Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller
Autoren: Loewe
Vom Netzwerk:
noch jemanden treffen, aber bis dahin bin ich zurück. Kommst du zu mir?«
    »Gern.« Sie unterdrückt einen erleichterten Seufzer.
    »Frieder-Wilhelmi-Bogen 23.«
    Sina tut so, als höre sie diese Information zum ersten Mal. Nie würde sie ihm verraten, dass sie seine Adresse längst herausgefunden und fast täglich Besorgungen im Supermarkt gegenüber erledigt hat, in der Hoffnung, ihm zufällig über den Weg zu laufen.
    »Na komm.« Frederik drückt sie sanft. »Dann bring ich dich wenigstens noch bis zum Bus.« Sie lassen das Schulgelände hinter sich und schlendern die Straße entlang zur Haltestelle. Die Körper eng aneinandergeschmiegt, umfasst Sina jetzt auch seine Hüfte und wünscht sich, der Bus möge nie kommen.
    »Hast du dir inzwischen überlegt, ob du das Team übernehmen willst?«
    »Und Céline?«
    »Céline hat ein Problem mit ihrem Ego. Mag sie dich, hast du Glück. Wenn nicht, bist du weg vom Fenster. Aber so läuft das nicht. Ein Teamkapitän muss absolut neutral sein. Neutral und fair.«
    »Hast du sie schon mal darauf angesprochen?«
    »Ja. Und sie ist nicht besonders glücklich darüber.«
    Sina nickt. Was für eine Überraschung …
    »Aber ich muss ans Team denken.«
    »Vielleicht –«
    »Dein Bus! Schnell!« Frederik lässt sie los und beginnt zu rennen. Sie folgt ihm, dankbar, dass er noch immer die Trikots trägt. Der Bus überholt sie und Frederik setzt zum Sprint an. Die Tragetasche schlenkert wild hin und her, ein Trikot fällt heraus und landet vor ihren Füßen, so leuchtend rot wie das Stopplicht einer Ampel. Als wolle es sie aufhalten. Sie daran hindern, den Bus zu nehmen. Sie zwingen, noch ein paar letzte Minuten mit Frederik zu verbringen. Keuchend erreichen sie die Haltestelle. Sina hüpft neben die Trikottasche, die Frederik bereits im Bus abgestellt hat.
    »Dann bis später.« Er drückt ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Die Türen schließen sich und er springt in letzter Sekunde auf den Gehweg.
    2
    Rik, der Gentleman.
    Wie elegant du die Riesentasche in den Bus gewuchtet hast. Du bist wahrscheinlich nicht mal ins Schwitzen gekommen.
    Wen willst du damit beeindrucken? Sina? Wozu die Mühe? Die himmelt dich doch sogar noch an, wenn du ihr eine zweite Riesentasche auf den Rücken schnallst. Du solltest dir deine Kraft lieber für uns aufheben. Aber das hast du ja nicht nötig, nicht wahr? Ich erkenne es an deinem Lächeln.
    Siegesgewiss. Ekelhaft.
    Du gehst direkt auf mich zu. Aber du siehst mich nicht. Du hast mich nie gesehen. Nicht richtig.
    Vielleicht hast du mich deswegen nie ernst genommen. Selbst jetzt nimmst du mich nicht ernst. Du hältst dich für schlauer. Für unverwundbar. Du denkst, du kannst dich aus jeder Situation herauswinden. Wie damals. Aber das funktioniert diesmal nicht.
    Du glaubst also, du bist uns auf der Spur? Du glaubst, du hast uns im Sack?
    Du solltest vorsichtiger sein. Aufpassen, mit wem du dich triffst. Mit wem du dich anlegst. Oder meinst du, wir werden mit dir nicht fertig? Lass dich überraschen.
    Bis heute Abend, Rik.
    3
    Frederik Lofer.
    Rik.
    Der Mädchenschwarm der Stadt.
    Ihr Freund.
    Wer hätte das gedacht?
    Sina grinst. Und dabei hatte sie ihren Vater für seine Entscheidung gehasst. Von Berlin nach Kranbach. Ausgerechnet Kranbach mit seinen gepflegten Vorgärten und penibel gekehrten Bürgersteigen, alles so sauber und adrett, als wäre man in der heilen Welt von Barbie und Ken gelandet. Keine Punks und keine Skins, keine Penner mit fragwürdigem Pappschildchen und magerem Hund. Dafür Blumenrabatten in Betoneinfassungen. Wohin man sieht: Geranien und Fuchsien, Primeln und Veilchen. Wie eine Blumenbetonpest, die ihre Beulen über ganz Kranbach verstreut hat. Kranbach – das sei vom Spaßfaktor her wie der Umstieg von einer Achterbahn in den Bummelzug, hatte Melle ihr damals prophezeit. Aber Melle konnte nicht ahnen, dass Sina auf Frederik stoßen würde. Noch nie ist sie so gern ins Training gegangen, noch nie hat sie so gut gespielt. Es ist, als peitsche Frederiks Anwesenheit ihre Leistungsfähigkeit in ungeahnte Sphären.
    Der Mann vor ihr erhebt sich und Sina blickt auf. Noch eine Haltestelle. Ihre Gedanken wandern zurück zu Frederik. Weswegen er sie wohl um Rat fragen will? Ob es etwas mit der Schulmannschaft zu tun hat? Eine krasse Sache … Eine lange Geschichte …
    Der Bus hält. Sina schreckt auf, reißt die Trikottasche vom Boden hoch und stürzt zur Tür. Schon nach wenigen Schritten erreicht sie den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher