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Sein mit Leib und Seele - Band 07

Sein mit Leib und Seele - Band 07

Titel: Sein mit Leib und Seele - Band 07
Autoren: Olivia Dean
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Frau? Denkt er an mich? Was glaubt er? Dass ich abgehauen bin? Er weiß doch genau, dass ich im Zimmer war, als Alice klingelte. Oder ist er pervers? Will er mich eifersüchtig machen? Mich verrückt machen? Er will doch nicht, dass ich bei ihrem Liebesspiel zusehe?‘
    Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Plötzlich habe ich das Gefühl, diesen Mann nicht mehr zu kennen. Als wäre der Weg, den wir bis hierher gegangen waren, mit einer Handbewegung von Alice weggewischt.

    Ich schließe die Augen und atme wieder. Mir schwirrt der Kopf. Nicht ohnmächtig werden! Keinen Lärm machen. Sie dürfen nicht wissen, dass ich da bin, sie sehen und hören kann. Ich stelle mir vor: ich ohnmächtig, nackt, lächerlich, Charles, der versucht, mich zu wecken, Alice im Hintergrund mit spöttischer, triumphierender Miene, die sagt: „Na, Charles, ist das dein kleines Spielzeug, das dir die Wochenenden versüßt?“
    ,Niemals!‘
    Los, klar denken! Ich mache einen Schritt zur hinteren Wand der kleinen Kammer und lehne mich mit dem Kopf und dem Rücken an die Wand. Ich hole tief Luft und lasse meinen Atem durch einen kleinen Spalt meiner zusammengepressten Lippen wieder heraus. Ich lege meinen Kopf nach hinten, hebe die Augen zur Decke, wo ich kleine bunte, mir unverständliche Symbole entdecke. Ich spüre mit meinen Händen, dass die Wand hinter mir nicht kalt ist. Zu meiner Überraschung scheint diese unter meinem Gewicht leicht nachzugeben und sich um einige Millimeter zu verschieben. Mechanisch drücke ich etwas stärker. Ein leises Klicken ist zu hören. Da, ein Lichtstrahl! Dann gleite ich hinab. Ich versuche noch, mich an irgendetwas festzuhalten. Das alles passiert im Bruchteil einer Sekunde. Ich bin nach hinten gefallen und finde mich nun mit dem Hintern auf dem Boden wieder, die Beine gekreuzt, die Ellbogen auf der Erde. Ich brauche zwei Sekunden, um zu verstehen, was passiert ist. Die Wand hat sich geöffnet und ich bin auf die andere Seite gelangt, in ein anderes Zimmer. Eine falsche Wand? Ein geheimer Durchgang? Was soll das alles? Was werde ich noch zu sehen bekommen?
    ,Dieses Parkett, das kenne ich doch, diese Möbel, das Bett … Ich bin bei mir, in meinem Zimmer!‘

2. Explosion
    Was hat das zu bedeuten? Ein Geheimgang zwischen Charles’ Apartment und meinem Zimmer? Und er hat mir nie etwas gesagt? Macht er sich über mich lustig? Und von Zeit zu Zeit kommt er heimlich in mein Zimmer, ist es das? Wenn ich nicht da bin? Ich spüre, wie die Wut in mir aufsteigt. Meine Wangen glühen. Gleich wird mein Schädel explodieren.
    Zu viele Dinge gehen mir im Kopf rum. Ich will nichts mehr wissen, will für einen Moment nichts mehr denken, einen leeren Kopf, ruhigen Kopf. Noch immer am Boden, stütze ich mich auf meine Knie und Arme. Meine Haare versperren mir die Sicht, weshalb ich mit beiden Händen in sie hineingreife und nach hinten streiche. Ich stehe jetzt vor dem Spiegel meines Kleiderschrankes. Ach ja, ich bin ja nackt! Die Ereignisse haben mich abgekühlt. Schnell etwas überwerfen. Ich öffne die Schranktür und greife mein schwarzes Wickelkleid mit den weißen Tupfen. Ein Arm, der andere Arm, ein Band, ein Knoten, das andere Band, der andere Knoten. Die Haare hochgedreht, ein Stäbchen rein, um sie festzumachen. Ein Blick in den Spiegel. Doch, ich bin schön. Doch, auch ich bin sinnlich. Und ich bin eine Frau! Kein Aber! Wer behauptet das Gegenteil?
    Stufe zwei: Kaffee! Eine kleine lila Kapsel in die Maschine, Knopf drücken, dann das bekannte gurgelnde Geräusch meiner alltäglichen Morgenstunden. Ein paar Schlucke der heißen Flüssigkeit und ich tauche langsam aus diesem albtraumhaften Nebel auf. Meine wiedergewonnene Klarheit lässt mich in Richtung Wand blicken, durch die ich fünf Minuten zuvor gefallen war. Alles ist wieder verschlossen. Keine Spur von dieser morgendlichen Reise, so wie mein Leben? Als wäre mein Dasein ins Schwanken geraten und ein Kapitel hätte sich für immer geschlossen?
    Luft, schnell! Ich gehe zum Fenster und öffne es weit. Ich genieße die warmen Sonnenstrahlen, die mein Gesicht streicheln. Ah, die Geräusche der Stadt, ein wenig Leben, das mich weckt! Mein Blick gleitet über die Fenster der gegenüberliegenden Fassade. Flüchtig blicke ich auf das unkomplizierte und glückliche Leben der anderen in diesen Wohnungen … Warum ist das bei mir nicht so? Mein Blick gleitet hinunter auf die Straße. Männer und Frauen strömen wie Ameisen in alle Richtungen. Dann bleibt mein Blick
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