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Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -

Titel: Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -
Autoren: Isabella Bernstein
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Ehefrau oder Geliebte aufopfernd pflegt, sind hauptsächlich in Hollywood angesiedelt.

Die Farbe des Geldes

    Ich habe scheinbar immer noch nichts dazugelernt , was meine Präferenzen angeht. Wenn ich Herren aussortiere, dann kicke ich sofort die raus, die auch nur einen Hauch von Bürgerlichkeit und Sicherheit ausstrahlen oder haben wollen. Reizworte sind: Gemütlichkeit, Zärtlichkeit, Ruhe, Treue, Verlässlichkeit. Dabei mag ich alle fünf Eigenschaften ganz gern - im richtigen Moment, bei den richtigen Leuten.
    Aber ich kann die Rebellin in mir nicht verstummen lassen. Sie ist echt, wenn auch etwas töricht, sie war immer da, hat mich mit anspruchsvollen Träumen und noblen Idealen vollgequasselt und sich bei mir fest eingehängt, als Alter Ego, und will mich nicht loslassen, auch wenn ich sie manchmal abschütteln möchte.
    Und nun kriege ich das nicht mehr weg - das Zweifeln, die Neugier, das Hinterfragen, das Kritisieren und leider eben auch das Misstrauen gegenüber allem, was geregelt ist und längst abgehakt wurde.
    So ist es mir sehr wichtig, was jemand beruflich macht. Der Beruf ist eine freiwillige Wahl, die man trifft, also möchte man sich dort etwas verwirklichen. Wenn einer Anlagenberater bei der Bank ist, nehme ich an, ihm macht das Spaß, er interessiert sich für Geld und Zahlen, arbeitet gern für Profit und in einem beamtenähnlichen Rahmen. Sorry, mir ist das total fremd. Und sooo viel Fremdheit suche ich nun auch wieder nicht.

    Nach vielen Monaten mit erfolglosen Treffen mit Männern, die zwar oft o.k. und auch nett waren, aber meinen Ansprüchen nicht genügten - leider muss ich es so ausdrücken -, werde ich immer abgestumpfter und desinteressierter. Der erste kleine Flash und die kleinen Highlights sind vorbei, so wie bei einem Drogenrausch oder einer ersten aufregenden Nacht mit einem sexy Typen.
    Vielleicht kann man diese Sicht der Dinge, ganz ohne sanfte Tönung, einfach Realismus nennen. Und die Realität ist einfach nicht mehr zu ignorieren, finde ich.
    Ich sollte umschalten und die ganze spielerische SexySixty-Nummer, so gut sie auch ankam, vergessen und mich meinen eigenen, wirklich dringenden Problemen stellen, die auch die Entwicklung der alternden Gesellschaft reflektieren. Nämlich dem Problem der doppelten Sicherheit, die man im Alter braucht.
    Ich mache mich immer noch viel zu oft lustig über gewisse unkreative Berufe, rümpfe die Nase über sogenanntes Sicherheitsdenken. Aber ich muss mir einfach darüber im Klaren sein: Alles in allem gibt es im Alter über sechzig nun mal Angestellte wie Prokuristen, Bauleiter, Lehrer, Steuerberater, Juristen, Ingenieure und Manager satt. Alles sichere Berufe, die in mir einmal geradezu Schauer erzeugt haben.
    Gab es etwas Spießigeres als Beamte? Ganz ehrlich finde ich das eigentlich immer noch, ohne es mir eigentlich leisten zu können.
    Selbst das Wort »Rente« hat für mich einen geradezu obszönen Klang, und ich will es nicht hören oder in meinem Leben haben, möchte es wegschließen in einen Koffer, zusammen mit Klosterfrau Melissengeist, Corega Tabs, Romika-Schuhen (»Romika tragen - Wohlbehagen«) und Seniorenrabatten. Wir, der zukünftige Kukident-Clan! Horror!

    Wäre es aber nicht beruhigend, wenn ich mit einem hochgestellten Beamten verheiratet wäre und eine schöne Rente kassieren könnte, wenn ich ihn überlebe, was wahrscheinlich ist, denn wir Frauen leben ja länger?
    Und das ist auch kein hübsches Thema für mich und ein hässliches Wort: Altersversorgung. Es passt so gar nicht zu romantischen Gedanken von Spaß und Sex und schönen Reisen und Champagner am Strand von Goa.
    Nicht sehr viele berufstätige Frauen aus meiner Generation haben einen lukrativen Wahnsinnsjob gehabt, der ihnen später ein Leben im Luxus beschert. Es sei denn, sie sind zudem Witwen, die großes Glück mit der Wahl eines wohlhabenen Ehemannes gehabt haben.
    Viele Frauen werden irgendwie ihr Auskommen haben, bei ebenso vielen wird nach Scheidung, Ausbildung der Kinder und so weiter nicht sehr viel übrig bleiben.
    Mit dem Alter nehmen die Ängste zu. Natürlich möchte ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass ein König Kohle (Prince Charming reicht längst nicht mehr) mich von den Existenzängsten erlöst, und sollte mir einen wohlhabenden alleinstehenden Pensionär suchen, der eine fantastische Rente zu verjubeln hat. Mit mir.
    Den Kampf gegen pralle fünfundzwanzigjährige sugarbabys , die sugardaddys suchen, gewinnt man allerdings als Fünfzig-
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