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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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dem Jungen und seinen Problemen.
    Sabine sah ihn nachdenklich an. »Hör mal. Wir sind eng verwandt und mir kannst du nichts vormachen. Aber ich möchte dir doch zu bedenken geben, dass du nicht aus jedem soundsovielten Fall ein Andenken mit nach Hause nehmen kannst. Erst Casanova und nun Groovi?«
    Nachtigall zuckte ertappt zusammen.
    »Wenn du Angst hast vor der Einsamkeit, falls Jule ausziehen sollte, um irgendwo auf der Welt zu studieren, dann ist das ein schlechter Ratgeber für solch eine Entscheidung. Der Junge sollte nicht Lückenbüßer sein! Diese Rolle hat niemand verdient!«
     
    Michael Wiener und Albrecht Skorubski trafen eine halbe Stunden später ein.
    »Dr. März ist begeistert von deiner heroischen Rettungsaktion. Und die Presse erst«, berichteten sie.
    Nachtigall zeigte auf seinen Arm, seine Lende und dann auf Michaels Finger.
    »Wir sind eben ein Dreamteam. Die Versehrtengarde – echte Musketiere, eben. Skorubski für alle!«, schmunzelte er.
    »Ja, das würde euch so passen. Daraus wird nichts. Skorubski hat seinen Urlaub bewilligt bekommen und wird mitleidslos seine angeschlagenen Kollegen von der Nordsee grüßen!«, gab der Kollege zurück.
    »Wann können wir Frau Meister sprechen?«, wollte Peter Nachtigall wissen.
    »Das kann noch ein paar Tage dauern. Das Blut, das du gesehen hast, stammte von ihr. Sie hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten. Vielleicht als sie gehört hat, wie wir ins Haus eingedrungen sind. Sie wurden genäht und verbunden, sie hat Flüssigkeit bekommen – ob sie auch eine Transfusion hatte, weiß ich jetzt gar nicht. Jedenfalls meint der Arzt, sie sei noch zu geschwächt um irgendwelche Fragen zu beantworten.«
    »Abgesehen davon schweigt sie sowieso. Sie starrt nur vor sich hin«, ergänzte Albrecht Skorubski.
    »Der Psychologe soll sich um sie kümmern. Morgen ist die Beisetzung von Frau Markwart. Ich möchte, dass einer von euch dort hingeht.«
    »Ist gut. Ich gehe«, entschied Michael Wiener.
    Peter Nachtigall fiel auf, wie viel besser der junge Mann aussah. So ein Fledermausbaby zu versorgen schien eine kräftezehrende Aufgabe gewesen zu sein, oder lag es doch daran, dass seine Freundin wieder zurück war?
    »Ich hätte viel früher drauf kommen müssen! Schon als wir die Motive festgelegt haben. Meine Güte, Lara hat uns fast mit der Nase darauf gestoßen! Dann hat Groovi uns von der geschmeidigen Gestalt erzählt und mir waren doch ihre graziösen Bewegungen auch aufgefallen. Und ich habe einfach keine Verbindung zu dem Mord gesehen!«
    »Woher hat sie aber von Frau Markwart gewusst? Angerufen wurde sie jedenfalls nicht von ihr, das wissen wir inzwischen. Einen Brief hat Frau Markwart auch nicht geschickt.«
    »Albrecht, kannst du dich noch an unser erstes Gespräch mit Lara erinnern? Als das Mädchen aus dem Zimmer stürmte, riet sie uns bei Frau Markwart nachzufragen. Frau Meister war zu der Zeit nicht im Raum, aber sie stieß mit ihrer Tochter in der Tür zusammen. Sie wird die letzten Worte aufgeschnappt haben.«

57
    Donnerstag
     
    »Guten Morgen, Frau Meister«, begrüßte Peter Nachtigall die blasse Frau und setzte sich etwas unbeholfen zu ihr an den Tisch in einem der kahlen Verhörräume des Präsidiums.
    Sie sah ihn nur an, nickte dann kaum merklich.
    Der Blick war abwesend, kein Funke blitzte in ihren kalten Augen.
    »Es gibt in diesem Fall noch ein paar Dinge, die ich nicht verstehe. Vielleicht können wir gemeinsam alle Teile so zurechtrücken, dass ein Bild daraus wird.«
    Er schaltete ein kleines Aufnahmegerät ein. Sie verfolgte jede seiner Bewegungen aufmerksam.
    »Ihre Tochter Lara geriet immer mehr unter den Einfluss von Friederike Petzold. Als Sie das Gefühl bekamen, nun würde sie Ihnen Ihre Tochter endgültig entreißen, beschlossen Sie das Mädchen endgültig aus dem Weg zu räumen.«
    »Sechs Jahre – sechs Jahre lang – und dann kommt der Teufel und raubt ihre Seele«, flüsterte sie.
    »Sechs Jahre?«
    Frau Meister atmete tief durch und sah Peter Nachtigall direkt in die Augen. Mit einem Mal schien sich ihr Blick geklärt zu haben, die Schleier waren verschwunden.
    »Als ich meinen Mann kennen lernte, stand er ganz unter dem Einfluss seiner Familie. Ich verliebte mich dennoch Hals über Kopf in ihn und wir heirateten gegen den ausdrücklichen Wunsch seiner Eltern. In deren Augen war ich zu wenig vorbereitet auf eine Verantwortung wie diese«, begann sie mit leiser aber fester Stimme.
    »Ich schien zu jung, zu lebhaft, zu
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