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Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)
Autoren: Anne Holt
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schließlich doch aufgemacht. Und: Bei Finn Håverstad ist niemand zu Hause. Es geht jedenfalls niemand ans Telefon, egal, wie oft die Jungs es klingeln lassen.«
    Sie hatte es ja gewußt. Finn Håverstad konnte natürlich ihren Rat befolgt haben und mit seiner Tochter verreist sein. Aber sie wußte, daß das nicht der Fall war.
    »Stell die Namen der Autohalter fest. Sofort. Vergleich sie mit den Namen der …« Sie unterbrach sich und starrte einen Regentropfen von ansehnlicher Größe an, der ganz oben gegen die Fensterscheibe geklatscht war. Als er halbwegs unten angekommen war, fuhr sie fort: »Vergleich sie mit den Namen hier im Haus. Fang in der Ausländerabteilung an.«
    Erik Henriksen stutzte nicht einmal. Er legte einfach auf. Wie auch Hanne Wilhelmsen. Sie drehte sich zu ihrer Zeugin um und entdeckte, daß die schmächtige Frau weinte. Lautlos und verzweifelt. Und Hanne Wilhelmsen konnte sie nicht trösten. Sie konnte ihr natürlich erzählen, was sie im Grunde für ein Glück gehabt hatte, da sie am Samstag, dem 29.   Mai, nicht zu Hause gewesen war. Sie konnte ihr selbstverständlich klarmachen, daß sie sonst vermutlich irgendwo in der Umgebung von Oslo mit durchtrennter Kehle im Boden verscharrt läge. Kaum ein Trost, wehrte Hanne innerlich ab und wandte sich an die Frau.
    »Ich kann dir heute abend noch mehr versprechen: Ich schwöre, daß du hierbleiben darfst. Dafür sorge ich, egal, ob du mir jetzt erzählst, wer dieser Mann ist. Aber es wäre für mich eine enorme Hilfe …«
    »Er heiße Frydenberg. Andere Name weiß ich nicht.«
    Hanne Wilhelmsen stürzte zur Tür.
    Es wurde langsam Zeit. Er fühlte sich leicht und beschwingt, fast froh. Die Lampen hinter den Fenstern im fünften Reihenhaus waren vor über anderthalb Stunden erloschen. Das Gewitter hatte sich nach Osten verzogen und würde vermutlich noch vor Tagesanbruch Schweden erreicht haben.
    An der Haustür blieb er stehen und lauschte, es war nicht nötig, aber sicherheitshalber tat er es. Dann zog er ein Brecheisen aus einer Tasche seines umfangreichen Regenmantels. Es war naß, aber der Gummigriff gewährleistete, daß es fest in der Hand lag. Er brauchte nur wenige Sekunden, um die Tür aufzubrechen. Überraschend einfach, dachte er und berührte vorsichtig das Türblatt mit der Hand. Die Tür gab nach.
    Und er betrat das Haus.
    Ihre Augen jagten über den Zettel, den er ihr hinhielt.
    Olaf Frydenberg, Besitzer eines Opel Astra mit einem Kennzeichen, das ein komischer Kauz in dem Straßenende, wo Kristine Håverstad vor einer Ewigkeit vergewaltigt worden war, notiert hatte. Oberwachtmeister bei der Polizei Oslo, Ausländerabteilung. Er arbeitete seit vier Monaten dort. Vorher war er bei der Polizei von Asker und Bærum tätig gewesen. Wohnsitz: Bærum.
    »Shit«, sagte Hanne Wilhelmsen. »Shit, Shit. Bærum.« Sie starrte Erik Henriksen einen wilden Moment lang an. »Ruf Asker und Bærum an. Schick sie zu der Adresse. Sag ihnen, sie sollen sich die Erlaubnis holen, Waffen zu tragen. Sag, daß wir auch kommen. Und besorg uns um Himmels willen die Erlaubnis dafür!«
    Es gab immer Ärger, wenn Polizisten sich gegenseitig in den Blumenbeeten herumtrampelten. Aber von diesem Beet würden Hanne Wilhelmsen auch zehn wilde Pferde nicht fernhalten können.
    Unten in der Wachabteilung stand ein verdutzter Adjutant, für den das zu allem Überfluß der erste Nachtdienst war. Zum Glück machte ein besonnener Vorgesetzter mit zwanzig Jahren Erfahrung seinen Einfluß geltend. Hanne bekam ihren Streifenwagen und als Gesellschaft einen uniformierten Polizisten. Der ältere Kollege versicherte ihr flüsternd, daß die Waffenerlaubnis vorliegen würde, noch ehe sie ihren Bestimmungsort erreicht hätten.
    »Sirene?«
    Diese Frage stellte der Polizeibeamte Audun Salomonsen. Er hatte sich, ohne sie zu fragen, hinters Lenkrad gesetzt. Hanne war das nur recht.
    »Ja«, antwortete sie, ohne nachzudenken. »Fürs erste jedenfalls.«
    Das Schlafzimmer lag da, wo alle Schlafzimmer liegen. Nicht im selben Stock wie das Wohnzimmer. Von der Diele gingen zwei Schlafzimmer ab, ein Bad und etwas, das aussah wie ein Abstellraum. Eine hölzerne Treppe führte in den ersten Stock, wo er zweifellos ein Wohnzimmer und eine Küche finden würde.
    Aus irgendeinem Grund zog er seine Stiefel aus. Eine Art rücksichtsvolle Geste, zu rücksichtsvoll, dachte er und spielte mit dem Gedanken, seine verdreckten Stiefel wieder anzuziehen. Aber sie gurgelten vor Nässe. Er ließ
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