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Septimus Heap 02 - Flyte

Titel: Septimus Heap 02 - Flyte
Autoren: Angie Sage
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stand, und hatte mit liebevollem Schmunzeln beobachtet, wie sie näher gekommen waren. Er strich seinen lila Mantel glatt, denn auch er war zu seiner Zeit ein hochangesehener Außergewöhnlicher Zauberer gewesen, und schenkte Jenna ein Lächeln. »Guten Morgen, Prinzessin«, grüßte er, und seine dünne Geisterstimme klang wie aus weiter Ferne. »Wie schön, dich zu sehen. Und auch unserem Herrn Lehrling einen guten Morgen. Was machen die Verwandlungskünste? Hast du die Dreifach-Transformation noch geschafft?«
    »Fast«, grinste Septimus.
    »Braver Junge«, lobte der Alte.
    »Guten Morgen, Godric«, sagte Jenna. »Wissen Sie zufällig, wo meine Mutter ist?«
    »Zufällig ja, Prinzessin. Madam Sarah wollte in den Gemüsegarten, um Kräuter zu holen. Ich empfahl ihr, das Küchenmädchen zu schicken, aber sie bestand darauf, selbst zu gehen. Eine wunderbare Frau, deine Mutter«, sagte der Alte wehmütig.
    »Vielen Dank, Godric«, sagte Jenna. »Wir werden sie schon ... He, was ist denn?«
    Septimus hatte sie am Arm gepackt. »Sieh mal da«, sagte er und deutete auf eine Staubwolke, die sich dem Palasttor näherte.
    Der Alte schwebte, noch in Sitzhaltung, von seinem Stuhl in die Höhe und spähte, vor dem Eingang in der Luft verharrend, in die Sonne.
    »Ein Dunkelpferd«, meldete seine dünne Stimme. »Und ein Dunkelreiter.«
    Septimus zog Jenna in den Schatten hinter dem Geist.
    »Was tust du denn?«, protestierte Jenna. »Es ist doch nur der Reiter, den wir vorhin schon gesehen haben. Lass uns schauen, wer er ist.«
    Sie trat zurück in die Sonne und beobachtete, wie der Reiter näher kam. Er saß nach vorne gebeugt im Sattel und trieb sein Pferd an. Sein schwarzer Mantel flatterte im Wind. Am Tor hielt er nicht an, sondern galoppierte einfach durch Gudrun die Große hindurch und hetzte die Zufahrt herauf. Unglücklicherweise war Billy Pot noch auf dem Weg zu seinem Rasenstück. Er hatte die Mähmaschine gerade auf die Zufahrt geschoben, als das Pferd heranpreschte. Um ihm auszuweichen, musste Billy mit seiner Maschine abrupt die Richtung ändern. Billy schaffte es, aber die Maschine nicht. Hastige Bewegungen nicht gewohnt, zerfiel sie dort, wo sie stand, in ihre Einzelteile. Die Graseidechsen stoben nach allen Seiten davon, und Billy Pot starrte fassungslos auf den Blechhaufen, der mitten auf der Palastzufahrt lag.
    Der Reiter galoppierte weiter, ohne Billy Pots Verlust und die flüchtenden Eidechsen zu bemerken. Die trommelnden Hufe seines Pferdes wirbelten Staub auf, als er sich dem Palast näherte.
    Jenna und Septimus hatten erwartet, dass er den üblichen Weg zu den Ställen hinter dem Palast einschlagen würde, doch zu ihrem Erstaunen kam er über die Brücke gedonnert. Gekonnt und ohne das Tempo des Pferdes zu bremsen, sprengte er über die Türschwelle und mitten durch Godric hindurch. Jenna spürte die feuchte Wärme des Tieres, als es dicht an ihr vorüberflog. Pferdegeifer klatschte auf ihr Kleid und hinterließ einen großen nassen Fleck. Sie fuhr herum, um sich zu beschweren, doch der Reiter war schon vorbei. In vollem Galopp durchquerte er die Halle. Die Pferdehufe schlitterten über die Fliesen, Funken stoben, und er bog scharf nach links in den dunklen Langgang ein. Der Langgang war ein anderthalb Kilometer langer Korridor, der den Palast wie ein Rückgrat durchzog.
    Godric rappelte sich vom Boden auf und brummte: »Eine Kälte ... eine Kälte ist durch mich hindurchgegangen.« Zitternd sank er auf seinen Stuhl und schloss die durchscheinenden Augen.
    »Alles in Ordnung, Godric?«, fragte Jenna besorgt.
    »Doch, doch«, wisperte der alte Geist. »Danke der Nachfrage, Euer Ehren, äh, danke, Prinzessin, wollte ich sagen.«
    »Ist auch wirklich alles in Ordnung?« Jenna sah den Geist forschend an, doch der war bereits eingeschlafen.
    »Los, Sep«, flüsterte Jenna. »Lass uns nachsehen, was hier los ist.«
    Nach der grellen Sonne draußen kam es ihnen im Innern des Palastes dunkel vor. Jenna und Septimus rannten durch die Haupthalle zum Langgang und spähten in den scheinbar endlosen, schwach erleuchteten Korridor, doch von dem Reiter war nichts mehr zu sehen oder zu hören.
    »Er ist verschwunden«, flüsterte Jenna. »Vielleicht war es ein Geist.«
    »Komischer Geist«, erwiderte Septimus und deutete auf den verblassten roten Teppich, der die großen alten Fliesen bedeckte. Deutlich waren darauf Hufabdrücke zu erkennen. Sie folgten ihnen in den Ostteil des Korridors. Früher, bevor der Oberste
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