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Sei mein Moerder

Sei mein Moerder

Titel: Sei mein Moerder
Autoren: Volker Ferkau
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Spiegel und dann ist er einfach so gestorben.«
    Mark hatte das Gefühl, eine Faust bohre sich in seinen Unterleib. Er brachte keinen Laut hervor und starrte den Hügel an, unter dem der tote Hund ruhte.
    Wie auch sein Vater für immer ruhen würde.
    »Mama«, versuchte er, Kraft zu bewahren, denn seine Mutter benötigte Hilfe, benötigte Zuspruch, da ihre Trauer keine Grenzen kennen würde. »Mama ... ich komme zu dir. Ich bin in zwei Stunden bei dir.«
    Seine Mutter antwortete nicht, sondern weinte wie ein Kind.
    Mark blinzelte Tränen weg, die sich in seinen Augen sammelten und maßlose Wut bahnte sich ihren Weg. »Ich komme zu dir. Bist du daheim?«
    »Ja, ja, ich bin grad aus dem Krankenhaus gekommen. Es muss so viel geregelt werden. Der Bestatter, der Pastor, der Sarg, eine Zeitungsanzeige, ach ... Mark ... was soll ich nur tun?«
    »Bleib im Haus. Ich bin so schnell wie möglich bei dir.«
    »Fahr vorsichtig, mein Junge«, schluchzte sie. Selbst jetzt konnte sie nicht aus ihrer mütterlichen Haut und machte sich Sorgen. Ich will dich nicht auch noch verlieren!, schwang in diesen Worten mit.
    Mark drückte das Gespräch weg, denn er konnte nicht mehr reden, konnte es ganz einfach nicht.

7
     
    Wilhelm Prenker schüttelte sich den Schweiß aus den Haaren und reckte sich. Seitdem er Kraftsport betrieb, ging es ihm wunderbar. Nachdem er bei einem Einsatz vor zwei Jahren angeschossen worden war, leistete er dem Rat seines Arztes Folge und stemmte Gewichte, betrieb Ausdauertraining, hatte 15 Kilogramm abgenommen und Muskeln bekommen, wo er sie nie vermutet hatte.
    Er war ein zweites Mal geboren worden, und er würde es nicht versauen.
    Sonnenbank, ein guter Friseur, Sport und ebenso sportive Kleidung machten aus ihm einen attraktiven Mann. Er hatte sich einen Jack-Sparrow-Bart stehen lassen und die längeren Haare lagen weich hinter seinen Ohren, was ihn fünf Jahre jünger wirken ließ. Manchmal fragte er sich, wo sich dieser Wilhelm Prenker zuvor versteckt hatte, vermutlich unter einer muffigen Trauerdecke und hinter dem Dunst von Alkohol, den Will jetzt konsequent mied.
    Das bedeutete nicht, dass er seine Frau Veronika, die schwanger tödlich verunglückt war, vergessen hatte. Nachdem er sicher gewesen war, nie wieder zu erwachen, nachdem der Schuss seine Brust zerrissen hatte wie einen fauligen Apfel, empfand er gegenüber dem Leben eine Dankbarkeit, die ihm zuvor fremd gewesen war.
    Nachdem er angetrunken im Dienst einen Fehler begangen hatte, war sein Job beim LKA Vergangenheit. Inzwischen arbeitete er als Privatermittler. Seine Spezialität waren Fälle, die lukrative Belohnungen abwarfen. Sich als Kopfgeldjäger zu bezeichnen, wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Er diente dem Gesetz, führte der Polizei jene Verbrecher zu, die ihnen durch die Lappen gingen und lebte gut davon.
    Es war normalerweise die Staatsanwaltschaft, manchmal auch die Polizei, die entschied, wann eine Belohnung ausgeschrieben wurde. Ausschlaggebend dafür war die Frage, ob die Ermittlungen auch ohne die Hinweise von weiteren Zeugen Erfolg haben konnten. Selten wurden mehr als 10.000 Euro ausgelobt. Auch wenn sich das Gerücht hartnäckig hielt, eine Regel wie 5.000 Euro für Mord, 3.000 für eine Brandstiftung gab es nicht. Weiterhin gab es, wie Will hin und wieder zu spüren bekam, zwei Wörtchen, die leicht überlesen wurden. Bis zu ...
    Wie viel von der ausgeschriebenen Summe ein Hinweisgeber nun wirklich bekam, hing davon ab, wie hilfreich der Tipp für die Ermittlungen war. Es konnte sein, dass man sich die Belohnung mit anderen teilen musste – dann nämlich, wenn mehrere nützliche Hinweise bei der Polizei eingegangen waren. Deshalb bevorzugte Will eine Festnahme. Deutlicher konnte er seinen Alleinanspruch nicht machen. Teilen war keine Option.
    Bis zur Auszahlung brauchte er viel Geduld. Die Belohnung wurde nicht mit der Festnahme eines Täters ausgezahlt, sondern erst dann, wenn dieser rechtskräftig verurteilt war. Das hatte anfangs zu finanziellen Engpässen geführt, nun aber relativierte es sich, da Will fleißig und erfolgreich war.
    Er duschte, zog sich an, überprüfte die 7GJW, die eine stärkere Durchschlagkraft hatte als eine Magnum. Er steckte sie ins Holster und zog die schwarze Lederjacke über die Schultern.
     
     
    Fünf Minuten später saß er in seinem alten VW Golf, den er demnächst auszutauschen gedachte, und weitere zehn Minuten später stand er vor dem Eingang der Molle , einer typischen Berliner
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