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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm
Autoren: Any Cherubim
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Lebenswandel ruhiger zu halten, hatten sie davon abgesehen, ihn zu köpfen.
    »Ihr wisst doch ganz genau, dass er noch einige Zeit brauchen wird, bis er wieder einsatzfähig ist.«
    »Ja, ja ... aber ist er sich auch bewusst, welches Risiko wir damit eingehen? Ich hoffe für ihn, dass er begriffen hat, was ein unsichtbarer Schatten bedeutet, sonst könnte auch dein Kopf in Gefahr sein, Luca. Und das wäre wirklich sehr schade, bei deinem Talent und Können«, grinste er falsch wie eine Natter. Ich hatte seine Drohung verstanden und wollte das Gespräch so schnell wie möglich beenden. Die Erinnerung an mein Versprechen verstärkte nur meine Kopfschmerzen.
    »Was willst du, Rabas?« Sofort verschwand das hinterhältige Grinsen und seine Miene wurde ernst.
    »Du bekommst einen neuen Auftrag und diesmal darfst du ihn nicht enttäuschen.«
    Mir war sofort klar, von wem Rabas sprach. Er war mein Meister, mein Gönner, mein Richter und auch mein Todesurteil, wenn es ihm gefiel. Jeder kannte seinen wahren Namen und was noch erschreckender war, wir kannten alle seine Macht, die größer war als alles, was sich die Menschen jemals vorstellen konnten. Er war ein Gott, er entschied über Leben und Tod und nur seiner Gnade war es zu verdanken, dass Matteo noch am Leben war.
    Roy Morgion war sein Name, der unter den Wissenden und unter den Ratsmitgliedern für Furcht und Respekt sorgte. Grausamkeit und Kälte waren die Attribute, die ihn auszeichneten. Härte und Disziplin hatte man uns gelehrt, Befehle ohne mit der Wimper zu zucken, auszuführen.
    Genau diesen Auftrag musste ich nun nutzen, um Matteo wieder in ein besseres Licht zu rücken. Ein enttäuschendes Ergebnis kam für mich nicht infrage.
    Emotionen und Gefühle empfinden wir nur für unsere Brüder, ansonsten waren und sind sie ein lästiges Gepäck in unserem Leben. Dafür gibt es einfach keinen Platz. Doch seit einigen Monaten waren Emotionen in mir, die ich nicht erklären konnte. Ich fühlte mich von ihnen verfolgt. Während ich sie tagsüber gut zu vertreiben wusste, drangen sie nachts bis in meine Träume. Ich ließ mir nichts anmerken und ignorierte den Druck, der sich in meinem Magen aufbauen wollte.
    »Wohin soll es diesmal gehen?«, fragte ich Rabas, der schon wieder grinste.
    »Nach New York. Matteo wird dich begleiten. Eine Maori wird dir alle Informationen bringen.«
    Ich nickte und dachte daran, wie schwer es das letzte Mal gewesen war, Matteo vor Morgion zu verteidigen. Diesmal würde ich nicht zulassen, dass er seinem Vergnügen nachging. Ich würde ihn an seinen Eid erinnern und ihn fürs Erste nicht aus den Augen lassen.
    »Wann sollen wir aufbrechen?«
    »Morgen früh. Er erwartet einen regelmäßigen Bericht.« Rabas machte eine kurze Pause, bevor er weiter sprach, und rückte noch näher zur Kamera. Jetzt war nur noch sein Gesicht zu sehen, das den Umfang des Bildschirmes völlig einnahm. Er drehte sich kurz um, um sicherzugehen, dass er keine Mithörer hatte.
    »Keine Bilder, keine Presse, Luca. Nichts und niemand darf von euch Notiz nehmen. Denkt an euren Schwur und daran, was mit euch passiert, falls Bilder von euch in der Presse auftauchen sollten.« Dann war der Bildschirm schwarz und das Gespräch beendet.
    New York also! Mein letzter Auftrag lag drei Monate zurück. Seit meinem 17. Lebensjahr reiste ich durch die ganze Welt, doch diese Weltstadt war noch nie mein Ziel gewesen.
    Ich klappte den Laptop zu und sah aus dem Fenster. In Gedanken fuhren meine Finger ganz automatisch zu meinem Oberarm und berührten die Stelle auf der Haut, die eine Verhärtung aufwies. Dort lag das Zentrum meines Ichs. Jenes Zeichen, welches mich dazu bestimmte, ein Taluri zu sein. Ich trug es mit Stolz. Damit war ich ein Teil dieser Macht, ein Teil dieser tödlichen Familie, vor der wir alle Angst hatten und die wir doch so sehr liebten.
    Diesmal würde ich nicht versagen. Das durfte ich einfach nicht. Ich würde alles tun, um zu verhindern, dass mein Erschaffer unzufrieden mit mir sein würde, aber auch, dass ich nicht gezwungen werde, meinen besten Freund zu töten, in einem grausamen Spiel, in dem ich mein Wort gegeben hatte.
     

Kapitel 1
     
    Der Mond schien hell in dieser Nacht. Klar war der Himmel und die Sterne glitzerten. Der große Baum vor dem Fenster warf seine Schatten in unser Zimmer. Mit jedem kleinen Windstoß bewegten sich die Äste. Kühl strich die Nachtluft über meinen Körper, die von dem geöffneten Fenster hereinströmte. Meine Haut
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