Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sein mit Leib und Seele - Band 09

Sein mit Leib und Seele - Band 09

Titel: Sein mit Leib und Seele - Band 09
Autoren: Olivia Dean
Vom Netzwerk:
etwas zu schlafen. Ich habe um die zehn Stunden totzuschlagen. Ich will in Form sein, mein Vater soll nicht im Geringsten erahnen, was mir passiert ist. Wie könnte er, nach allem? Selbst ich kann das manchmal alles nicht glauben.
    Der Notschlüssel klebt wie gewohnt hinter der Katzenklappe. Es tut gut zu sehen, dass sich manche Dinge nicht ändern. Aber … hier ist jemand. Ich könnte schwören, Schritte gehört zu haben, Musik, Stimmen, dort, aus der Küche …
    „Papa?“
    Wie albern, er liegt im Krankenhaus – oder ist er etwa schon zurückgekommen?
    Ich schleiche hinein. Ich brauche einen stumpfen Gegenstand. Nichts dergleichen im Wohnzimmer … Ich werde den Dieb wohl kaum mit einem Fachmagazin zur Strecke bringen! Ich stehe hinter der Tür, atme tief ein und … nichts! Das Radio läuft. Auf dem Boden liegt eine zerbrochene Tasse, daneben eine Spur dessen, was Kaffee gewesen sein muss. Das Fenster steht offen, die Nachbarin winkt mir aus ihrer Küche zu. Hier also hatte er seinen Schwächeanfall. Ich setze mich. Ich muss mich sammeln, hier gibt es keine Verbrecher. Ich bin zu Hause, in Sicherheit.
    Als wäre ich nie fort gewesen, wartet der Kombi meines Vaters in der Garage auf mich. Auf dem Beifahrersitz stapeln sich Unterlagen und Zeitschriften, sicher auch einige Rechnungen. Vor fünfzehn Jahren hat mein Vater mit dem Rauchen aufgehört und trotzdem riecht es hier drinnen immer noch nach kaltem Tabak. Früher ekelte mich das, aber heute ist es unglaublich tröstlich. Ich schalte das Autoradio ein, sofort springt die Kassette an.
    Es gibt tatsächlich noch jemanden mit einem Kassettenrekorder!
    Countrymusik. Dasselbe Lied, dass wir vor Jahren immer auf meinem Schulweg gehört haben. Wir hatten eine eingespielte Nummer. Er begann zu trällern und ich tat so, als sänge er furchtbar schlecht. Wenn wir dann in die Straße zur Schule einbogen, sangen wir beide aus vollem Hals. Es war lustig.
    Nein, du wirst jetzt nicht heulen, während dieses alte Lied läuft!
    An Charles’ Seite hatte ich ganz vergessen, wie schön es ist, selbst Auto zu fahren. Es tut gut, etwas zu können, mein Leben wieder selbst zu gestalten. Es war richtig, dem Fahrer freizugeben. Das Saint-Lawrence-Hospital ist nicht weit von uns entfernt. Es ist ein mächtiges, uraltes Gebäude, ein wenig heruntergekommen und von einem riesigen Parkplatz umgeben. Es erinnert mich an das Hotel aus
Shining
. Glücklicherweise ist es innen viel moderner und das Personal absolut freundlich. Zweiter Stock, Zimmer 238. Ich trete ein, ohne anzuklopfen. Mist, ich habe ihn geweckt. Am Fuß des Bettes sitzt eine Frau im Alter meines Vaters, sie sieht mich wohlwollend und neugierig an. Ich lächle zurück.
    „Emma, du bist da!“
    Er ignoriert anscheinend seine Besucherin, es ist mir peinlich.
    „Madame wollte gerade gehen. Auf Wiedersehen.“
    Keine Ahnung, in welcher Beziehung sie zueinander stehen, aber es ist eine verdammte Abfuhr. Die Frau geht, offensichtlich traurig.
    „Möchtest du nicht noch ein wenig mit deiner Freundin zusammen sein?“
    „Meine Freund… Nein, nein, nichts dergleichen, ist okay. Komm, setz dich zu mir.“
    Er ist blass und erschöpft. Ich bohre nicht nach.
    „Wie geht’s?“
    Super, Emma, echt schlau!
    Er lächelt.
    „Ich habe schon bessere Tage gehabt …“
    „Entschuldige, wie dumm. Was ist passiert?“
    „Ich hatte einen kleinen Schwächeanfall in der Küche. Die Nachbarin rief den Notarzt und … hier bin ich.“
    „,Kleiner Schwächeanfall‘?“
    „Nichts Ernstes. Reden wir nicht mehr davon … Es geht mir schon viel besser!“
    „Ich würde gern mit einem Arzt sprechen, geht das?“
    „Ja, nehme ich an. Aber ich glaube, der, der mit meinem Fall betraut ist, ist über’s Wochenende weg.“
    „Das kenne ich …“
    „Aber ich habe jetzt wirklich keine Lust, über Medizin zu reden. Wie geht es mit deiner Arbeit voran?“
    Die Fangfrage. Ich würde jetzt gern lügen, aber ich spüre, dass er mir nicht glauben würde. Außerdem belügt man niemanden, der in einem Krankenhausbett liegt.
    Wir unterhalten uns lange. Ich sage ihm die Wahrheit. Nun, zum Teil. Die über mein Studium und meine Arbeit. Ich erzähle auch ein wenig von Charles und erwähne, dass da „etwas zwischen uns“ ist. Er lacht. Er ahnte es schon.
    „Bleibst du lange?“
    „So lange, bis du wieder fit bist.“
    „Ich komme morgen wieder nach Hause, ich würde mich freuen, dich ein wenig in meiner Nähe zu haben. Natürlich nur, wenn du die Zeit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher