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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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ihrer Familie zurück, als wäre nichts geschehen? Habt ihr denn mal ihr Alibi überprüft?«
    »Das ist vielleicht eine Frage! Aber du weißt selbst wie das bei Ehepartnern so ist. Sie haben sich gestritten und nun will der eine nicht für den anderen aussagen. Aber weder so noch so ist das viel wert. Eine Kollegin hat vorsichtig mit den Kindern gesprochen. Die Kleine ist mitten in der Nacht aufgewacht, hatte schlecht geträumt. Sie ist dann zu Papa und Mama ins Bett gekrochen. Die große Schwester konnte das bestätigen. Aber natürlich kann die Mutter sich leise davongeschlichen haben. Kinder schlafen fest. Und die Mädchen haben nicht auf die Uhr gesehen. Vielleicht sind sie erst kurz vor dem Frühstück zu den Eltern geschlüpft, lange nach dem Mord.«
    »Na ja. Du glaubst nicht, dass sie es war, nicht? Was meinst du, wann habt ihr die Gesprächsnachweise?«
    »Das kann dauern. Vielleicht will ich es wirklich nicht glauben, dass die Mutter diese Morde begangen hat. Es widerstrebt mir. Und genau deshalb werden wir es gründlich überprüfen. Ein Brief wurde zur Kontaktaufnahme jedenfalls nicht benutzt. Schwester Hilde hat keinen aufgegeben und sie meinte auch, Post habe Frau Markwart nie irgendeinem der Kinder anvertraut. Das war ihr zu persönlich. Und in dem Fall wäre auch das Risiko zu hoch gewesen. Stell dir nur vor, die Bengel hätten den Brief geöffnet und ein Erpresserschreiben darin gefunden!«

55
    Peter Nachtigall schreckte aus dem Schlaf hoch mit der Erkenntnis einen schrecklichen Fehler gemacht zu haben. Er brauchte einen Moment um seine wirren Gedanken zu ordnen, dann schwang er sich aus dem Bett. Ein entrüstet fauchender Kater brachte sich mit einem waghalsigen Satz über den Sessel in Sicherheit.
    Es hatte mit dem zu tun, was Sabine gesagt hatte, das wusste er noch.
    Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er nur eine halbe Stunde geschlafen hatte. Sein Puls raste, während er fahrig Hemd und Hose anzog.
    Emile, er musste das mit Emile besprechen. Mit fliegenden Fingern wählte er die Handynummer des Psychologen. Es klingelte im Nachbarzimmer – gut, er war hier!
    Was hatte Sabine gesagt? Es ging um Johannes, sie wollte ihm was antun.
    »Emile? Ich glaube ich weiß, wer der Täter ist. Nein, nicht Frau Weinreich! Los komm. Wir müssen uns beeilen. Es wird noch mehr Tote geben!«
    Er hörte die Zimmertür aufgehen. Emile war schon mit Hemd und Hose bekleidet. Wie hatte er das bloß so schnell hingekriegt?
    »Ich rufe mein Team zusammen und einen Rettungswagen.«
    Kaum war das erledigt, sprangen sie in Nachtigalls Auto und rasten davon.
    »Sabine wollte Johannes umbringen! Das ist die Lösung! Oh! Ich war so ein Idiot! Hoffentlich kommen wir jetzt nicht zu spät!«, rief Peter Nachtigall ihm verzweifelt zu.
    Emile schüttelte verschlafen den Kopf und beschloss abzuwarten.
    Nachtigall konnte doch unmöglich glauben, seine eigene Schwester sei in diesen aktuellen Fall verstrickt. Verursachte Stress bei ihm vielleicht eine psychische Verwirrung? Er warf ihm einen prüfenden Seitenblick zu. Erregt, aber nicht verwirrt, diagnostizierte er.
    »Angenommen der erste Mord wurde begangen, um einen Störenfried endgültig zu beseitigen, der zweite, um eine Zeugin zum Schweigen zu bringen – was glaubst du, tut der Mörder, wenn er erkennt, seine Rechnung wird dennoch nicht aufgehen? Sein Ziel kann er gar nicht mehr erreichen, allen Bemühungen zum Trotz? Und nun nimm an, all dieser Aufwand diente dem Zweck eine Familie zusammenzuhalten – was wird der Mörder tun?«
    »Da gibt es mehrere Möglichkeiten.«
    »Fass dich kurz!«
    Nachtigall raste über eine rote Ampel.
    »Gut. In der aggressiven Variante wäre es möglich, dass der Täter sich an denen rächt, die seinen Plan haben scheitern lassen. Heißt: er tötet die Versager, die seine Bemühungen nicht verdient haben, taucht unter und beginnt mit würdigeren Partnern neu, wenn die Polizei ihn nicht fasst.«
    »Und die andere Möglichkeit?«
    »In der depressiven Variante würde es bedeuten, dass der Täter seinen Plan als misslungen erkennt. Er interpretiert das als persönliches Versagen. ›Wenn ich mehr getan hätte, wäre der Plan aufgegangen‹, wäre seine Auslegung. Der Täter begeht Selbstmord.«
    »Aha.«
    »Es gibt aber noch eine dritte, denkbare Alternative.«
    »Na los. Wir haben nicht viel Zeit!«
    Der Wagen zog mit überhöhter Geschwindigkeit um die Kurve.
    Emiles Magen protestierte wütend.
    »Es könnte auch sein, dass der Täter seine
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