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Sei mein Moerder

Sei mein Moerder

Titel: Sei mein Moerder
Autoren: Volker Ferkau
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Eckkneipe. Hier kannte ihn niemand, also würde es ein Kinderspiel werden. Er verfügte über genaue Informationen, wann der Täter hier auftauchen würde.
    Er würde den Mann, der für zwei Morde an alten Frauen verantwortlich war, verhaften und die ausgeschriebene Belohnung in Höhe von erstaunlichen 15.000 Euro kassieren.
    Beim LKA schaffte Will sich nur wenige Freunde mit seinen Alleingängen, doch das war ihm egal. Er war noch immer ein guter Polizist, obwohl außer Dienst, und wenn das sein ehemaliger Dienstherr nicht kapierte und ihn wieder in seine Dienste nahm, sollten sie sehen, wo der Bartel den Most hinbrachte. Er hatte den Vorteil, sich auf einen Fall zu konzentrieren, wohingegen sich auf den Schreibtischen seiner ehemaligen Kollegen die Fälle stapelten. Nicht selten begab Will sich dafür in dunkle Kreise, zu denen er aus seinen Zeiten, in denen er als offizieller Informant fürs LKA gearbeitet hatte, Zugang hatte.
    Er öffnete die Tür.
    Und sah den Mann. Sein Informant hatte die Wahrheit gesagt.
    Es handelte sich um einen breitschultrigen Kerl, der einst lange Haare und einen Bart getragen hatte, und nun mit einem Kahlkopf glänzte und glatter Gesichtshaut. Will blickte sich unauffällig um. Zwei, nein drei Gäste saßen an einem Tisch und redeten  miteinander. Er musste aufpassen, die vermutlich harmlosen Gäste aus einem eventuellen Schusswechsel herauszuhalten. Würde so etwas geschehen, konnte er schneller im Knast landen, als ihm lieb war. Sein Job war nicht ungefährlich, aber er liebte ihn.
    Am Tresen der Gesuchte und der Wirt. Sie steckten die Köpfe zusammen. Will stellte sich neben den Mann und drückte ihm den Lauf seiner Pistole in die Seite.
    »Hände auf den Tresen, Roger Lützer.«
    Der Mann erstarrte, der Wirt machte einen Satz zurück und stieß dabei ein Glas um, das auf dem Boden zerschellte.
    »Ich verhafte Sie nach Paragraph hundertsiebenundzwanzig StPO Absatz zwei, wegen Mordes an Emma Schröter und Dorothea Leisner«, sagte Will. Wieder einmal gingen mit Will die Pferde durch und wie üblich ließ er sie laufen. Dieser Paragraph galt eigentlich nur für die Polizei, und bei denen war er nicht mehr. Eine Privatperson durfte eine Festnahme nur dann durchführen, wenn direkte Gefahr in Verzug ist. Doch wo kein Kläger, da kein Richter, nicht wahr?
    Lützer schien das für einen Scherz zu halten, denn er stieß hervor, ohne sich zu bewegen: »Was quatschen sie über Paragraphen? Mein Name ist Peter Derenbuck.«
    »Die Arme auf den Rücken, den Kopf runter auf den Tresen«, sagte Will ungerührt.
    »Sie machen einen verschissenen Fehler, Mann«, sagte der Mann und fügte hilflos wirkend hinzu: »Außerdem haben Sie mir die Rechte nicht vorgelesen.«
    »Das gibt es in Deutschland nicht, Herr Lützer. Es genügt, dass ich Ihnen den Verhaftungsgrund genannt habe.«
    Der Wirt wurde bleich und schob sich am Tresen entlang.
    Will interessierte nicht, was der Wirt tat. Er war auf den Mörder konzentriert.
    Und dieser auf Will, denn in einer Aufwallung von Todesmut wirbelte er herum und schlug ihm die Waffe aus der Hand. Die 7GJW rutschte über den Boden, knallte gegen ein Tischbein und Lützers Faust in Wills Magen.
    Der Privatermittler ächzte und klappte in der Mitte zusammen. Liebe Güte, der Schlag war hart gewesen und unerwartet gekommen.
    Lützer lief los, versuchte zu fliehen, doch Wills Fuß schnellte vor. Der Mann stolperte und schon war Will hinter ihm, schnappte sich dessen Schultern und riss den Mann von den Beinen.
    Der Mörder war ein Kämpfer, keiner, der aufgab. Will fluchte innerlich. Also doch kein Kinderspiel. Deshalb rückte, im Gegensatz zu TV-Krimis, in solchen Fällen stets eine Sondereinheit aus, um den Täter zu stellen, Fachleute mit Waffen, Tränengas und Kevlar-Westen. Kein Kripomann würde in so einem Fall eine Verhaftung alleine durchführen, auch nicht zu zweit, und falls doch, warteten Disziplinarverfahren auf die Helden oder die Suspendierung.
    Hat er eine Waffe?
    Wird er sie benutzen?
    Lützer war erstaunlich gelenkig und warf sich auf den Rücken. Seine Faust donnerte Will ins Gesicht, dann bäumte er sich auf, rutschte unter ihm weg wie eine seidige Schlange und sprang auf die Beine.
    Meine Pistole! Liebe Güte, meine Pistole!, durchfuhr es Will.
    Alles ging schief. War der Mann verrückt? Oder verzweifelt genug, um sich gegen einen möglichen Schuss zu stemmen?
    Lützer war offensichtlich unbewaffnet, deshalb warf er sich vornüber, und versuchte die
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