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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse
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nicht: Hinter ihr war nichts mehr!
    Sie rief nach David. Keine Antwort. Seine Hand schien sich aufgelöst zu haben, Nadja spürte sie nicht länger. Sie wollte weitergehen und schien nicht von der Stelle zu kommen, wollte atmen und bekam keine Luft. Es gab plötzlich nichts anderes mehr als das wütende Brüllen des Sturms und diese vorbeitobende Wand aus wirbelndem Schwarz.
    Irgendwo hinter dem Sturm musste es Licht geben. Nadjas Herz machte einen Satz, als sie erkannte, was das schwarze Gestöber war.
    Verbrannte Schmetterlingsflügel.
    Millionen zarter Falter hatte der magische Sturm zerrissen, Millionen kleiner, harmloser Leben ausgelöscht. Nadja wurde so wütend, dass sie für einen kurzen Moment alles andere darüber vergaß. Er genügte. Schnell wagte sie einen Schritt nach vorn – und war aus dem Sturm heraus. Lautlos rotierte er hinter ihr wie ein zweidimensionales, geleeartiges Bild; sie blickte auf ihre Hand, sah Davids Finger und zog den Elfen ins Freie. Cunomorus folgte ihm, und als der König von Lyonesse sein Reich betrat, verschwand der Sturm.
    Er hatte nicht aufgehört, das wussten die drei. Noch immer wütete er um die Grenzen, mit all seiner Macht und Magie. Doch das zählte im Augenblick nicht. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Nadja lächelte erleichtert.

22 Und die Welt wird ein Blütenmeer
    Während Nadja, David und Cunomorus das magische Portal in Merlin’s Cave durchschritten, saß Alebin gerade im Rosenpalast und nahm sein Frühstück ein. Bedienstete huschten um ihn herum, und in der Nähe rekelte sich die Bestie. Es war erstaunlich, wie diensteifrig die Bürger von Lyonesse waren, wenn glühende Katzenaugen jede ihrer Bewegungen verfolgten.
    Plötzlich ruckte ihr Kopf hoch. Die Ohren stellten sich nach vorn, und ihre Pupillen wurden groß. »Es kommt jemand!«, sagte sie.
    Mit einem schnurrenden Geräusch sprang die Bestie von der Liege und trabte zum Balkon. Alebin hörte ihre Krallen, als sie über das schön gemusterte Parkett lief. Unterwegs fauchte sie einen angstschlotternden Lakaien an, er solle ihr gefälligst die Tür öffnen. Das tat er auch, aber wohl nicht schnell genug für die Bestie. Sie packte den aufschreienden Mann und schleuderte ihn mit ihren unheimlichen Kräften über die Brüstung.
    Abrupt endete sein Schrei, und Alebin griff nach seinem Frühstücksei. Er fand Shumoonyas Wutausbrüche erbaulich; sie brachten eine nette Abwechslung in seinen Alltag. Und ein wenig Zerstreuung konnte er brauchen, hatte sich doch in der letzten Dezemberwoche ein unvorhergesehenes Ärgernis aufgetan: Plötzlich, aus heiterem Winterhimmel, war ein Schlag durch Lyonesse gedonnert, der die Tassen zum Klirren gebracht hatte. Ihm waren weitere Schläge gefolgt, und es hatte sich herausgestellt, dass sie keineswegs aus der Tiefe kamen wie anfänglich befürchtet.
    Nein, es war kein Erdbeben, das Alebin seither den Schlaf raubte – es war ein Feind! Ein verhasster, gefährlicher Gegner. Ein Mann, der dem rothaarigen Elfen so inbrünstig nach dem Leben trachtete wie niemand sonst. Der sogar einen Boon über ihn gesprochen hatte, damit nur ja kein anderer das Vergnügen erhielt, ihn zu töten. Liebhaber der Dunklen Königin. Immer verhüllt, immer informiert. Immer da, wo man ihn nicht erwartete: der Getreue.
    Nur gut, dass der magische Sturm so zuverlässig war. Er hatte das schwarze Band aus getöteten Schmetterlingen um Lyonesse geführt, wieder und wieder, und bei jeder Grenzberührung war der Schutzwall verstärkt worden. Keinen Moment zu früh hatte er sich zum unüberwindlichen Hindernis gefestigt! Schon am nächsten Morgen war Eiseskälte ins Land gedrungen, und dieses furchtbare Hämmern hatte begonnen. Mal laut, mal leise … mal war es ein Klopfen, dann wieder ein Dröhnen. Tag und Nacht ging das so. Und es ging Alebin auf die Nerven.
    Aber wenigstens hielt der Wall. Da konnte der verfluchte Kapuzenmann klopfen, soviel er wollte: Er kam nicht herein! Alebin war vor ihm sicher, und das erlaubte ihm, sich ganz und gar auf sein zweites Problem zu konzentrieren. An ebendieses dachte er, als er seinem Frühstücksei den Kopf einschlug, stellvertretend für den kleinen Teufel, der noch immer nicht essen wollte.
    »Dadada«, äffte Alebin ihn wütend nach.
    Was hatte er alles versucht, um Talamh zum Essen zu bewegen? Gaukler mussten antreten und Minnesänger. Ammen gaben sich die Klinke in die Hand. Cor und der Kau legten sich ins Zeug, als ginge es um ihr Leben. Das tat es auch, denn wenn
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