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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm
Autoren: Any Cherubim
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heute zu beenden. In Amys Lieblingsrestaurant gingen wir Mittagessen.
    Wir plauderten mit Tom wie in alten Zeiten und hatten uns einiges zu erzählen. Die Perskys waren schon sehr lange Freunde der Familie. Tom, der einzige Sohn von Bob und Emilia Persky, war mit uns aufgewachsen. Früher hatte seine Mutter ihn fast täglich zum Spielen gebracht. Sie half Agnes und mit der Zeit wurden die beiden Frauen gute Freundinnen. Onkel Bob ging ein und aus bei uns und Onkel Finley vertraute ihm, daher waren die Perskys die Einzigen, die unser Grundstück betreten durften, wenn Onkel Finley nicht da war. Wir spielten oft Verstecken und verbrachten unsere Freizeit am See. Je älter wir wurden, desto enger wurde mein Verhältnis zu ihm. Dennoch wurden wir nie ein Liebespaar und wahrscheinlich würden wir auch nie eins werden, obwohl ich wusste, dass Onkel Finley es begrüßen würde. Meine Gefühle für ihn waren geschwisterlich. Doch je länger ich ihn ansah, desto mehr fiel mir auf, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Die vielen Nachmittage im letzten Sommer, die wir zusammen am Pool oder auf einer Picknickdecke verbracht hatten, fehlten mir sehr.
    Wir lagen oft in unserem Park und träumten von den Reisen, die wir später machen würden. Tom und ich wollten ganz Europa sehen. Im Geiste sah ich uns, nur mit einem Rucksack bepackt, über die Grenzen der Länder schreiten. Wir stellten uns den Geruch von Freiheit und Abenteuer vor. Fremde Kulturen wollten wir kennenlernen. Manchmal ging unsere Fantasie mit uns durch. Mit fünfzehn erstellte er eine Reiseroute für uns. Von Westen nach Osten durchstreiften wir mit dem Finger auf der Landkarte alle großen Städte, die wir uns zusammen anschauen wollten. Insgeheim wusste ich, dass dies immer ein Traum bleiben würde. Trotzdem liebte ich unsere Vorstellung und träumte mit Tom weiter. Das alles würde ich zu gern mit meinen eigenen Augen sehen.
    Tom, ich und die weite Welt. Doch Träume sind Illusionen. Ich machte mir nichts vor. So wie Onkel Finley uns bewachte, würde er mich niemals gehen lassen. Tom wusste das und seltsamerweise hatte ich nie mitbekommen, dass er die Entscheidungen meines Onkels anzweifelte. Trotzdem konnte ich es in seinen braunen Augen vielversprechend aufblitzen sehen, wenn wir über unsere Tour sprachen. Von all dem wusste Onkel Finley nichts und ich wollte ihn damit auch nicht beunruhigen oder misstrauisch machen. Ich hatte keine Ahnung, ob es gefährlich war, was er beruflich tat, oder ob er viel zu übertrieben seine Grenzen um uns zog.
    »Erzählt, was treibt ihr so den ganzen Tag«, fragte Tom und lehnte sich satt und zufrieden zurück. Ein Kellner hatte gerade unsere Teller abgeräumt und brachte für Tom und Amy das Dessert.
    »Frag lieber nicht! Onkel Finley ist zur Zeit nicht da und wenn nicht gerade Wochenende ist, langweilen wir uns schon sehr. Jade und ich trainieren jeden Tag. Doch meistens warte ich nur darauf, dass etwas Aufregendes passiert«, sagte Amy und fing an, ihren Eisbecher auszulöffeln.
    »Jetzt übertreib mal nicht. Würdest du dich mit mehr Sachen beschäftigen, wäre dir nicht so langweilig.« Ich fand, Amy machte es sich in dieser Beziehung zu einfach. Sie war schlicht und einfach zu faul, sich eine Beschäftigung zu suchen und jammerte lieber über ihr Leben. Ich liebte es, im Park zu lesen, kümmerte mich um meine Hausaufgaben und verbrachte einige Stunden im C.O.B mit Jazz Dance oder dem Training. Es gab immer etwas zu tun.
    »Und wie geht es Onkel Finley? Ist er immer noch mit Alegra zusammen?« Tom grinste bei der Frage und lachte, als Amy und ich, wie auf Kommando, unsere Augen verdrehten. Gleichzeitig strömte Rot aus Amy und mir. Jedoch schloss meine Schwester ihre Poren gleich wieder, so dass nur meine Stimmung für uns beide sichtbar war.
    »Alegra Marten!«, höhnte sie, »wenn ich den Namen nur höre, wird mir ganz schlecht!« Sie nahm einen Löffel voll Sahne und schob sich diesen in den Mund, um den bitteren Geschmack, den Alegra auf ihrer Zunge hinterließ, auszugleichen.
    »Ja, leider! Sie hat ihn vollkommen um den Finger gewickelt. Uns bleibt nur zu hoffen, dass Onkel Finley erkennt, dass sie nur sein Geld interessiert. Morgen Nachmittag kommen sie wieder«, erzählte ich ihm. Tom schüttelte seinen Kopf. Keiner konnte Onkel Finley in dieser Beziehung verstehen. Es war so offensichtlich, dass sie sein Geld mehr liebte, als ihn.
    Er hatte sie vor ein paar Monaten von einer seiner vielen Reisen mitgebracht und seit
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