe, nicht besonders mochte - bis auf Philipp -, erkannte ich trotzdem, dass sie mir vertraut waren. Wir teilten eine sehr wichtige, ereignisreiche und uns für alle Ewigkeiten formende Kindheit in den Trümmern und der gloriosen Freiheit der Straße, wie sie nur Kinder haben, die den ständigen Einmischungen der Erwachsenen entfliehen konnten.
    Als ich mich dann in die wunderbar enthusiastischen, idealistischen Wirren der Sechzigerjahre stürzte, waren aus
ihnen die neuen Männer geworden, die süßesten von allen. Das androgyne Männerbild hatte endlich die erstarrten, kriegsgeschädigten, unsexy Typen der Vätergeneration, aber auch die unsicheren und eckigen Jungs aus der Konfirmationszeit verscheucht.
    Jetzt hatten viele lange Locken, waren dünn, schön angezogen, mit oft hübschen, unschuldigen Gesichtern, die gut zu den idealistischen Gedanken von Peace und Love passten.
    Ich habe immer gedacht, dass ich mich ganz speziell dieser Generation nahe fühlte, ganz automatisch. Man guckte sich an, lächelte sich zu wie alte Kameraden, die zusammen im Schützengraben waren, und musste gar nichts erklären.
    Manchmal gilt das noch heute. Man weiß zumindest, was damals die großen Themen waren. Aufruhr. Demos. Rockkonzerte. Bauchfreie Jeans. Radikalenerlass. Benzinfreier Sonntag.
    Natürlich war diese Zeit nicht für alle so wichtig wie für mich, aber fürchterliche Koteletten, ein bisschen längere Haare, ausgestellte Hosen und breite Popkrawatten hatten selbst die bravsten jungen Männer aus Itzehoe und Bad Reichenhall.
    Nun wieder mit ihnen zusammenzutreffen hätte ja theoretisch sein können, als sei ich von einer Irrfahrt heimgekehrt und dort gelandet, wo ich hingehöre.
    Aber nichts passiert automatisch. Auch das ist wichtig, das Differenzieren. Ich gehöre »dort« nicht hin. Denn eigentlich sind sie mir fremd, meine Zeitgenossen, weil ich mich ziemlich konsequent von bestimmten traditionellen Zielen entfernt habe.
     
    Es ist sehr verführerisch, von interessanten Zeiten zu schwärmen, besonders wenn sie in die Jugend fallen und in diesem
Fall tatsächlich aufregend und so wegweisend waren wie die Sechzigerjahre. Doch gerade dann soll man dieser Zeit mit großer Freude nachwinken, nachdem man sich die besten Elemente herausgepickt hat.
    Es ist ein bisschen wie mit Kindern, die das Elternhaus verlassen. Man liebt sie, man hat mit ihnen gelebt, hat sie beeinflusst und ist auch von ihnen geprägt worden, und dann lässt man sie gern ziehen, bereichert und glücklich. Alle sind erwachsen geworden, sollten es zumindest geworden sein. Sind sie aber nicht.
     
    Leider ist der unvermeidbare Rainer Langhans, der sich heute immer noch in alle möglichen Magazine, Bücher und TV-Shows drängt, kein gutes Beispiel. Einst ein wirklich schlauer, niedlicher Lockenkopf mit runder Nickelbrille, ist aus ihm ein säuerlich
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