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Seelenfinder

Seelenfinder

Titel: Seelenfinder
Autoren: Rita H. Naumann
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du endlich kommst. Wo warst du denn so lange?“
    „Entschuldige“, sagte sie atemlos und eilte in die Küche, ohne erst ihren Mantel abzulegen.
    „In der Stadt ist die Hölle los. Keine U-Bahn, keine Straßenbahn fährt. I r gendein Oberleitungsschaden sagen sie. Du musst ja halb verhungert sein . “
    „Ich hätte ja essen können", antwortete er trotzig. Er war aufgestanden und machte sich an der kleinen Hausbar einen neuen Drink zurecht.
    Mit dem Glas in der Hand kam er in die Küche hinaus. „Ich war heut mit Loretta im Rosenhof essen und da hab ich Sarah Kamerloh gesehen."
    „Ach ja, deine Jugendliebe, nicht wahr? Hast du mit ihr gesprochen?"
    „Nein, sie war mit einem Kerl zusammen, soll angeblich Notar sein.“
    „Im ‚Tivoli' läuft ein toller Film mit ihr."
    Sie zog den Mantel aus, hängte ihn in die Garderobe und eilte zurück in die Küche, um das Essen zu bereiten, ließ aber die Tür offen und redete mit ihm.
    Er hatte sich auf die Couch gelegt und die Arme unter dem Kopf ve r schränk t . Er starrte zur Decke, hörte halb und halb an, was Melanie in ihrer sprunghaften Art beim Klappern des Geschirrs und dem Zischen des brate n den Koteletts über dieses und jenes zu sagen hatte, und gab einsilbige An t worten, bis sie schließlich mit ihrem Drink hereinkam und sich zu ihm set z te.
    „Was Neues im Verlag ? “, fragte sie.
    „Nichts. Alles wie immer. Das heißt nicht ganz. Eine junge Frau wollte mir eine letzte Arbeit von Rolf Kornhagen verkaufen. Eine halbe Stunde später bekam ich einen Brief von einem Notar , der mir ebenfalls dieses S kript a n bot.“
    „Komische Sache.“
    „Mehr als komisch, aber die Seite, die mir die Kleine zu Lesen gab, hat Kornhagen geschrieben. Da bin ich mir hundertprozentig sicher.“
    „Da wird das S kript von dem Notar eine Fälschung sein. Pass bloß auf, Markus. Nicht, dass es Ärger gibt. Übrigens, ich kann nicht länger bleiben. Die Fortbildung wurde vorgezogen. Ich muss übermorgen nach Berlin z u rück.“ “
    „Ja“, sagte er nachdenklich, „d ein Beruf ist wichtig. “
    „ Im Herbst könnten wir nach Kanada fliegen. Ich habe noch zwei Wochen Urlaub. Wir könnten bestimmt wieder dieselbe Hütte kriegen. Wir könnten wieder Steaks über dem Holzfeuer braten und fischen gehen, vielleicht kommen deine Freunde mit ... “
    „Tja, ich weiß nicht“, meinte er zögernd. „ Bert hat sich von Liesl getrennt und b ald gehen auch die Vorbereitungen zur Frühjahrsmesse los . Wir we r den keine Zeit haben. Aber ich rede morgen mit Bert, vielleicht kann er w e nigstens eine Woche abzwacken.“
    „Prima. Jetzt muss ich nach dem Essen sehen.“
    Sie rannte in die Küche. Im nächsten Moment schlug die Türklingel an. Auf Zehenspitzen kam Melanie zurück und flüsterte:
    „Wer kann das sein?“
    „Sieh doch mal nach.“
    „Gleich halb zwölf. Das ist doch keine Zeit mehr, um Leute zu besuchen!“
    Sie schlich zur Wohnungstür.
    Markus hörte, wie sie die Tür vorsichtig öffnete.
    Unmittelbar danach rief Melanie:
    „Markus komm mal bitte her !“
    „Wer ist es denn?" Dann sah er Fanny Bergholz zur Tür hereinkommen.
    „Entschuldigen Sie, Doktor , dass ich Sie in Ihrer Wohnung aufsuche, aber ich ... "
    „Schon gut kommen Sie herein." 
    Sie trat ins Wohnzimmer, zog den Mantel aus und legte ihn über einen Stuhl, setzte sich in einen Sessel und zündete sich eine Zigarette an.
    „Nun ja, ich wollte nicht bis morgen warten, a lso, was halten Sie von me i nem Angebot?“
      „Erzählen Sie mir doch mehr über diese Angelegenheit, Frau Bergholz.“
    „Was gibt es da groß zu erzählen? Ich habe d ie letzte wissenschaftliche Arbeit, die Rolf Kornhagen kurz vor seinem Tod voll endete. Sie sind Ve r lagsleiter und verlegen wissenschaftliche Arbeiten. Ich möchte die Arbeit verkaufen, und wenn es geht, möglich rasch.“
    „Willst du Frau Bergholz nichts zu trinken anbieten? “, fragte Melanie.
    „Nein“, sagte er. „Ich glaube nicht, dass ich das will.“
    Melanie zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
    „Im Moment habe ich jedenfalls nicht die Absicht. Nicht eher, bis ich h e rausgefunden habe, was das alles zu bedeuten hat.
    De r Notar, Fredy Kaufmann , bot mir dasselbe Manuskript an. Soweit allg e mein bekannt ist, hat Rolf Kornhagen keine wissenschaftlichen Arbeiten
    hinterlassen. Was wird hier gespielt?“
    Sie stand auf, nahm ihren Mantel und zog ihn an.
    „Tut mir leid, Doktor Dornbusch, den Herrn kenne ich nicht. Heu te haben wir Mittwoch.
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