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Serial

Serial

Titel: Serial
Autoren: J Kilborn , Blake Crouch
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Waldboden. Lucy kniete sich vorsichtig hin, zog die Arme hinter ihrem Po nach vorn, rollte sich auf ihren Hintern und lehnte sich rückwärts, sodass sie die Arme unter den Beinen hervorziehen konnte. Donaldson taumelte an ihrem Strauch vorbei, ohne etwas zu sehen, obwohl er keine drei Meter von ihr entfernt war.
    » Lucy? Wo bist du?« Er lallte bereits. » Ich will doch nur mit dir reden!«
    » Ich bin hier, großer Mann! Ich warte noch immer auf deine Tracht Prügel!«
    Plötzlich hielt er inne. Ganze dreißig Sekunden lang war es so ruhig, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können, ehe seine neuerlichen Schritte die Stille durchschnitten. Sie kamen direkt auf Lucy zu.
    » Oh, nein! Bitte nicht!«, stöhnte sie. » Tu mir nicht weh, Donaldson. Ich habe solche Angst, dass du mir etwas antust!«
    Jetzt war er ganz nah, und Lucy drehte sich um und rannte Richtung Straße. Sie streckte die Hände nach vorne aus, damit sie nicht aus Versehen gegen einen Baum prallte.
    Da bemerkte sie einen schwachen Lichtschein in der Ferne. Das musste die Windschutzscheibe des Hondas sein, in der sich der Mond widerspiegelte.
    Lucy gelangte bis zur Baumgrenze und rannte auf die Straße. Ihre Hände kribbelten vor Blutleere. Sie stolperte zum Auto und drehte sich noch einmal um, da sie sehen wollte, ob Donaldson ihr gefolgt war.
    » Los, mach schon, großer Mann! Ich bin hier und warte auf dich! Du schaffst das!«
    Dann erschien Donaldson ebenfalls an der Baumgrenze, mit dem Reifenheber in der Hand. Als der Mondschein seine Augen erhellte, konnte man sehen, dass seine Lider bereits auf Halbmast hingen.
    Plötzlich erstarrte er.
    Er öffnete den Mund, als ob er etwas sagen wollte, stürzte dann aber vornüber zu Boden– wie ein alter, geschlagener Baum.
    Donaldson öffnete die Augen und hob den Kopf. Die Sonne ging gerade auf, und es war eiskalt. Er lag mitten in Unkraut am Waldrand, und auf dem Kopf trug er einen gepolsterten Helm. Um die Handgelenke waren Handschellen angebracht, und seine Hände waren durch das gestaute Blut bereits violett verfärbt. Seinen Fesseln ging es genauso. Er war nackt und voller Morgentau, und als er langsam die Außenwelt in sich aufnahm, bemerkte er, dass einer der Karabinerhaken aus Lucys Gitarrenkoffer an seinen Fußschellen befestigt war. Daran hing ein Seil, das zu einem weiteren Karabiner führte, der mit einer Kette an der Anhängerkupplung des Hondas festgemacht war.
    Die Fahrertür öffnete sich, und Lucy stieg aus. Sie kam auf ihn zu, setzte sich auf seine Brust und grinste ihn mit ihren zwei Zahnlücken an.
    » Morgen, Donaldson. Gerade dir wird das, was als Nächstes passiert, Spaß machen.«
    Donaldson gähnte und blinzelte sie an. » Wenn du nicht das hübscheste Ding bist, neben dem man aufwachen könnte.«
    Lucy klimperte mit den Augenlidern.
    » Vielen Dank. Das ist wirklich nett. Du trägst übrigens den Helm, damit du nicht so schnell stirbst. Kopfverletzungen sind Gift für richtigen Spaß. Außerdem fahren wir anfangs ganz langsam, kaum schneller als bei einem Spaziergang. Sobald wir dich aber auf den Teer geschleppt haben, werde ich ein bisschen Gas geben. Die letzten beiden haben acht Kilometer lang geschrien und gebrüllt. Als ich endlich angehalten habe, waren nur noch Skelette übrig. Aber du bist so brutal fett… Vielleicht schaffst du einen neuen Rekord.«
    » Ich habe noch Bleichmittel im Auto«, meinte Donaldson. » Du könntest mich vorher damit einspritzen, damit es noch schlimmer für mich wird.«
    » Ich bevorzuge Zitronensaft. Der bringt aber nichts, bis wir mindestens einen Kilometer hinter uns haben.«
    Donaldson lachte.
    » Glaubst du, dass ich Witze mache?«
    Er schüttelte den Kopf. » Nein. Aber wenn du die Möglichkeit zum Töten hast, solltest du gleich töten und nicht lange reden.«
    Donaldson setzte sich auf, verblüffend rasch für jemanden von seinen Proportionen, und rammte den Helm in Lucys Gesicht. Als sie nach hinten fiel, packte er sie mit seiner angeschwollenen Hand an der Bluse und rollte sich auf sie. Sein Gewicht verschlug ihr den Atem.
    » Die Schlüssel«, verlangte er. » Schließ augenblicklich meine Handschellen auf!«
    Lucy versuchte zu antworten, aber sie brachte keinen Ton hervor. Donaldson ließ etwas von ihr ab, sodass sie zumindest Luft holen konnte.
    » Im… Gitarren…koffer…«
    » Das ist aber schade. Das heißt nämlich, dass du hier und jetzt sterben wirst. Ich finde ja, dass Ersticken eine Supersache ist. Die ganze
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