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SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

Titel: SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)
Autoren: Jordan Bay
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holte kräftig mit seinem Schwert aus, doch der Akkadier reagierte schnell und zog seine Beine außer Reichweite. Er stemmte die Stiefel krachend auf die Schneide des Feindes und stoppte dessen Schwung. Der Taryk versuchte panisch, die Klinge zu befreien. Und Roven nutzte den Augenblick, um seinem Leiden ein Ende zu setzen.
    Doch als sich der Akkadier seinem letzten Gegner widmen wollte, löste sich dieser grinsend in Luft auf. Verdammt! Roven hasste es, einen Kampf nicht beenden zu können. Feigling! Er sah sich noch einmal um, doch der Taryk war verschwunden. Auch Naham schlug keinen Alarm, ihre Sinne fanden keine schwarze Aura. Aber in diesem Moment bezweifelte er ohnehin, ob er sich auf die Bestie verlassen konnte.
    Der Unsterbliche verstaute das Schwert in der Scheide am Rücken. Die Wunde am Arm begann sich langsam zu schließen. Außer Atem war er bei diesem kurzen Gerangel nicht gekommen, aber sein Mantel war zerrissen – jedes Mal das Gleiche.
    Roven betrachtete seine Umgebung und entdeckte einen MP3-Player auf dem Boden. Er marschierte an die Stelle, wo er mit der Sterblichen zusammengestoßen war, und hob das winzige Gerät auf. In dem zerkratzten Display spiegelten sich seine weißglühenden Augen wider, unweigerlich musste er an ihr entsetztes Gesicht denken, als sie seine Wandlung entdeckt hatte. Und Roven hatte es gewusst, schon in dem Moment, als er ihre Lippen berührt hatte und ein Beben durch seinen Körper gegangen war. Er verstand nur nicht, warum.
    Sie war bei Weitem nicht die erste menschliche Frau, die er geküsst hatte. Doch diese Reaktion hatte bislang keine bei Roven ausgelöst. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Er hatte für einen kurzen Moment die Kontrolle verloren, hatte sich einer Sehnsucht hingegeben und war schwach geworden. Und genau das durfte ein Akkadier nicht. Er konnte seine Bestie nicht vor sich hertragen und jedem Unwissenden ins Gesicht leuchten. Solch ein Ausrutscher durfte auch Roven nicht passieren, selbst wenn die Sterbliche ihn mittlerweile vergessen hatte.
    Bestimmung.
    Segen.
    Diese Eigenschaft konnte man bezeichnen, wie man wollte. Fakt blieb, Akkadier waren wie Geister. Sie tauchten auf und verschwanden wieder – auch aus den Köpfen der Menschen. Es gab zwar Gerüchte über sie, aber niemand konnte sich wirklich an eine Begegnung erinnern. Und die Regeln der Götter verboten ihnen, sich erkannt und bewusst unter der Bevölkerung zu bewegen. Zu schwer nachvollziehbar wäre die Ursprungsgeschichte für einen Sterblichen. Und wenn die Menschen wüssten, welche Gefahr mit den Taryk unter ihnen weilte – nicht auszudenken!
    Vergessen. Das sollte Roven auch tun. Sich seinen Aufgaben widmen und ihr keine Beachtung schenken. Sicher rührte seine Unbeherrschtheit nur daher, dass er seit ein paar Tagen außer Whiskey nichts Nahrhaftes trank – oder aß. So ein englisches Steak wäre eine willkommene Abwechslung, würde seinen Blutbedarf jedoch nicht vollends befriedigen. Der Akkadier sollte dem Drang nachgeben und sich eine gesunde Frau suchen. Schließlich musste er fit sein für den nächsten Kampf und für die Suche nach Lennart.
    Roven betrachtete den MP3-Player. Wenn der Taryk ihren Geruch aufgenommen hatte, war sie in Gefahr. Also sollte er nach ihr sehen. Das gehörte sich so. Menschenleben retten. Genau . Das war seine Aufgabe. Ein guter Anhaltspunkt wäre das nahegelegene Wohngebiet. Wenn sie joggen war, dürfte ihre Wohnung nicht weit entfernt liegen. Und den Player würde sie bald vermissen. Falls er sie fand, würde er nur nach ihr sehen, überprüfen, ob alles in Ordnung war, und wieder verschwinden.
    So sah der Plan aus.
    Roven durchquerte den Wald. Sein Körper verschmolz mit der Nacht und glitt als dunkler Schatten geräuschlos durch die angrenzenden Straßen. Es war mittlerweile später Abend und die meisten Familien verbrachten die Zeit in ihren Häusern – perfekte Gelegenheit, um sich in Ruhe umzusehen. Er folgte seinem Instinkt. Als Akkadier würde er zwangsläufig beim nächsten Taryk landen, sofern sich einer in der Nähe befand. Das war vorherbestimmt. Wie so vieles andere auch. Zum Beispiel, dass ein Akkadier immer gegen eine Vielzahl von Taryk kämpfen musste, allein deswegen, weil er ihnen körperlich überlegen war. Das Gleichgewicht sollte bewahrt werden, bloß nicht aus der Reihe tanzen. Das gefiel den Schicksalsgöttinnen nicht. Sie trieben ihre Spielchen und verlangten, dass man sich unterordnete, sich ihren Launen ergab und
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