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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung
Autoren: Ann Westphal
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Erfahrung noch nicht so recht einschätzen konnte - durchaus nicht in sie verliebt. Dessen ungeachtet drängte es ihn, zu erfahren, was sie mit ihm vorhatte. Seine Erregung ließ es ohnehin nicht zu, den Raum zu verlassen. Zugleich war es ihm überaus unangenehm, dass sie sehen konnte, was das Handtuch kaum zu verbergen mochte. Doch durch ihre sanften, aufmunternden Worte, Berührungen und Küsse ergab schließlich ein Schritt den nächsten. Greta musste zunächst sein ungestümes, aus der Unerfahrenheit resultierendes Temperament zügeln. Sie war überrascht von seiner jugendlichen, unkontrolliert hervorbrechenden Wildheit - bislang hatte er auf sie immer eher ein wenig schüchtern gewirkt. Nach seiner Zähmung erwies er sich jedoch als gelehriger und begabter Schüler…

Kapitel 2
    Von nun an teilte Greta ihre Gunst zwischen Vater und Sohn auf, die nichts vom jeweils anderen in der Rolle als ihr Liebhaber ahnten. Da beide Männer von Natur aus eher zurückhaltend waren und sie nicht ständig bedrängten, ließ sich diese Konstellation eine ganze Weile aufrechterhalten. Dank ihrer medizinischen Kenntnisse konnte Greta erfolgreich eine Schwangerschaft verhindern, die ihrem sinnlichen Treiben ein jähes Ende bereitet hätte. Das Dreiergespann wurde schließlich aufgelöst, als Benthin zum Studium in eine weiter entfernte Stadt ging und sich nur noch selten im elterlichen Haus aufhielt. Zu dieser Zeit hatte er begonnen, die Dienste professioneller Damen in Anspruch zu nehmen. Dies wurde von einem Mann seines Alters ohnehin im Allgemeinen erwartet, schon allein, um nicht ohne Erfahrungen in eine Ehe zu gehen. Im Gegensatz dazu wurden Unerfahrenheit und Unkenntnis körperlicher Bedürfnisse für eine - als anständig geltende -  Ehefrau als vollkommen selbstverständlich vorausgesetzt.
    Nun war Benthin selber Mitte Dreißig und sollte eine dieser tugendhaften, völlig unerfahrenen Frauen ganz offiziell in sein Privatleben lassen - das Leben eines Einsiedlers , wie Gerlach gelegentlich scherzend feststellte. Er war der einzige, der sich Benthin gegenüber solche verbalen Freiheiten über sein Privatleben herausnehmen konnte. Er schätzte Gerlachs Rat und Meinung und erlaubte ihm etwas mehr Einsicht in seine Welt als den meisten anderen. Und ihm war bewusst, dass Gerlach recht hatte. Er war ein Einsiedler auf seine Art und Weise: da war zum einen der distanzierte Umgang mit anderen Menschen, zum anderen war auch seine häusliche Umgebung durchaus charakteristisch für ihn. In seinem nicht sonderlich einladenden, aber praktischen Stadthaus herrschten dunkle Farben vor, die Möbel waren massiv und schwer und ebenfalls dunkel. Seiner Umgebung fehlte eine gewisse Leichtigkeit. Freundliches Licht und wohlige Wärme waren Mangelware, und das nicht aus Sparsamkeit - er fühlte sich in dieser Junggesellenhöhle , wie Gerlach sein Haus mitunter bezeichnete, im Grunde recht wohl. 
    Wie sollte er es anstellen, eine Frau kennen zu lernen, die ihn heiraten wollte und für die er im Idealfall auch noch etwas übrig hätte? Es war ihm durchaus nicht entgangen, dass Frauen in Gesellschaften Gespräche mit ihm augenscheinlich recht anregend fanden, doch das Interesse war stets einseitig geblieben. Auch seine Tanzkünste wurden offenbar von der Damenwelt geschätzt - manche schienen seine Nähe geradezu zu suchen. Bislang hatte für ihn jedoch kein Bedarf an der Vertiefung einer Frauenbekanntschaft bestanden, so dass er in solchen Fällen schnell wieder auf Distanz ging. Nun standen die Dinge anders: er wollte sich in der Politik für die Rechte der Schwächeren einsetzen. Seine Erfolge als juristischer Vertreter einzelner, vom Leben weniger Begünstigter, reichten ihm nicht mehr. Er brauchte politische Macht, um seine Ideale besser durchsetzen zu können. Allerdings musste er dazu offiziell in ein Amt mit Einfluss gewählt werden, was ohne ein gesellschaftlich akzeptiertes Privatleben ausgeschlossen war.
    Er beschloss, sich einen zusätzlichen Rat von seinem ehemaligen Professor und väterlichen Freund Preuß zu holen, der mit seiner Frau und den drei Töchtern am Stadtrand in einer Villa mit einem herrlichen, parkähnlichen Garten wohnte. Ein Besuch der Familie würde ihm guttun - er schätzte ihre Gastfreundschaft und die helle, heitere Umgebung, die sein eigenes Zuhause vermissen ließ. Ein Besuch bei seinem Professor und dessen Familie erschien ihm wie ein kleiner Urlaub vom Alltag. Viel zu lange schon war er nicht mehr dort
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