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Seelen

Titel: Seelen
Autoren: Stephenie Meyer
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aber nur aus Gewohnheit. Ich muss nicht fürchten, dass hier jemand auf mich wartet.
    Die kühle Luft fühlt sich himmlisch an.
    Die Küche liegt links von mir. Ich kann die Arbeitsplatte aus Granit schimmern sehen.
    Ich streife mir die Segeltuchtasche von der Schulter und wende mich als Erstes dem Kühlschrank zu. Als beim Öffnen der Tür das Licht angeht, erschrecke ich kurz, aber gleich darauf finde ich den Schalter und halte ihn mit meinem Zeh gedrückt. Ich kann nichts sehen, aber ich habe keine Zeit, zu warten, bis sich meine Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt haben. Ich taste mich voran.
    Milch, Käsescheiben, Essensreste in einer Plastikschüssel. Ich hoffe, es ist das Gericht mit Huhn und Reis, das ich ihn zum Abendessen habe kochen sehen. Das essen wir heute Nacht.
    Saft, eine Tüte mit Äpfeln, Babymöhren. Das ist auch morgen noch gut.
    Ich laufe in die Speisekammer. Ich brauche Sachen, die länger halten.
    Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit, während ich so viel zusammenraffe, wie ich tragen kann. Mmmh, Chocolate Chip Cookies. Am liebsten würde ich die Packung sofort aufreißen, aber ich beiße die Zähne zusammen und ignoriere den Krampf in meinem leeren Magen.
    Die Tasche wird zu schnell schwer. Damit kommen wir höchstens eine Woche aus, auch wenn wir es uns gut einteilen. Und mir ist nicht nach Einteilen zumute, mir ist nach Verschlingen. Ich stopfe Müsliriegel in meine Hosentaschen.
    Eine Sache noch. Schnell gehe ich zur Spüle und fülle meine Wasserflasche auf. Dann halte ich den Kopf unter den Strahl und trinke direkt aus dem Hahn. Das Wasser macht komische Geräusche, als es in meinem hohlen Magen auftrifft.
    Panik steigt in mir auf, jetzt, wo ich meine Aufgabe erfüllt habe. Ich will hier raus. Die Zivilisation ist tödlich.
    Auf dem Weg nach draußen sehe ich auf den Boden, um mit meiner schweren Tasche nicht zu stolpern.
    Deshalb bemerke ich die dunkle Silhouette auf der Terrasse auch erst, als ich schon die Hand am Glas habe.
    Ich höre seinen gemurmelten Fluch genau im selben Moment, als mir ein ängstliches Quieken entschlüpft. Ich fahre herum, um zur Vordertür zu rennen, und hoffe, die Riegel sind nicht vorgeschoben oder zumindest nicht allzu schwer zu öffnen.
    Ich komme keine zwei Schritte weit, bevor raue, grobe Hände mich an den Schultern packen und an seinen Körper pressen. Zu groß, zu stark für eine Frau. Die tiefe Stimme gibt mir Recht.
    »Ein Mucks und du bist tot«, droht er schroff. Voller Entsetzen spüre ich, wie sich eine schmale, scharfe Klinge in die Haut unter meinem Kinn drückt.
    Das verstehe ich nicht. Ich dürfte eigentlich keine Wahl haben. Wer ist dieses Monster? Ich habe noch nie von einem gehört, das das Gesetz bricht. Ich antworte auf die einzig mögliche Weise.
    »Na los«, zische ich zwischen den Zähnen hervor. »Tu’s einfach. Ich will kein dreckiger Parasit werden!«
    Ich warte auf das Messer und mir bricht das Herz. Jeder Herzschlag hat einen Namen. Jamie, Jamie, Jamie. Was wird jetzt aus dir?
    »Ganz schön gerissen«, murmelt der Mann und es klingt nicht so, als würde er mit mir sprechen. »Muss eine Sucherin sein. Also ist das hier eine Falle. Woher wussten sie davon?« Der Stahl verschwindet von meinem Hals, nur um von einer eisernen Faust ersetzt zu werden.
    Ich bekomme kaum noch Luft.
    »Wo sind die anderen?«, fragt er, während er zudrückt.
    »Ich bin allein!«, krächze ich. Ich darf ihn bloß nicht zu Jamie führen. Was wird Jamie tun, wenn ich nicht zurückkomme? Jamie hat Hunger!
    Ich ramme ihm meinen Ellbogen in den Magen - und das tut höllisch weh. Seine Bauchmuskeln sind genauso eisenhart wie seine Hand. Was äußerst seltsam ist. Um solche Muskeln zu bekommen, muss man entweder ein hartes Leben führen oder besessen sein, und auf die Parasiten trifft keins von beidem zu.
    Er ächzt noch nicht mal bei meinem Schlag. Verzweifelt ramme ich ihm meinen Absatz in den Spann. Das trifft ihn unvorbereitet und er wankt. Ich reiße mich los, aber er packt meine Tasche und zieht mich wieder zu sich heran. Seine Hand umklammert erneut meinen Hals.
    »Ganz schön rebellisch für einen friedliebenden Bodysnatcher, oder?«
    Seine Worte ergeben keinen Sinn. Ich dachte, sie wären alle gleich. Aber ich vermute mal, dass es auch unter den Parasiten ein paar Durchgeknallte gibt.
    Ich kratze und schlage um mich, um seinen Griff zu lockern. Meine Nägel erwischen seinen Arm, aber er umfasst meinen Hals nur noch fester.
    »Ich
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