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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer
Autoren: G O'Carroll
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Männlein und Weiblein getrennt voneinander badeten.
    Molly war praktisch bewusstlos, so dass ich sie hineintragen musste. Im hinteren Teil des Wohnwagens, der durch einen Raumteiler vom Wohnbereich abgetrennt war, befand sich ein Doppelbett. Molly murmelte, sie wolle noch einen Drink, erhob aber keine Einwände, als ich ihr sagte, sie habe schon genug intus. Während ich sie auszog, bewegte sie sich kaum.
    Plötzlich geriet mein Blut derart in Wallung, dass ich sie nahm, sobald sie nackt war. Hinterher setzte ich mich auf die Treppe unter dem Vordach, auf das der Regen prasselte, und trank genüsslich eine halbe Flasche Wein. Die Wohnwagentür stand offen. Molly blieb im Bett liegen. Ich hatte sie schon des Öfteren betrunken erlebt und wusste, dass sie am nächsten Morgen schrecklich verkatert sein würde. Während der letzten paar Stunden hatte sie einen völligen Filmriss gehabt. Es war das perfekte Alibi: Wenn sie wieder aufwachte, würde sie keinerlei Erinnerung an die Ereignisse der Nacht haben. Ich konnte ihr erzählen, dass sie nackt durch die Straßen getanzt war, und sie würde mir glauben. Ich brauchte nur zu behaupten, dass wir zusammen gewesen waren. Das Ganze würde ihr derart peinlich sein, dass sie mit Sicherheit jede Aussage von mir bestätigte.

Sonntag, 31. August, 22:05 Uhr
    Danny war auf dem Glasnevin-Friedhof begraben, nicht weit vom Botanischen Garten. Eva musste zunächst durch das Wohngebiet westlich von Dalcassian Downs und dann über die kleine Brücke, die vor lauter Bäumen kaum zu sehen war.
    Das Licht ihrer Scheinwerfer fiel für einen kurzen Moment auf die Eisenbahnschienen, ehe die ersten Gräber in Sicht kamen. Eva ließ das Auto stehen und ging zu Fuß weiter. Flankiert von Grabsteinen marschierte sie bis zu dem Weg, der in die südöstliche Ecke des Friedhofs führte. Dort schnitt zunächst die Eisenbahnlinie zwischen den Bäumen hindurch, und erst dann kam der Kanal, aber das Grab lag dennoch so nahe wie möglich am Wasser. Danny hatte den Kanal geliebt.
    Während sie dort in der Dunkelheit die Straßenbahn nach Luas und die Autos drüben auf der Finglas Road dahinrauschen hörte, zögerte Eva erneut. Mit einem unguten Gefühl dachte sie an ihre beiden Mädchen. Sie hätte sie auf keinen Fall allein im Haus zurücklassen sollen. Was deren Vater wohl sagen würde, wenn er davon wüsste? Ob er Verständnis hätte?
    Sie hätte sie nicht allein lassen sollen. Aber die beiden schliefen, im Kamin brannte kein Feuer, und hinein konnte auch niemand. In dem Moment wurde ihr klar, dass sie nicht einmal ein Telefon mitgenommen hatte, geschweige denn eine Tasche. Ihr Handy steckte in ihrer Handtasche, und die lag auf dem Tisch in der Diele.
    Zögernd wandte sie sich halb um und blickte über die Reihen derer, die hier auf dem Friedhof schliefen, zurück zu dem dunklen Fleck, der ihr Auto sein musste.
    Versteckt zwischen den Bäumen lauschte er ihren Schritten. Als sie innehielt, konnte er sich genau vorstellen, was ihr durch den Kopf ging: dass die Kinder zu Hause allein waren. Sie waren allein, weil ihr Vater nicht mehr bei ihnen wohnte. Würde er noch zur Familie gehören, dann fiele nichts von dem, was sie hier gerade tat, ins Gewicht. Ihre Anwesenheit ließ seine Schläfen pochen. Er wusste, dass ihr Sohn nach ihr rief und dass sie, nachdem sie nun schon so weit gegangen war, nicht zurück nach Hause eilen würde.
    Während Eva auf die Blumen hinunterblickte, unter denen die weißen Steinchen, die sein Grab bedeckten, kaum noch zu sehen waren, stellte sie sich das Gesicht ihres Sohnes vor. Sie sah ihn in seinem Zimmer, mit einem Rugby-Ball. Wie er sich gerade für die Schule fertig machte.
    Obwohl der Boden vom langen Regen matschig war, ließ sie sich auf die Knie sinken. Die vielen Blumen! Ein Jahr war es nun her, und so viele Leute wollten auf diese Weise seiner gedenken.
    Noch immer beobachtete er sie, wenn auch inzwischen nicht mehr zwischen den Bäumen versteckt. Er stand direkt hinter ihr. Völlig lautlos.
    Sie wirkte so klein und mitleiderregend. Sie ließ die Schultern hängen, als wäre ihr die Last des vergangenen Jahres zu schwer geworden. Als er sie schließlich ansprach, flüsterte er nur: »Eva.«
    Das Geräusch war direkt hinter ihr. Es kam so plötzlich und überraschend, dass Eva vor Schreck aufschrie. Bevor sie sich von der Stelle bewegen konnte, spürte sie eine Hand auf der Schulter und eine zweite auf ihrem Mund. Sie landete bäuchlings auf dem Grab. Dann warf er
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