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Sex and the Office

Sex and the Office

Titel: Sex and the Office
Autoren: Eva Sternberg
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gefallen war. Und siehe da, auch die angekündigte Aussicht auf das begehrte Volontariat war keines dieser Lockangebote gewesen, wie man sie von diversen Frauenzeitschriften kannte, die auf ihren Titelblättern Wunderdiäten versprachen, bei denen man in sechs Tagen sechs Kilo abnehmen sollte – und das ganz ohne zu hungern. Einziger Haken: Während ich bereits davon geträumt hatte, im Ressort Kultur und Gesellschaft Jeff Koons in seinem New Yorker Atelier zu interviewen, J. K. Rowling beim Schreiben über die Schulter zu schauen oder über kontroverse Fotoausstellungen und Theaterinszenierungen zu berichten, würde ich mich ausgerechnet im Ressort Wirtschaft behaupten müssen. Dummerweise hatte ich in meiner Bewerbung etwas zu dick aufgetragen und behauptet, mich in den unterschiedlichsten Bereichen auszukennen, sogar im Themengebiet Wirtschaft.
    »Charly und Wirtschaft«, machte Max sich lustig, als ich ihm später zu Hause davon berichtete. »Das ist ja, als spräche Lothar Matthäus über französische Literatur.«
    Ich fand das weniger komisch. Zugegeben, als Wirtschafts-journalistin war ich vielleicht keine Marietta Slomka, doch war es auch nicht so, dass ich überhaupt keine Ahnung von Wirtschaft hatte. Aber jetzt mal Hand aufs Herz: Wer hat schon Lust, sich mit biederen Ministern zu langweilen, wenn man ebenso gut über die angesagtesten Events der Stadt berichten konnte?
    Was soll’s, was nicht ist, kann ja noch werden, sagte ich mir und tat Max’ Sticheleien mit einem Achselzucken ab. Dieses Mal, so hatte ich mir fest vorgenommen, war ich gekommen, um zu bleiben, und nicht bloß, um die Arbeit anderer zu verrichten und nach einem warmen Händedruck klaglos das Feld zu räumen. Also auf in den Kampf!

4
    Eine Woche später. Der erste Tag
    »Los! Los! Los! Beeilen Sie sich!«, herrschte mich die Stimme am anderen Ende der Leitung an, als ich mit meinem Handy am Ohr über den Firmenparkplatz auf den quietschgelben Mini Cooper zustöckelte.
    »Aber …«
    »Kein aber, ein Kamerateam ist bereits vor Ort, und Sie sind schon längst zu spät!«, drang es aus dem Telefon.
    Hastig schloss ich die Wagentür auf. »Aber, Sie haben mir doch noch gar nicht gesagt, wohin ich fahren soll«, brachte ich hervor, in der Hoffnung, nicht schon wieder etwas Falsches gesagt zu haben. So ging das schon den ganzen Tag: Kaum hatte Leon Wenzel, Redaktionsleiter von NEWS direct und fortan mein neuer Chef, mir eine Anweisung erteilt, war ich offiziell bereits zu spät, noch ehe ich überhaupt wusste, worum es im Einzelnen ging. Ich saß kaum hinter dem Steuer des Minis, da gab mir Leon Wenzel die Adresse Berlins größter Buchhandlung durch. »Und was soll ich da?«, rief, nein brüllte ich gegen Wolfgang Petry an, der lautstark im Radio vor sich hin trällerte, da sich das blöde Ding partout nicht abstellen lassen wollte.
    »Das erklärt Ihnen Franziska.«
    Ich unterdrückte einen Seufzer. Warum ausgerechnet Franziska? Als hätte mein erster Tag nicht schon genügend böse Überraschungen bereitgehalten, waren mir beim Betreten der Redaktion fast die Augen herausgefallen, als sich die Praktikantin im Ressort Kultur und Gesellschaft ausgerechnet als meine Erzfeindin Franziska Neumann entpuppt hatte, deren unfreiwillige Bekanntschaft ich im Bauch-Beine-Po-Kurs gemacht hatte. Allein der Gedanke daran, die kommenden Wochen im selben Büro wie diese magersüchtige Aerobic-Zicke zu sitzen, ließ mich nachträglich erschauern. Ich meine, ausgerechnet Franzi – die konnte doch nicht einmal Woody Allen von Michael Haneke unterscheiden und hielt den Big-Brother-Container wahrscheinlich für ein UNESCO -Weltkulturerbe. Ich versuchte, mich nicht aufzuregen und mich wieder auf die Straße und mein Telefonat zu konzentrieren.
    »Ach und, Charlotte«, hörte ich Leon Wenzel noch sagen.
    »Ja?«
    »Hals- und Beinbruch, Sie machen das schon! Und nicht vergessen, Sie haben das Praktikum nicht zuletzt wegen Ihrer unerschrockenen, direkten Art bekommen, also hauen Sie ruhig mal auf den Putz!«
    Ich brachte nur ein hilfloses Lächeln zustande. »Klar doch …«
    »Also, pass auf«, erklang Franziskas etwas zu schrille Stimme, nachdem mein Chef mich zu ihr durchgestellt hatte. Den Blick weiter auf die Straße gerichtet und das Handy zwischen Schulter und Ohr eingeklemmt, zückte ich einen Kugelschreiber und notierte den von ihr genannten Namen des ehemaligen Managers, der offenbar seine Autobiografie vorstellte, auf die Rückseite einer
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