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Seilschaft (German Edition)

Seilschaft (German Edition)

Titel: Seilschaft (German Edition)
Autoren: Jo Perridge , Cliff Morten
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es wagen, seinen Geliebten in diesem Zustand zu lassen? Er hatte Visionen davon, Jason zärtlich herunterzuholen, ihn zu tragen, sich um ihn zu kümmern, aber er stand da, eingefroren, mit einem kalten, berechnenden Blick.
    Er begab sich ins Bad, schlendernd. Er musste all seine Kontrolle aufbieten, um seine Verwirrung nicht zu verraten. Er ließ Wasser laufen und schaltete den Lüfter ein, um alle Geräusche zu übertönen. Schluchzer schüttelten ihn, er sank auf den kalten Kachelboden. So nahe ... er war so kurz davor gewesen, Jason zu brechen, aber nun war er hier, der Gebrochene.
    Er brauchte ein paar Minuten, um in seinen Kopf zurückzufinden. Und eine weitere, um sich das Stehen wieder zu erarbeiten. Er starrte den Fremden im Glas über dem Waschbecken an, den Mann, der seinen Partner lieber schlug, als seine eigenen Gefühle zuzugeben. Es war nicht fair, Jason so hängen zu lassen, weder im wörtlichen noch im übertragenen Sinn.
    Und genau das war es, was er tat, er erkannte das jetzt. Jasons Worte kamen zurück: Das ist es, was du mit deinen Partnern machst, du nimmst alles von ihnen und wirfst sie weg ...
    Nico wusste seit langem, dass er sich nie in jemanden verlieben würde, der ihn bereits von Anfang an begehrte und liebte, der sich ohne Kampf ergab. Blinde Bewunderung konnte er zu leicht haben.
    Manche Menschen können nichts wertschätzen, was nicht viel Geld gekostet hat. So dumm verhielt Nico sich nie. Aber sein Konzept von Liebe war im Grunde ähnlich.
    Der andere musste sich ihm widersetzen, oder Nico konnte ihn nicht respektieren. Der Mann, den er liebte, war immer auch ein Mann, den er besiegen und erobern musste, dessen Widerstand es zu überwinden galt. So-bald der andere keine harte Nuss zum Knacken mehr war, machte er Nico nicht mehr an.
    Wie konnte er von Jason verlangen, sich ihm völlig auszuliefern, wenn er Jasons Vertrauen nicht verdiente?
    Zerbrochen. Nicos Geist war zerbrochen.
    Zum ersten Mal fühlte er das Vernichtende des Augenblicks, als Jason brüllte, dass er ihn hasste, im selben Moment, als Nico sich in ihn ergoss und seine Liebe bekannte. Sie waren diesen Weg gegangen, so weit sie konnten, so weit, wie Nico es ertragen konnte. Jason hatte zu tief in ihm gelesen. Wenn sein Hass aus der Angst entstand, verlassen zu werden ... was sagte das dann über seine wahren Gefühle?
    Er wusste es nicht. Er musste es wissen.
    Er stellte sich zwei Männer vor, die eine geladene Waffe aufeinander richten. Derjenige, der zuerst schießt, wird mit dem anderen sterben, denn dem bleibt immer noch Zeit genug, um selbst auch abzudrücken. Aber was geschieht, wenn einer die Waffe als Erster senkt? Dann kann der andere ihn ohne Risiko töten. Und doch muss einer das tun. Oder sie halten sich für immer in Schach. Wie Nico und Jason.
    Als Nico vom Bad zurückkam, starrte Jason ihn böse an. Traurigkeit lag darunter, in seinem Blick. Ohne ein Wort ging Nico zu ihm und zog den Knoten auf. Jasons Arme fielen taub herunter, und er schwankte. Nico hielt ihn. «Lass mich dir helfen», sagte er und legte Jasons lahmen Arm über seine Schulter. Und dann, zu seiner eigenen Überraschung: «Lass mich dich heilen.»
    Jason öffnete und schloss den Mund ein paar Mal, dann senkte er den Kopf mit einer schnellen, scharfen Bewegung, einwilligend. Halb führte Nico ihn, halb trug er ihn zum Bett, ließ ihn sich darauf setzen.
    Und dann ging er vor ihm auf die Knie.
    Er kniete, neben Jasons schön geformten Füßen, und umfasste die Hand, die er so oft daran gehindert hatte, nach ihm zu greifen. Er nahm Jasons kleine Grunzer und Gesten der Überraschung und des Protests wahr, ließ sich davon aber nicht abhalten. Er nahm die langen Finger zwischen seine beiden Hände. Dann, die Finger ihrer Hände verschränkend, lehnte er sich vor und küsste Jasons Handrücken, jeden Knöchel, das Handgelenk. Er befleckte die Haut nicht mit Speichel, seine Lippen streiften nur die Hand, sachte wie ein Flüstern, aber mit jedem Hauch atmete er seine Verehrung auf Jasons Haut.
    «Was machst du, du blöder Arsch?», knurrte Jason, und es hörte sich schon wieder sehr nach ihm selbst an.
    «Sshhh ...» Noch nicht fähig zu sprechen, fuhr Nico fort.
    Jasons freie Hand ruhte leicht auf seiner Schulter. Die warme Handfläche glitt langsam herab über sein Schulterblatt, über sein Rückgrat.
    «Warum tun wir das, Jason?», fragte Nico langsam, meditativ, «warum ist es immer ein Kampf ... weil wir es nicht anders wollen? Oder weil wir
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